Rosmarie und Emmerich jetzt auch im Tod vereint

Rosmarie und Emmerich Marte waren als Paar eine Einheit. Nun folgte einer dem andern in den Tod.
Koblach Der Vater starb am 30. Oktober 2021, die Mutter am 1. November 2021. „Zuerst war es schlimm und erdrückend für uns, dass wir Mama und Papa so kurz hintereinander verloren. Aber nach ein paar Tagen dachten wir: ,Eigentlich ist es gut. So musste keiner von beiden allein zurückbleiben und um den anderen verdrießen.’“ Petra und Christian Marte sind sich sicher: „Unsere Eltern wollten das so. Sie wollten zusammen gehen.“
Die 61 gemeinsamen Jahre hatten sie zu einer Einheit verschmolzen. „Zwischen Mama und Papa passte kein Blatt“, zeigt Petra (56) auf, wie eng die beiden zu Lebzeiten waren. Jetzt sind Rosmarie und Emmerich auch im Tod vereint.
Dieser kam anders als Petra und Christian (59) erwartet hatten. „Wir dachten immer, dass Mama als erstes stirbt. Denn sie kränkelte seit sechs Jahren.“ Emmerich, der bis zu seinem 80. Lebensjahr Zeitungen austrug, kümmerte sich vorbildlich um seine kranke Frau. „Papa hat Mama drei Jahre lang gepflegt und alle Hausarbeiten gemacht. Als wir sahen, dass es ihm zu viel wurde, haben wir eine 24-Stunden-Betreuerin engagiert.“
Schlaganfall erlitten
Das Schicksal wollte es, dass Emmerich im Oktober 2021 einen Schlaganfall erlitt. Von diesem erholte er sich nicht mehr. „Papa wurde immer schwächer. Er bekam epileptische Anfälle und konnte nicht mehr gehen, was ihn sehr traf, da er früher jeden Tag spazieren gegangen ist“, erzählt Christian, wie es mit dem Vater von Tag zu Tag abwärts ging. Rosmarie entging nicht, dass es ihrem Mann nicht mehr gut ging. „Warum ist der Papa so schlecht?“, fragte sie ihre Tochter besorgt. Als diese ihr mitteilte, dass er einen Schlaganfall erlitten hat, meinte sie bedrückt: „Jetzt sind wir beide nicht mehr gut.“
Fast bis zuletzt saßen sich Rosmarie und Emmerich im Wohnzimmer gegenüber. Petra fiel auf, wie tief sie einander anschauten. „Mama wandte ihren Blick gar nicht mehr ab von Papa.“ So kannte Rosmarie ihren Mann nicht. „Für Mama war es neu, dass Papa Schwäche zeigte. Er war sonst immer der Starke und derjenige, der sie aufmunterte.“ Petra ist überzeugt, dass es ihrer Mutter furchtbar wehtat, ihren Gefährten in diesem beklagenswerten Zustand zu sehen. „Das nahm ihr wohl den letzten Rest Lebenswillen.“

Petra, Christian und Norbert respektierten den letzten Wunsch ihrer Eltern. „Sie wollten zuhause sterben, nicht im Spital.“ Ihr Sterben dauerte eine Woche. Emmerich machte am Abend des 30. Oktobers seinen letzten Atemzug, der 95-Jährige starb im Schlafzimmer, das er mit seiner Frau teilte. Diese folgte ihrem Mann nur 36 Stunden später nach, am Morgen des 1. November. „Beide sind friedlich eingeschlafen“, ist Christian froh, dass seinen Eltern ein schwerer Todeskampf erspart geblieben ist.
Rosmarie und Emmerich Marte hatten zeitlebens ihr Bestes gegeben. „Sie lebten nur für uns Kinder. Für jeden von uns haben sie ein Haus gebaut“, ist der 59-Jährige stolz auf das Lebenswerk seiner Eltern. Diese lernten sich 1960 kennen. „Mama war eine Freundin von Papas Schwester Reinhilde. Als Mama Reinhilde einmal besuchte, war auch Papa da, der schon länger nach einer Frau suchte. Er hat sofort ein Auge auf Mama geworfen“, erzählt Petra, wie sich diese große Liebe anbahnte. Aber Rosmarie zierte sich zunächst, wie Petra von einer Verwandten erfahren hat. „Papa musste Mama erobern.“
