Welche Richtung der Wohnungsbau eingeschlagen hat

Vorarlberg / 08.11.2021 • 04:00 Uhr
Welche Richtung der Wohnungsbau eingeschlagen hat

In der jüngsten Vergangenheit sind die Bewilligungen nach oben gegangen.

SCHWARZACH Michael Klien, gebürtiger Vorarlberger und Wohnbauexperte beim Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO, sieht eine durchaus erfreuliche Entwicklung:

Landesweit ist heuer im ersten Halbjahr die Errichtung von 1540 Wohnungen bewilligt worden. In der jüngsten Vergangenheit waren es durchwegs mehr, im „Rekordjahr“ 2017 handelte es sich im Vergleichszeitraum um 2154. Die Entwicklung ist also rückläufig, und laut Klien ist das gut so.
Im ersten Quartal sind die Zahlen noch in die entgegengesetzte Richtung gegangen; nach oben. Im Gespräch mit den VN erklärte der Experte damals, der Wohnbedarf wäre langsam gesättigt. Weiterhin treibend sei jedoch „das Investitionsmotiv“. Das sei kritisch: „Ich befürchte eine Überhitzung des Marktes, die Preise gehen durch die Decke“, so Klien vor dem Sommer.

„Zusätzlicher Wohnbau ist weiterhin das beste Rezept gegen zu hohe Wohnkosten.“

Die Aussichten haben sich nun geändert: „Der Wohnungsbau normalisiert sich, der Boom kommt zu einem Ende.“ Wobei entscheidend sei, dass das allmählich und nicht abrupt geschehe. Leicht verzögert zu einem österreichweiten Trend gab es zuletzt auch in Vorarlberg weniger Bewilligungen. Unterm Strich entsprechen die nunmehrigen Verhältnisse etwa denen des Jahres 2015, bewegen sich aber noch immer auf einem deutlich höheren Niveau als zu Beginn der 2010er Jahre (siehe Grafik). Die Normalisierung betrifft laut Klien vor allem den „Mehrgeschossbau“, also Anlagen mit mehreren Wohnungen: „Der Einfamilienhausbau ist relativ stabil.“

Welche Richtung der Wohnungsbau eingeschlagen hat

Zahl der Haushalte gestiegen

Was die Bewilligungsstatistik nicht verrät, ist, in welcher Preisklasse wie viele Eigentums- oder Mietwohnungen entstehen. Sprich: Gerade für Menschen mit weniger Geld kann es schwierig bleiben, etwas Passendes zu finden. „Zusätzlicher Wohnbau ist weiterhin das beste Rezept gegen zu hohe Wohnkosten“, so Klien. Grundsätzlich bleibt die Bevölkerungsentwicklung jedoch ein Faktor, von dem sich der Wohnbau nicht dauerhaft entkoppeln kann, wie er bestätigt: In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Haushalte in Vorarlberg stärker gestiegen als sie es laut Prognose der Statistik Austria in den kommenden 20 Jahren tun wird. Von 2011 bis 2021 kamen 19.587 dazu, von heute bis 2041 könnten nur noch weitere 18.782 folgen. Zum größeren Teil wird es sich dabei um Ein-Personen-Haushalte handeln. Das hat naturgemäß auch Einfluss auf den Bedarf: Waren in den vergangenen Jahren unabhängig von der Preisklasse sehr viele Wohnungen erforderlich, sind es in Zukunft weniger und eher kleinere.