Taferlklassler Sejad möchte Menschen aus Feuerhölle retten

Schulstart an der Volksschule Dornbirn-Leopoldstraße. Die VN waren mit dabei.
Dornbirn Aufgeregt sind sie alle: die ABC-Schützen, die „erfahrenen“ Volksschüler, die Eltern, die Lehrer und die Direktorin. Sprachförderlehrerin Katrin Bertschler trudelt schon vor den Schülern an der Schule ein. „Für mich ist es ein kompletter Neustart. Ich steige nach vier Jahren Karenz wieder in den Beruf ein – an einer neuen Schule“, sagt die 36-Jährige. Die Augen der zweifachen Mutter leuchten. „Ich freue mich auf die neue Herausforderung.“ Bertschler genoss die Babypause. „Ich liebe es Mama zu sein.“ Trotzdem vermisste sie die Arbeit. „Der Beruf ist ein schöner Ausgleich.“
Im Lehrerzimmer trifft sie auf ihren Kollegen Hubert Wipplinger, welcher ebenfalls noch nie an dieser Schule unterrichtet hat und nun auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf betreuen wird. „Ich bin schon gespannt auf die Schüler“, sagt der Pädagoge und verhehlt nicht, dass der neue Job ihn ein bisschen nervös macht. Aber Schulleiterin Beate Ludescher-Kohler schaffte es mit ihrer einfühlsamen Art, ihren neuen Lehrern das Lampenfieber zu nehmen. Dem Schulstart hat die Direktorin mit Freude entgegengesehen. „Ich bin sehr motiviert.“ Sie weiß um die Verantwortung, die sie und ihr Team haben. „Wir bereiten die Kinder aufs Leben vor neben der Vermittlung von Basiskompetenzen wie Rechnen, Lesen und Schreiben.“ Die Welt sei im Wandel begriffen. „Die Schule muss darauf reagieren mit der Stärkung von sozialen Kompetenzen wie Empathie.“

Langsam füllt sich der Schulhof mit Schülern und Eltern. Taferlklassler Sejad (6) ist der erste, der mit seiner Mama, seiner Oma und seinem kleinen Bruder eintrifft. Sejad ist sehr aufgeregt. Als Schulanfänger weiß er nicht, was ihn erwartet. Schutzsuchend schmiegt er sich an seine Mutter Elisa. Sie weiß: Die Einschulung ist für ihren Sohn eine große Herausforderung. „Als der Kindergarten aus war, weinte Sejad ein paar Tage lang.“ Aber dann wich die Traurigkeit der Vorfreude aufs Neue. „Er hat die ganzen Ferien nur von der Schule gesprochen.“
Sejad bittet seine Mutter, ihm die locker sitzende Hose hochzuziehen. Noch ist er ein Knirps und braucht Hilfe. Aber wenn er groß ist, will er selbst anderen Menschen helfen. „Zuerst möchte ich Feuerwehrmann werden. Das ist ein einfacher Job. Wenn ein Haus brennt, komme ich es schnell löschen und hole dann die Menschen raus.“ Außerdem will er sein Hobby – Sejad spielt beim SC Hatlerdorf – zum Beruf machen und Profifußballer werden. „Ich möchte einmal gegen Ronaldo spielen.“

Auch Emmily, die in die Vorschule kommt und Mamas Hand nicht loslassen will, hat schon einen konkreten Berufswunsch. „Ich möchte Zahnärztin werden“, sagt das Mädchen und offenbart eine charmante Zahnlücke. Ihre Mutter ist ihr ein Vorbild. Diese arbeitet bei einem Zahnarzt. Apropos Zähne. Ausgerechnet in der Nacht vor dem Schulstart verlor Emmily, die eigentlich lieber weiter den Kindergarten besucht hätte, einen Milchzahn im Frontbereich. „Sie kam in der Nacht mit dem Zahn zu uns“, verrät ihre Mutter schmunzelnd.
Im Gegensatz zu Emmily hat Maximilian (9) schon Schulerfahrung. Er kommt bereits in die vierte Klasse. Heute ist er nicht ausgeschlafen. „Ich wurde aus dem Schlaf gezwungen.“ Es kränkt ihn, dass er jetzt wieder morgens früh aufstehen muss. Die Ferien waren ihm zu kurz. „Sie hätten ruhig ein paar Tage länger dauern können.“ Maximilian genoss die Auszeit von der Schule. „Ich bin baden gegangen, habe am Strand Sandburgen gebaut und viele Bücher gelesen.“

Der Neunjährige ist ein Bücherwurm. Der aufgeweckte Bub liest aber nicht nur, sondern schreibt auch gerne. “In der Schulpause schreibe ich Kurzgeschichten.“ Sein Berufswunsch ist Schriftsteller. „Ich möchte mit meinen Büchern reich und berühmt werden.“ Dann, so stellt er sich vor, wird das Leben superschön. „Denn dann habe ich eine schöne Frau, Kinder, ein schönes Haus und Haustiere“, glaubt er und blickt interessiert zur Religionslehrerin Birgit Gantner hinüber, die sich gerade mit den Schülerinnen Amelie, Rosalia und Nele unterhält.
Das Mädchen-Trio findet den Religionsunterricht cool. Amelie sagt warum: „Da malen wir viel, zeichnen Jesus und andere Heilige.“ Rosalia lauscht immer andächtig, wenn die Frau Lehrerin über Gott spricht. „Ich bete fast jeden Tag zum lieben Gott“, sagt die Neunjährige. Und: „Gestern Abend habe ich ihn darum gebeten, dass es heute ein guter Tag wird.“ Auch Nele wendet sich hin und wieder an den Vater im Himmel, meistens dann, wenn sie mit ihrer Mutter gestritten hat. „Ich lerne nicht so gerne. Mama will aber, dass ich lerne“, erklärt das Mädchen, warum es manchmal zu einem Streit kommt. Weil Nele unter den Unstimmigkeiten leidet, bittet sie Gott um Hilfe. „Er macht es wieder gut.“

