Tanja und ihr Weg aus der Dunkelheit

Tanja Payer (43) aus Ludesch erkrankte mit 26 Jahren an Multipler Sklerose (MS) und erblindete. Heute sieht sie wieder und hilft anderen Menschen.
Ludesch Tanja Payer war jung und machte gerne Party. In ihrem 26. Lebensjahr passierte etwas, das ihr Leben auf den Kopf stellte und all ihre Träume zerplatzen ließ. „Als ich aus dem Bus stieg, knickte mein rechtes Bein ein. Ich setzte mich auf eine Bank, weil ich mich kaum mehr auf den Füßen halten konnte und dachte mir: ,War das jetzt ein Schlaganfall?“ Die angehende Kranken- und Altenpflegerin suchte sofort einen Arzt auf. „Ich schilderte ihm den Vorfall und sagte ihm auch, dass mein Auge seit längerer Zeit schmerzt und ich nicht mehr gut sehe.“ Die Diagnose des Arztes löste bei Tanja (heute 43) einen Weinkrampf aus. „Der Doktor vermutete, dass ich an Multipler Sklerose leide.“ Der Verdacht wurde zur Gewissheit, als man ihr aus dem Rückenmark Flüssigkeit entnahm. „Die Untersuchung ergab, dass ich an einer besonders schlimmen Form von MS leide.“ Diese Hiobsbotschaft verkraftete die junge Frau nur schwer. „Eine Woche lang weinte ich bloß.“ Unter die Trauer über den Verlust der Gesundheit mischtensich Zorn und Panik. „Ich fragte mich, warum es gerade mich getroffen hat und befürchtete, dass mein Leben jetzt gelaufen ist und ich nichts mehr tun kann.“
“Ich liebe Musik. Sie rettete mein Leben. Sie war mein Trost.”
Tanja Payer, Invaliditätsrentnerin
Die Krankheit schritt bei der jungen Ludescherin schnell voran. Es dauerte nicht lange und sie konnte nur mehr mit Krücken gehen. „Manchmal benötigte ich einen Rollstuhl.“ Auch die Augen ließen sie immer mehr im Stich. Das ging so weit, dass ihr rechtes Auge ganz erblindete und das linke Auge nur mehr eine ganz geringe Sehkraft hatte. „Ich sah nur noch Geister.“ Tanja tat sich nicht leicht, sich in ihr Schicksal zu fügen. Aber sie erkannte schnell, dass sie zwei Möglichkeiten hatte: „Entweder du kämpfst weiter oder du gibst auf.“ Bei einem Spaziergang an einem sonnigen Tag entschied sich die kranke Frau fürs Weitermachen. „Ich sah die Sonne am Himmel nicht. Aber ich spürte die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Da erkannte ich, dass das Lebe schön ist, auch wenn man nichts sieht.“ Musik half ihr, ihr Schicksal zu bewältigen. „Ich liebe Musik. Sie rettete mir das Leben, sie war mein Trost.“ Halt gaben ihr auch ihre Familie und ihr damaliger Freund.
Der höheren Macht unendlich dankbar
Eine Wende zum Guten brachte das Jahr 2012. „Ich machte eine Chemotherapie und nahm ein neues Medikament ein. Ab da ging es aufwärts.“ Tanja kam wieder auf die Beine. „Ich habe langsam wieder laufen gelernt.“ Heute meistert sie kleinere Strecken sogar ohne Krücken. Auch das Augenlicht kam wundersamerweise nach und nach zurück. „Die Ärzte können es sich nicht erklären, warum ich heute wieder sehen kann.“ Ihr Leben bekam wieder eine andere Qualität. „Jetzt kann ich wieder malen. Das ist eine große Leidenschaft von mir. Eigentlich hätte ich ja am liebsten Kunst studiert.“
Tanja glaubt, dass es eine höhere Macht gibt, die alles lenkt. „Ich bin ihr unendlich dankbar dafür, dass ich wieder sehen kann.“ Die Dankbarkeit der Invaliditätsrentnerin ist so groß, dass sie dem Leben etwas zurückgeben und Gutes tun will. Seit einiger Zeit engagiert sie sich für den Verein Tischlein deck dich, der
Tanja glaubt, dass es eine höhere Macht gibt, die alles lenkt. „Ich bin ihr unendlich dankbar dafür, dass ich wieder sehen kann.“ Die Dankbarkeit der Invaliditätsrentnerin ist so groß, dass sie dem Leben etwas zurückgeben und Gutes tun will. Seit einiger Zeit engagiert sie sich für den Verein Tischlein deck dich, der Lebensmittel an bedürftige Menschen verteilt. „Ich gebe Getränke aus.“ Es macht ihr Freude, für andere Menschen etwas zu tun. „Ich helfe gerne.“ Ihr ehrenamtliches Engagement bei der Hilfsorganisation bleibt nicht unbelohnt. „Ich kann Lebensmittel mit nach Hause nehmen. Das freut mich sehr, zumal ich nur eine kleine Rente beziehe.“