Kleinschulen als Personalreserve

Volksschuldirektor Christoph Wund sieht Optionen in Zeiten von Lehrermangel.
Bregenz, Lustenau Direktor Christoph Wund von der Volksschule Lustenau-Kirchdorf sieht sich mächtig unter Druck. „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich im kommenden Schuljahr für alle Klassen klassenführende Lehrer finden soll. Wir sind personalmäßig am Anschlag, haben jetzt schon drei Klassen mit 27 Schülern, fünf weitere mit 24 und andere mit 22 und 23 Kindern.“ Wund begrüßt die soeben präsentierte Neuordnung der Ressourcenzuteilung, die sich nach dem Bedarf der Schüler orientiert und nicht nach der Anzahl der Klassen.
Die Idylle des Kleinen
Doch der langjährige Direktor möchte noch ein anderes Kriterium berücksichtigt sehen. „Wir können meiner Meinung nach nicht umhin, auch die Kleinschulen verstärkt in die Ressourcenfrage miteinzubeziehen. Selbst wenn das bedeutet, dass die eine oder andere dieser Schulen schließt und dadurch Lehrer für große Schulen zur Verfügung stehen, die personell aus dem letzten Loch pfeifen.“
Wund nennt Beispiele. „Allein rund um Dornbirn befinden sich fünf Kleinschulen. Dort sind mehrere Lehrer für wenige Schüler im Einsatz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass überall die Schließung eines Standorts gleich den Zerfall einer Dorfgemeinschaft bedeutet.“ Es bedeute einen Riesenunterschied, ob eine Lehrperson in einem unproblematischen Umfeld 15 Schüler unterrichte, oder es in einem komplexen sozialen Umfeld mit 27 Kindern in einer Klasse zu tun hat.
Tatsächlich gibt es Schulen mit wünschenswerten Schüler-Lehrer-Zahlenverhältnissen. Ein Beispiel: Die Volksschule Dornbirn-Heilgereuthe meldete für das vergangene Schuljahr 15 Schüler, die von fünf Pädagogen unterrichtet wurden.
Wund möchte nicht die Kleinschulen per se in Frage stellen. „Über eine Dorfschule wie etwa jene in Damüls muss man nicht diskutieren.“ Was er möchte, ist eine emotionslose und analytische Diskussion über sinnvoll Ressourcenverschiebungen unter grundsätzlicher Einbeziehung von Kleinschulen.
Land für Kleinschulen
Kritisiert hat schon der Rechnungshof die Schulstruktur Vorarlbergs. Für das Jahr 2015/2016 verwies die Prüfungseinrichtung auf die hohe Zahl an nieder organisierten Volksschulen, das sind Volksschulen, an denen der Unterricht schulstufenübergreifend stattfindet. Als Beispiel wurden Alberschwende mit vier Volksschulen und St. Gallenkirch mit drei primären Bildungsstätten angegeben. Der Rechnungshof empfahl Optimierungen.
Doch der Erhalt der Kleinschulen ist für das Land Vorarlberg ein großes Anliegen und wird politisch auch klar so definiert, auch wenn Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink das nicht als Dogma verstanden wissen will. Sie macht jedoch unmissverständlich klar: „Wir stehen politisch zu den Kleinschulen. Die sind bei der nun in Angriff genommenen neuen Ressourcenzuteilung im System auch gewiss keine Gewinner. Aber eine Schule zu schließen, ist ein großer Schritt. Der darf nicht leichtfertig gesetzt werden. Schulen sind schließlich auch Teil einer dörflichen Infrastruktur.“
„Wir können nicht umhin, Kleinschulen bei der Ressourcenfrage miteinzubeziehen.“

Kleinschulen Vorarlberg
Definition Schulen mit weniger als 25 Kindern werden als Kleinstschulen bezeichnet. Kleinschulen sind Standorte, an denen nicht für jede Schulstufe eine eigene Klassen eingerichtet werden kann.
Anzahl im Land Im Schuljahr 2021/2022 sind in Vorarlberg 62 Klein- und Kleinstschulen mit insgesamt 1744 Schülern registriert.