Ein Kommissar, der auch auf der Bühne Zuhause ist

Vorarlberg / 31.03.2022 • 10:00 Uhr
Ein Kommissar, der auch auf der Bühne Zuhause ist
Als Regisseur möchte Oswald Wachter die Vielschichtigkeit von Charakteren auf die Bühne bringen. BI (2), Wachter

Oswald Wachter ist Kriminalreferent, Schauspieler und Regisseur.

Dalaas Ins Theater gegangen ist Oswald Wachter immer schon gerne, dass er jedoch selber einmal auf der Bühne stehen könnte, war für ihn kaum vorstellbar. Vor 20 Jahren wurde er jedoch angefragt, ob er bei den Passionsspielen in Klösterle die Rolle des Jesus übernehmen könne: „Ich war sehr überrascht, dass ich für diese Hauptrolle infrage kam. Als ich schlussendlich unter mehreren Bewerbern ausgewählt wurde, habe ich mich sehr geehrt gefühlt.“ Die Vorbereitung für sein Debut als Schauspieler war herausfordernd: „Ich habe mich intensiv mit Jesus als Figur auseinandergesetzt. Das Lernen für die Rolle hat viel Zeit in Anspruch genommen, insgesamt hat die Vorbereitung ein ganzes Jahr in Anspruch genommen.“ Auch der Probenaufwand war enorm. Rückblickend bedeutete die Jesus-Rolle jedoch den Einstieg in ein Metier, das ihn bis heute fasziniert.

Seine erste Rolle war bei den Passionsspielen Klösterle als die des Jesus von Nazareth.
Seine erste Rolle war bei den Passionsspielen Klösterle als die des Jesus von Nazareth.

Das Positive im Menschen sehen
Beruflich ist der vierfache Familienvater als Kriminalreferent beim Bezirkspolizeikommando in Bludenz im Einsatz. Ende Juni geht es in die Pension: „Ich habe immer gerne gearbeitet, jetzt ist es aber auch Zeit, zu gehen. Ich freue mich darauf, mehr Zeit mit meinen Enkeln verbringen zu können.“ Der Kriminaldienst war seine Passion. Als gelernter Bäcker habe er sich vor allem wegen der anfallenden Nachtarbeitszeiten für eine Ausbildung zum Polizisten entschieden: „Insgesamt war ich nun 42 Jahre im Polizeidienst und ich bin glücklich damit.“ Im Kriminaldienst hatte er oft mit Opfern und Geschädigten zu tun. „In denke, in kaum einem anderen Beruf ist man so nah am Menschen. Da ich viel mit Raubkriminalität zu tun hatte, kam es öfters zu stunden- oder gar tagelangen Vernehmungen. Es hat Momente gegeben, da begannen oftmals gewaltbereite Täter sogar zu weinen, weil ich der Erste war, der ihnen zugehört hat. Für mich stand immer der Mensch als Ganzes im Mittelpunkt, wie er sozialisiert wurde und wie sein Umfeld aussieht – ohne die Taten zu negieren oder zu beschwichtigen.“ Oswald Wachter ist es Anliegen, dies weiterzugeben: „Ich habe schon öfters Briefe von Häftlingen, aber auch von Opfern bekommen, in denen sie sich für meine wertschätzende Art bedankt haben.“

Motorradfahren zählt zu den Hobbys von Oswald Wachter.
Motorradfahren zählt zu den Hobbys von Oswald Wachter.

Personen authentisch verkörpern
Dieses Vermögen, sich empathisch in andere Menschen einzufühlen, kommt dem Theaterliebhaber auch in seiner Funktion als Schauspieler und Regisseur zugute. „Mir ist es wichtig, eine Rolle möglichst authentisch zu verkörpern. Deshalb setze ich mich im Vorfeld ausgiebig mit den Hintergründen der dargestellten Person auseinander. Ich lese sehr viel“, betont Oswald Wachter. Das Handwerk dazu hat der ambitionierte Laienschauspieler in verschiedensten Ausbildungen gelernt: „Meine Grundausbildung erfolgte an der Theaterwerkstatt Feldkirch unter Prof. Fidel Schurig. Diese beinhaltete unter anderem Darstellung, Köperarbeit, Präsentation auf der Bühne, Improvisation, Pantomime, Atemtechnik und Sprechtechnik. Das hat mir sehr viel gebracht. Seither trete ich auch regelmäßig mit der Theaterwerkstatt Feldkirch auf.“ Aber auch in den Aufführungen der Theaterbühne Wald-Dalaas war er fortan regelmäßig zu sehen.

Oswald Wachter freut sich auf mehr Zeit mit seinen Enkeln, hier beim Funkenbau.
Oswald Wachter freut sich auf mehr Zeit mit seinen Enkeln, hier beim Funkenbau.

Vor fünf Jahren erfolgte ein weiterer Schritt: Oswald Wachter übernahm die Regieassistenz bei der Theaterwerkstatt Feldkirch. Vor vier Jahren war er vollständig für die Regie zuständig, zur selben Zeit übernahm er zudem auch in Dalaas die Regie. Und es wäre nicht Oswald Wachter, wenn er sich nicht auch im Bereich Regie ausführlich weitergebildet hätte. Aktuell steht die Premiere von „Frau Müller muss weg“ der Theaterwerkstatt Feldkirch am 2. April auf dem Programm, ein von der Thematik her topaktuelles Stück mit sechs höchst unterschiedlichen Charakteren, die ein lebendiges Theatererlebnis versprechen. Lampenfieber kennt er jedoch nicht: „Eine gewisse Anspannung ist natürlich da. Aber ich halte mir immer wieder vor Augen: Ich habe den Text gut gelernt und bin maximal vorbereitet – ansonsten hätte ich höchstwahrscheinlich Lampenfieber.“ BI

OSWALD WACHTER

Geboren 1962

Familie verheiratet, vier Kinder, vier Enkel (von sieben bis einem Jahr)

Wohnort Wald a. A.

Beruf Kriminalreferent beim Bezirkspolizeikommando Bludenz

Hobbys Familie, Schauspieler (Amateurtheater), Regisseur, Freundschaften pflegen, Motorrad fahren

Lebensmotto Ich versuche grundsätzlich, die Dinge positiv zu sehen.