Warum der Ukraine-Krieg in den Schulen ein Pflichtthema ist

Die Schüler beschäftigt das Thema intensiv. In Geschichte und Ethik wird es behandelt.
Bregenz, Dornbirn “Wir wollen, nein wir fordern, dass der Ukraine-Krieg in den Klassenzimmern behandelt wird.” AHS-Landesschulsprecherin Lina Feurstein (18) ist vom Konflikt so betroffen wie viele andere Menschen, jung und alt. Was sich vor den Augen der ganzen Welt an Grausamkeiten und Tragödien abspielt, lässt sich auch vor der Jugend nicht verstecken.
Feurstein plädiert für obejektive Informationen. Weil: “In den sozialen Medien tauchen immer mehr Fake-News mit Hass-Botschaften auf, die gezielt für die Jugend gedacht sind. Es versuchen dabei verschiedenste Gruppen, Menschen in ihrem Sinne zu beeinflussen”, weiß die Schulsprecherin. Dem zu entgegnen, sei auch die Sache der Schulen.
Verschiedene Zugänge
Genau diesem Auftrag wird man zum Beispiel am BRG/BORG Schoren Dornbirn gerecht. Einer der diesbezüglich sehr aktiv ist, ist Stephan Breuss. Der 37-jährige Dornbirner unterrichtet die Fächer Geschichte und Ethik. In beiden Gegenständen ist der Krieg in der Ukraine derzeit das bestimmende Thema. Sowohl Unterstufen- als auch Oberstufenschülern versucht Breuss den Konflikt altergesmäß und nach pädagogischen Richtlinien zu erklären und zur Diskussion anzuregen.
“In der dritten und vierten Klasse Unterstufe muss ich im Geschichte-Unterricht zu diesem Krieg sehr viel erklären, definieren und Hintergrundinformationen anbieten. Da ist ein anderer Zugang als bei den Älteren erforderlich.”

Bald kommt das Emotionale
Welchen Zugang auch immer Breuss für das Thema wählt: “Die Hände gehen in allen Klassen schnell hinauf.” Fragen, Meinungen, Lösungsvorschläge, Vergleiche mit anderen Kriegen in der Geschichte: Der Komplex wird vielschichtig bearbeitet. “Natürlich herrscht auch eine große emotionale Betroffenheit bei den Schülern. Und ich gehe davon aus, dass diese noch größer wird. Nämlich dann, wenn sie womöglich persönlich mit Flüchtlingen in Kontakt treten werden. Und das werden sie, je mehr Menschen aus der Ukraine bei uns ankommen”, sagt Breuss.

Was ist Völkerrecht?
Im Ethikunterricht bei seiner Maturaklasse nähert Breuss sich dem Ukraine-Krieg mit einigen fundamentalen Fragen: Gibt es einen gerechten Krieg? Worin könnte eine moralische Legitimation dafür bestehen? Was ist Völkerrecht, und wann wird dieses verletzt?
“Die emotionale Betroffenheit der Schüler über diesen Krieg wird steigen, wenn noch mehr Flüchtlinge kommen.”
Stefan Breuss, Geschichte- und Ethiklehrer
Behandelt werden auch die Facetten Propaganda, freie Berichterstattung, Zensur. “An all dem kommst du ja auch gar nicht vorbei”, sagt der Geschichte-Lehrer. Er kann sich eines sicher sein: Das Interesse der Schüler ist vorhanden. Wobei ihm eines noch lieber wäre: “Wir hätten keinen Krieg und dann halt auch dieses Thema nicht.”