„Was man sich zutrauen kann“

Dornbirn Im tschechischen Olomouc stand die Wiege von Bohumila Svestkova, wo sie mit sechs Geschwistern aufwuchs. Sie besuchte die Volks-, Hauptschule und die Gewerbeschule, die sie mit Matura abschloss, und startete als technische Zeichnerin ins Berufsleben. Mit 20 Jahren wagte sie den Schritt über die Grenze und kam nach Österreich. Ihre Tante in Dornbirn nahm sie gerne auf, und die Firma Doppelmayr stellte sie als technische Zeichnerin ein.
Mag. Hermann Gabriel wuchs mit fünf Geschwistern in Dornbirn-Oberdorf auf und erlebte bewegte Kinder- und Jugendjahre. Nach Volksschule und Realgymnasium besuchte er in Wien die Hochschule für Welthandel, die er 1972 erfolgreich abschloss. Sein Berufsleben begann 1972 bei der Vogewosi und endete als Prokurist bei der kaufmännischen Abteilung 2011 mit dem wohlverdienten Ruhestand. „Nebenbei war ich Geschäftsführer der Dornbirner Seilbahn GmbH“, ergänzt der Jubilar.
Verliebt, verlobt, verheiratet
Bei der Hochzeit eines Schulkollegen lernten sich die Jubilare kennen, verliebten sich und heirateten zwei Jahre später, am 28. April 1972, standesamtlich in Wien. „Vorher musste ich meine Frau sozusagen freikaufen für 500 Schilling und beweisen, dass wir aus Liebe heiraten“, berichtet der Jubilar. Am 21. Juli 1972 holten sie sich in Bartholomäberg den Segen der Kirche und feierten ein schönes Hochzeitsfest. „1983 sind wir ins von uns beiden gemeinsam gestaltete eigene Haus nach Dornbirn-Kehlegg gezogen. Hier leben wir in unserem kleinen Paradies, in dem unsere fünf Kinder Angelika, Margit, Cäcilia, Mathias und Franz-Hermann groß geworden sind und wir früher Schafe, Hunde und Katzen hatten. Jedes unserer Hühner hat heute 40 Quadratmeter Freifläche zur Verfügung und lebt in einem Hochsicherheitszuhause, geschützt vor Füchsen und Raubvögeln“, erzählen die Jubilare
Naturverbunden
Die Haltung von Schafen brachte es mit sich, dass Bohumila begann, die Wolle selbst zu verarbeiten, vom Spinnen über Stricken bis zum Filzen entstanden praktische wie auch dekorative Erzeugnisse. Im Garten wuchsen Gemüse und Obst, und auf Reisen zu fortschrittlichen Landwirten in Frankreich, Griechenland und anderen Ländern holte sich das Paar Anregungen für sein naturverbundenes Leben. Hermann bastelt gerne und ist handwerklich begabt. „Ich arbeite gerne mit Holz. Eigentlich wollte ich Schnitzen anfangen und habe mich für einen Schnitzkurs in Elbigenalp angemeldet. Durch mein Augenleiden ist das jetzt leider nicht mehr möglich“, bedauert der Jubilar.
„Zum Streiten hatten wir selten Zeit, da wir gerne reisten, in der Pension besonders intensiv. Meine Vorfahren stammen aus Tschechien, und so habe ich in der alten Heimat meine Wurzeln gesucht. Zum Glück hat meine Frau tschechisch gesprochen, für mich ist diese Sprache der reinste Zungenbrecher“, meint Hermann. Er liebt die Berge und ist viel unterwegs. „Unsere weiteste Reise führte uns nach Vietnam, und wir waren vom Leben der Vietnamesen beeindruckt. In meiner Studienzeit gehörte es zudem dazu, gegen Ho Chi Minh zu demonstrieren“, schmunzelt der Jubilar. Mehrmals besuchte das Paar Israel, und vor drei Wochen lag der Jubilar das erste Mal im Toten Meer und staunte, dass Schwimmen im sehr salzhaltigen Wasser unmöglich und eine Kostprobe grauslich war. Bohumila blieb am Strand, ihr hat besonders das Wandern in der Wüste gefallen.
Ruhigere Zeit
Mit den Unpässlichkeiten des Alters kommt das Paar gut zurecht, einzig das Augenleiden von Hermann erfordert eine weitere Operation. Hermann blickt optimistisch in die Zukunft und gibt dadurch seiner Frau die Kraft, den Alltag zu bewältigen. „Wir haben die Welt mit ihren Schönheiten gesehen und haben jetzt die Möglichkeit, Österreich kennenzulernen. Gesund bleiben und genug Energie für die täglichen Arbeiten zu haben, ist das, was wir uns wünschen. Unseren 50. Hochzeitstag werden wir zu Hause feiern und unser Leben Revue passieren lassen“, schließt das Paar, das stolz auf seine zehn Enkelkinder ist, seinen Lebensbericht. KL
