Gericht: Dreister Einbrecher in Lecher Nobelhotel

Kroate kam durch Tunnelsystem, knackte Schubladen, stahl einen Tresor, Schlüssel und Skipass-Blankochipkarten.
feldkirch Seit April in Untersuchungshaft, wird der kroatische Angeklagte zur Verhandlung in den Gerichtssaal in Feldkirch geführt. Auch wenn die Sonne seit längerer Zeit nicht mehr über ihm selbst lacht, wünscht er Richter Dietmar Nussbaumer freundlich einen „schönen Tag“. Recht höflich und zuvorkommend zeigt er sich auch, indem er ein vollumfängliches Geständnis abliefert.
Selbst bestohlen
In der Tat entsprächen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft der vollen Wahrheit. Sehr wohl habe er sich durch ein unterirdisches Tunnelsystem in das Nobelhotel in Oberlech geschlichen – in jene exquisite Herberge, in der er selbst einst beschäftigt war und die nun zum Tatort seines kriminellen Vorhabens werden sollte.

Er war nicht allein. Ein Komplize stand ihm zur Seite. Ein Kumpan, den er später bei der Polizei verpfiff. Und weshalb? „Weil er mich dann selbst um 5000 Euro von der Beute erleichterte“, begründet der Angeklagte. Dieser Komplize wird gesondert verfolgt.
Doch zurück zum Tatort. In der Rezeption des Hotels knackte das diebische Duo Schubladen und griff in die Kassen. Einmal war es Bargeld in der Höhe von 6.977 Euro, bei einem zweiten Einbruch im selben Hotel 300 Euro. Außerdem ließen die Täter zwei Mobiltelefone, ein Tablet, einen Tresor, diverse Schlüssel und 280 Skipass-Blankochipkarten im Wert von zumindest 1400 Euro mitgehen. Als Fluchtfahrzeug bedienten sie sich anschließend eines Vans, in dem der Schlüssel gesteckt haben soll.
Motiv Beschaffungskriminalität
Verteidigerin Eva-Maria Ölz ersucht den Richter um Verständnis für ihren Mandanten. „Es war Beschaffungskriminalität“, sagt sie. „Er ist drogensüchtig und hatte durch die Corona-Pandemie Arbeit und Unterkunft verloren.“ Der Angeklagte selbst wirft ein: „Einst war ich süchtig. Dann zwölf Jahre clean. Nachdem ich aber alles verloren hatte, wurde ich rückfällig und umso abhängiger. Ich habe mich freiwillig um eine Therapie bemüht, doch unglücklicherweise nicht gleich einen Platz bekommen.“
In Innsbruck habe er sich Kokain und Morphium besorgt, erwähnt er beim Prozess so ganz nonchalant. Eine Bemerkung, die ihm während der Verhandlung allerdings eine Ausdehnung der Anklage durch die Staatsanwältin einbringt. Wegen des Erwerbs und Besitzes von Suchtmitteln. Richter Nussbaumer behält sich diese Ausdehnung vorläufig mal vor.
Drei Jahre Haftstrafe
Der Kroate sieht seine Zukunft positiv. „Ich bitte um die Möglichkeit einer Therapie“, schlägt er vor. Doch Richter Nußbaumer ist das zu wenig. Einschlägige Vorstrafen, rascher Rückfall. Da hilft auch das reumütigste Geständnis nichts. Er verurteilt den Angeklagten wegen des Verbrechens des gewerbsmäßigen schweren Diebstahls durch Einbruch zu drei Jahren unbedingter Haftstrafe. Der Kroate ersucht um drei Tage Bedenkzeit.