Das Auf und Ab im Leben einer Mutter

Elke, deren erstes Kind mit zehn Monaten starb, bekam mit knapp 50 noch einen Nachzügler. Die arbeitslose Alleinerzieherin kommt kaum über die Runden.
Schwarzach Elkes sechsjähriger Sohn hat gerade seine Schullaufbahn gestartet. „Ich tue alles dafür, dass er nicht darunter leidet, dass wir arm sind. Das geht so weit, dass ich mich nicht ausreichend ernähre“, bekennt seine Mutter, die seit einigen Jahren alleinerziehend ist. Die finanzielle Situation der 56-Jährigen ist prekär. Denn: „Ich finde keinen Job. Auf meine Bewerbungen für eine Halbtagsstelle bekam ich lauter Absagen. Ich denke, das ist deshalb so, weil ich ein Kind habe, das noch betreut werden muss.“
Es gab in ihrem Leben schon einmal eine Zeit, in der sie den Gürtel sehr eng schnallen musste. Das Ehe-Aus im Jahr 2008 leitete keine gute Zeit für sie ein. Nach der Trennung vom Vater ihrer zwei Kinder musste sie sich und ihre Teenager-Tochter allein durchbringen. Der Verlust ihrer Vollzeit-Arbeitsstelle in einer Parfümerie stürzte die Verkäuferin in große Not. „Meine Arbeitszeit wurde auf 80 Prozent reduziert.“ Die Folgen waren fatal. „Meine Tochter und ich lebten von fünf Euro am Tag. Ich habe ohne Ende gehungert. Abends gab’s höchstens ein Joghurt.“ Elke nestelt unbehaglich am Kragen ihrer Bluse. Diese harte Zeit – sie dauerte drei Jahre – würde sie am liebsten aus ihrem Gedächtnis löschen.
Ein schwerer Schicksalsschlag
Aber die 56-Jährige ist nicht undankbar. Denn: „Ein Großteil meines Lebens war gut.“ Freilich: Manche ihrer Träume blieben Träume. Aber das Leben ist halt keine Wunscherfüllungsmaschine. Am liebsten wäre Elke Säuglingsschwester geworden. Doch als die Zusage von der Schule kam, hatte sie bereits eine Anstellung in einer Drogerie gefunden. „Ich habe mich dann im Verkauf hinaufgearbeitet.“ Zugute kam ihr die Gabe, mit unterschiedlichen Menschen umgehen zu können. „Das kann man nur bedingt lernen.“
Elke wurde früh Mutter, mit 20. Ihr erstes Kind wurde nur zehn Monate alt. Dieser Schicksalsschlag setzte Elke arg zu. Aber sie verkraftete den Tod der Tochter, „weil mein Umfeld stimmte. Mein Mann und ich haben uns gegenseitig gestützt“. Später bekam das Ehepaar zwei weitere Kinder. „Das Muttersein erfüllte mich. Ich war gerne daheim bei den Kindern“, bekennt sie. Um das Familienbudget aufzubessern, arbeitete sie einige Jahre lang als Tagesmutter, war als solche aber auch nicht pensionsversichert.
Mit knapp 50 nochmals Mutter geworden
Die Ehe ging nach 24 Jahren in die Brüche, aber die Liebe kam noch einmal in das Leben von Elke. Nach einer neuerlichen Eheschließung ging es ihr auch wirtschaftlich wieder besser. „Mein Mann und ich teilten uns die Kosten für den Lebensunterhalt.“ Der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind erfüllte sich. Mit knapp 50 wurde Elke nochmals Mutter. „Ich wurde mit einem Nachzügler belohnt, vielleicht deshalb, weil ich mein erstes Kind verloren habe.“ Aber das familiäre Glück war nicht von Dauer. Das Ehepaar ging nach neun Jahren auseinander. „Das war mein bisher schwerster Schicksalsschlag. Denn mein Umfeld brach völlig weg. Jetzt hatte ich niemanden mehr, der mich unterstützte, auch nicht in Sachen Kinderbetreuung.“
“Ich war ein Leben lang fleißig und kann mit Stolz in die Rente gehen. Aber pensionstechnisch bin ich ein Verlierer. Ich steuere in die Altersarmut.”
Elke, Alleinerzieherin
Und wieder verschlechterte sich mit dem Zerbrechen einer Partnerschaft ihre wirtschaftliche Situation. „Ich bin seit 2019 arbeitslos.“ Elke möchte auf jeden Fall noch bis zum Pensionsantritt in fünf Jahren arbeiten – nicht zuletzt auch deshalb, um ihr Pensionskonto aufzubessern und somit ihre Existenz abzusichern. „Ich war ein Leben lang fleißig und kann mit Stolz in die Rente gehen. Aber pensionstechnisch bin ich ein Verlierer. Ich steuere in die Altersarmut“, befürchtet sie.
Die arbeitslose Alleinerzieherin wäre sehr dankbar, „wenn man mir eine Chance gäbe“. Am liebsten wäre ihr ein Job im Bereich Verkauf oder in der Kleinkindbetreuung. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass Frauenberufe nicht gut bezahlt sind. „Aber ich bin es seit meiner Jugend gewohnt zu haushalten.“ Derzeit jedoch reicht das Geld kaum zum Überleben.
Die Einschulung ihres Kindes wird Elke Freudentränen in die Augen treiben. Es wird für Mutter und Sohn ein großer Tag. Aber der Schulstart bereitete der Alleinerzieherin schon Monate vorher Kopfzerbrechen. „Ich habe die ersten Schulsachen schon im Februar gekauft. Wenn ich was Günstiges sah, griff ich zu. Alles auf einmal hätte ich nicht stemmen können“, sagt Elke, der das Wohlergehen ihres Kindes wichtiger ist als das eigene.