Sein Alphorn hat er immer dabei

Vorarlberg / 14.03.2022 • 17:14 Uhr
Ingo Amann (1. v. l.) tritt mit Günter Vallaster, Bertram Netzer und Simon Bahl als Rätikon Alphornbläser auf. <span class="copyright">Privat</span>
Ingo Amann (1. v. l.) tritt mit Günter Vallaster, Bertram Netzer und Simon Bahl als Rätikon Alphornbläser auf. Privat

Er hat die Rätikon Alphornbläser ins Leben gerufen. Ingo Amann erzählt, was er als Musiker in den vergangenen 40 Jahren erlebt hat.

Vandans Sieben Fotoalben hat Ingo Amann aus Vandans während der vergangenen 40 Jahre gefüllt. Neben Fotos erinnern Notizen, Zeitungsausschnitte, Briefe und Karten an besondere Erlebnisse. Es sind vor allem Auftritte und Reisen, die der gebürtige Tschaggunser als Mitglied und Mitgründer der Rätikon Alphornbläser so penibel dokumentiert hat.

„Die Idee ist eigentlich in der Trachtengruppe entstanden“, erzählt er. „Wir wollten unsere Auftritte etwas abwechslungsreicher gestalten und dachten, das Alphorn würde da noch gut passen.“ Zu der Zeit war das traditionelle Blasinstrument noch nicht sehr verbreitet. Er selbst habe davor noch nie ein Alphorn gehört, wie er gesteht. „Gespielt hat man es einst aber im ganzen Alpenraum“, weiß Ingo Amann.

Zu einer Zeit, in der einzelne Höfe, Alpbetriebe und einzelne Dörfer noch abgeschieden lagen und man noch weit von der Erfindung des Telefons entfernt war, diente das Alphorn zur Kommunikation. Heute zählt das gebogene Horn zu den Blechblasinstrumenten – auch wenn es aus Holz besteht.

Beim Pionier gelernt

Früher, in seinen Jugendjahren, habe er noch Trompete gespielt. „Bis zum Skiunfall, bei dem ich mir einen Zahn abgebrochen habe. Dann hat das nicht mehr so gut funktioniert“, verrät der Musiker und lacht. Das Alphornspielen habe er einige Jahre später bei Herbert Bitschnau in Vandans gelernt. Dieser hatte in den 1970er-Jahren das Alphorn aus der Schweiz nach Vorarlberg gebracht und später selbst komponiert. Seine Alphornmesse spiele die Rätikon-Gruppe heute noch, wie Ingo Amann erzählt.

Fingerlöcher, Klappen oder Tasten sucht man an dem Instrument vergebens. „Die Töne werden ausschließlich mit dem Vibrieren der Lippen und dem Luftdruck gebildet“, erklärt der Experte. „Die Herausforderung dabei ist es, den richtigen Ton zu treffen. Den lässt man langsam anklingen, versucht ihn zu halten und lässt ihn wieder abklingen.“ Je nach Tagesverfassung treffe auch er nicht immer den richtigen Ton, wie er verrät. Regelmäßiges Üben ist daher Pflicht. Ingo Amann übt fast täglich. Als erste Stimme sei das unerlässlich. Dann sitzt er mit seinem Horn im Wohnzimmer auf dem Sofa.

„Auch wenn es schon recht laut ist“, wie er einräumt. Manchmal lasse er seiner Leidenschaft auch im Garten freien Lauf. Sogar im Urlaub habe er sein Musikinstrument in der Regel dabei – ob hoch oben auf den Bergen oder unten am Meer.

Besondere Erinnerungen

Der Trachtengruppe Tschagguns sei Ingo Amann in jungen Jahren beigetreten, weil er gern tanze. Die traditionelle Tracht tragen die Mitglieder der Rätikon Alphornbläser nach wie vor. Später war er vor allem als Alphornspieler unterwegs. Das Montafoner Quartett war und ist sehr gefragt. Von Auftritten in Radio und Fernsehsendungen, wie zum Beispiel dem „Musikantenstadel“, „Klingendes Österreich“ oder „Straße der Lieder“, über Hochzeiten und Bergmessen bis hin zur Teilnahme am International Folk Art Festival in China zeugen die Fotos in den Alben. Gerne denkt Ingo Amann an die vielen Auftritte im Ausland zurück, die beim Publikum immer große Begeisterung auslösten. Ganz besonders war für ihn ein Konzert im Straßburger Dom.

Besonders in Erinnerung hat der Alphornbläser noch die Auftritte bei der Angelobung der ehemaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim und Thomas Klestil. Jedes Bundesland hatte eine Musikgruppe geschickt und die Rätikon Alphornbläser hatten die Ehre, Vorarlberg zu vertreten. „Da haben mir die Knie gezittert, so nervös bin ich gewesen“, erinnert sich Ingo Amann und lacht. Einige Tage später erhielt er sogar ein persönliches Dankschreiben vom Bundespräsidenten. Auch das bewahrt er ganz sorgfältig in einem seiner Alben auf.

Herzlich bedanken möchte sich Ingo Amann bei seinen drei Alphornkollegen Günter Vallaster, Bertram Netzer und Simon Bahl für die vielen gemeinsamen Alphornjahre: „Mit ihnen macht jeder Auftritt unheimlich viel Spaß.“ VN-SMS