Gnadenfrist für trächtige Kuh

Vorarlberg / 14.12.2021 • 20:16 Uhr
Vater und Sohn Vaschauner mit ihren Kühen im Betrieb. Es herrscht TBC-Verdacht. VN/Steurer
Vater und Sohn Vaschauner mit ihren Kühen im Betrieb. Es herrscht TBC-Verdacht. VN/Steurer

Nach TBC-Verdacht wehrten sich Vater und Sohn Vaschauner gegen Behörde

Satteins Am Vaschauner-Hof in Satteins mit seinen 120 Stück Vieh herrscht Niedergeschlagenheit. Beim TBC-Test durch einen Tierarzt am vergangenen Samstag wurden zwei Mutterkühe positiv getestet. Eine der Kühe war hochträchtig. Das System begann zu greifen. Die Kühe hätten ehestbaldig in die Tierkörperverwertung nach Koblach zur Tötung gebracht werden sollen. Doch die Behördenvertreter hatten nicht mit dem Widerstand von Reinhard (Vater) und Ingo (Sohn) Vaschauner gerechnet.

„Wir wollten nicht mitansehen müssen, wie die trächtige Kuh samt Kalb getötet wird. Die Kalbung steht unmittelbar bevor, die Kuh soll ihr Junges zuerst auf die Welt bringen dürfen.“

Zeichen setzen

Bald waren Landesveterinär Norbert Greber sowie Amtstierärztin Martina Reitmayr und deren Stellvertreterin am Hof, um die Tierbesitzer von der Notwendigkeit der schnellen Liquidierung der betroffenen Kühe zu überzeugen. „Aber wir waren damit nicht einverstanden“, sagt Reinhard Vaschauner (65). Was die Landwirte so erzürnte: „Ich bin Jäger im Silbertal, mein ältester Sohn war dort Aufseher. Wir sehen, was dort beim Wild an Verseuchung toleriert wird, und wie schnell bei uns Tiere nach einem TBC-Verdacht getötet werden.“

Sie wollten ein Zeichen setzen, betonen Vater und Sohn. Immerhin wurde ihnen nach Rücksprache mit Landesrat Gantner zugestanden, die trächtige Kuh noch über den Montag hinaus im Stall zu behalten. „Sie darf jetzt noch am Hof kalben“, sieht Ingo Vaschauner“, doch einen Teilerfolg der Protestaktion. Ingo hofft sogar, das Kalb vor der Schlachtung retten zu können. Für die Mutter gibt es diese Chance nicht.

Risikoalpen

Die betroffenen Kühe sömmerten auf Alpen in den bekannten Risikogebieten im Silbertal und am Arlberg. Im Silbertal, konkret bei der Alpe Dürrwald, hat Reinhard Vaschauner selbst eine kleine Jagdpacht. Sohn Mario war im Silbertal bereits Jagdpächter. Beide sind überzeugt: „Es wird dort gegen die TBC-Prävalenz und die viel zu starke Präsenz von Rotwild überhaupt nichts getan. Aber in den Viehbetrieben geht es den Tieren sofort an den Kragen. In die Seuchengebiete wird nach wie vor massenhaft Kraftfutter geschleppt, der Wildbestand nimmt eher zu als ab.“ Mario Vaschauner berichtet, dass ihm stets Hürden aufgebaut wurden, wenn er versucht habe, härtere Maßnahmen durchzusetzen. Vater Reinhard beklagt unter anderem, dass man die genehmigten Regulierungsgatter einfach nicht in Betrieb setze.

Gantner kontert

Dass die TBC-Prävalenz beim Wild, so wie von den Vaschauners behauptet, im hinteren Silbertal bei rund 30 Prozent liegt, wird vom Land dementiert. Die aktuellen Zahlen belaufen sich nach offiziellen Informationen im TBC-Bekämpfungsgebiet auf 11,1 Prozent, in der Wildregion 2.1 (Bartholomäberg-Silbertal) bei 13,6 Prozent.

Landwirtschaftslandesrat Christian Gantner (41) versteht die Emotionen der Vaschauners. „Ich bin selbst Landwirt, und weiß, was der Verlust von Tieren bedeutet.“ Die hohe TBC-Prävalenz beim Wild in den Risikogebieten streitet er nicht ab. „Aber es ist nicht so, dass nichts passiert wäre. Es wurden in der letzten Zeit große Anstrengungen unternommen, 1er-Hirsche darf man nur nach Erfüllung einer gewissen Abschussquote schießen, Regulierungsgatter sind prinzipiell erlaubt. Nur müssen das die Grundbesitzer genehmigen.“

Außer dem Vaschauner-Hof ist ein zweiter Viehbetrieb im Bezirk Bludenz von einem positiven TBC-Test betroffen. Ein Rind im Klostertal wurde getötet.

Gnadenfrist für trächtige Kuh
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