Wenn Umsatz nicht mehr alles ist

Vorarlberg / 13.12.2021 • 22:39 Uhr
Einkehren wie gewohnt: Das gefiel Anni und Johann Aber. 
Einkehren wie gewohnt: Das gefiel Anni und Johann Aber. 

Große Freude in Handel und Gastronomie über Öffnung bei Kunden und Geschäftsleuten.

Dornbirn Dornbirn Innenstadt am Montag, dem 13. Dezember 2021. Kein Menschengewusel am Marktplatz wie noch in unschuldigen Vorweihnachtszeiten früherer Jahre, die Stände des Weihnachtsmarktes sind menschenleer. Aber abseits davon herrscht doch etwas Leben. Shopper mit Einkaufstaschen huschen aneinander vorbei. Und im San Marco, mitten im Zentrum, herrscht endlich wieder Betrieb. Es ist 11.45 Uhr. „Gewöhnlich ist das Lokal um diese Zeit schon fast voll. Heute noch nicht“, sagt Geschäftsführer Agron Saiti. Er jammert nicht. Im Gegenteil. „Wir sind froh, wieder offen haben zu dürfen. Die Stammgäste lassen uns nicht im Stich.“

Am ersten Tag des Lockdowns kehren auch Anni und Johann Aber (beide 70) im San Marco ein. „Wir kommen immer wieder gern hierher. Wir waren einkaufen. Und jetzt eben einkehren. Ein schönes Gefühl, das wieder zu dürfen“, sagt Anni.

Gemeinsam durch

Einen Steinwurf entfernt im Kosmetik- und Fußpflegesalon Le Duigou. Auch dort kriegt man im Laden zwar keine Platzangst, trifft aber auf freundliches Personal. Filialleiterin Ulrike Blum bedient gerade ihre Tante Isabella. „Wir freuen und so, endlich wieder Kunden vor Ort beraten zu dürfen“, drückt Ulrike Blum ihren Gemütszustand aus. Sekundiert wird sie von ihrer Tante. „Es ist einfach schön. Alle Geschäfte rund um uns herum haben wie wir unter der Situation gelitten. Wir haben uns aber gegenseitig Mut zugesprochen und freuen uns jetzt auch gemeinsam über die Wiederöffnung.“ Auf den Umsatz achte man derzeit gar nicht so. „Dass wir circa 50 Prozent Einbußen haben, lässt sich ja nicht mehr rückgängig machen. Wir freuen uns, dass wir wieder persönlich für unsere vielen Stammkunden da sein können. Die Online-Kommunikation ist einfach nie und nimmer dasselbe.“

Alle lächeln

Zufrieden ist man mit dem ersten Vormittag in neuer Freiheit im Ecco Shoe Store schräg vis-à-vis vom Le Duigou in der Schulgasse. „Gleich in der Früh kamen viele Leute ins Geschäft. Da war echt was los“, erzählt Verkäuferin Nadine Volz. Jetzt, gegen halb eins Mittag, ist nur Cihan Usta im Geschäft. Er kauft sich Winterschuhe. „Ich brauche dafür ein Geschäft, will probieren und beraten werden“, erklärt der Kunde, während er sich einen Schuh anzieht. Dina Schlichting ist in ihrem Element. „Heute ist ein ganz besonderer Tag. Sowohl die Kundschaften als auch wir Verkäuferinnen lächeln permanent. In einer gewöhnlichen Vorweihnachtszeit mit viel Stress gäbe es so etwas nicht.“

Die Freunde als Sicherheit

Beste Laune und Ausgelassenheit herrscht auch beim Friseur Gülti in der Mozartstraße. „Wir haben an einem Montag sonst nie offen“, berichtet der gleichnamige Chef. „Aber in einer solchen Situation in dieser Zeit wollten wir einfach auch am Montag zur Verfügung stehen.“ Nadine Volz ist eine der Kundinnen an diesem besonderen Tag. „Ich lass mir jetzt die Weihnachtsfrisur machen“, teilt sie mit. Dafür zuständig ist Lara, die Tochter des Chefs. Dieser verpasst den beiden Söhnen Volz‘ einen flotten Schnitt. Einschüchtern lassen will man sich von der Coronakrise im Friseurladen nicht. „Wir haben ja unsere Stammkunden“, betont Gülti. „Ach was“, ergänzt er und setzt noch einen drauf. „Das sind nicht unsere Stammkunden, sondern unser Freunde. Und wenn du Freunde hast, muss dir nicht bange sein.“

„Wir freuen uns so, unsere Kunden endlich wieder vor Ort beraten zu dürfen.“

Ob beim Kosmetiker Le Duigou (oben) oder im Schuhgeschäft: Verkäufer und Kunden freuen sich über offene Geschäfte. Die Freude war überall groß.
              
              VN/Paulitsch
Wenn Umsatz nicht mehr alles ist