„Man kann nicht alle Wünsche erfüllen“

Vorarlberg / 17.01.2023 • 18:00 Uhr
„Man kann nicht alle Wünsche erfüllen“
VN/Paulitsch, Hartinger

Halbzeit für den Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch. Die Fußgängerzone ist weiterhin ein Thema.

Bregenz Michael Ritsch (54, SPÖ) ist seit der Angelobung am 2. November 2020 Bürgermeister in Bregenz. Am Dienstag zog er bei einer Pressekonferenz Halbzeitbilanz. Aufgrund der Wahlverschiebung läuft die Funktionsperiode nicht nach fünf, sondern nach nur knapp viereinhalb Jahren ab.

Das Spiel der freien Kräfte sei viel zeitintensiver als die Arbeit in einer Koalition, sagt Bürgermeister Michael Ritsch. Unterschätzt habe er auch die politischen Einmischungen in Personalgeschichten. "Das ist nicht gut", hält der Bürgermeister fest. <span class="copyright">Stadt </span>
Das Spiel der freien Kräfte sei viel zeitintensiver als die Arbeit in einer Koalition, sagt Bürgermeister Michael Ritsch. Unterschätzt habe er auch die politischen Einmischungen in Personalgeschichten. "Das ist nicht gut", hält der Bürgermeister fest. Stadt

Auch wenn immer wieder einmal medial aufploppe, dass in Bregenz viel diskutiert wird, seien „über 90 Prozent der Beschlüsse in den vergangenen zwei Jahren und drei Monaten einstimmig“ gewesen, sagt Ritsch über das Spiel der freien Kräfte. Insgesamt seien es rund 40 Projekte, die durch die Beschlüsse in den Gremien des Stadtrats oder der Stadtvertretung auf den Weg gebracht wurden.

Die BH Bregenz prüft seit geraumer Zeit der Fußgängerzonenverordnung der Stadt. Das Ergebnis wird Ende Jänner erwartet. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Die BH Bregenz prüft seit geraumer Zeit der Fußgängerzonenverordnung der Stadt. Das Ergebnis wird Ende Jänner erwartet. VN/Paulitsch

Seit Jänner 2022 läuft die dritte Ausbaustufe beim Festspielhaus (78,8 Millionen Euro). Im Mai 2022 wurde mit dem Bau des neuen Hallenbads inklusive Strandbadsanierung (72 Millionen Euro) begonnen.

Zwei Baustellen in unmittelbarer Nähe: Das neue Hallenbad soll im Frühling 2025, die Bauarbeiten beim Festspielhaus 2024 abgeschlossen sein. Demnächst wird in diesem Bereich auch mit dem Bau des Seekraftwerks begonnen. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Zwei Baustellen in unmittelbarer Nähe: Das neue Hallenbad soll im Frühling 2025, die Bauarbeiten beim Festspielhaus 2024 abgeschlossen sein. Demnächst wird in diesem Bereich auch mit dem Bau des Seekraftwerks begonnen. VN/Paulitsch

Beim Projekt „Bregenz Mitte“ finden laut Ritsch derzeit Gespräche mit Land, ÖBB und den Eigentümervertretern statt. „Um den Zeitplan zu erstellen, wie schnell es uns gelingt, den alten Bahnhof abzutragen und einen Neubau zu machen“, ergänzt er.  Mittlerweile lägen auch die Untersuchungsergebnisse vom Land für die Unterflurlegung der Landesstraße vor, die gerade in der zuständigen Abteilung der Stadt gesichtet und anschließend diskutiert würden.

<p class="caption">Ende Dezember wurde der Masterplan für Bregenz-Mitte gekürt. Das ist der Entwurf. <span class="copyright">Handout</span></p>

Ende Dezember wurde der Masterplan für Bregenz-Mitte gekürt. Das ist der Entwurf. Handout

Bereits fertig ist das Hochwasserschutzprojekt an der Bregenzerach. Dadurch, dass in die neue Ufermauer fünf zwölf Meter tiefe Schächte gebohrt und mit Grundwasserpumpen bestückt wurde, sei die Tiefgarage in der Achsiedlung beim Starkregen im August zum ersten Mal nicht unter Wasser gestanden sind, berichtet Ritsch.

Bei der ARA wurde im Zuge eines Hochwasserschutzprojekts ein 900 Meter langer Notüberlauf in den See verlegt, um das Kanalsystem im Ernstfall zu entlasten. <span class="copyright">Stiplovsek</span>
Bei der ARA wurde im Zuge eines Hochwasserschutzprojekts ein 900 Meter langer Notüberlauf in den See verlegt, um das Kanalsystem im Ernstfall zu entlasten. Stiplovsek

Die letzte Etappe der Pipeline-Neugestaltung (9,2 Millionen Euro) und die letzte Etappe der Quartiersentwicklung Leutbühel (3,8 Millionen Euro) sollen bis Mai fertig gestellt sein. Mit dem Bau des Seekraftwerks beim Festspielhaus wird laut Bürgermeister demnächst begonnen. Im Weiherviertel, das von der Prisma entwickelt ist, soll es im Jahr 2024 mit dem Bau losgehen.

In der Innenstadt läuft die letzte Etappe der Quartiersentwicklung Leutbühel. Die Arbeiten sind mittlerweile in der Anton-Schneider-Straße angekommen. <span class="copyright">VN/GER</span>
In der Innenstadt läuft die letzte Etappe der Quartiersentwicklung Leutbühel. Die Arbeiten sind mittlerweile in der Anton-Schneider-Straße angekommen. VN/GER
Die Prisma entwickelt im Weiherviertel ein neues Quartier. Derzeit laufen laut Ritsch die Detailplanungen, der Baubeginn soll 2024 erfolgen.
Die Prisma entwickelt im Weiherviertel ein neues Quartier. Derzeit laufen laut Ritsch die Detailplanungen, der Baubeginn soll 2024 erfolgen.
Für die Neugestaltung des rund 900 Meter langen Pipelineabschnitts vom Klausgraben bis zum Lochauer Strandbad werden 9,2 Millionen Euro investiert. 6 Millionen Euro übernehmen Bund und Land. <span class="copyright">VN</span>
Für die Neugestaltung des rund 900 Meter langen Pipelineabschnitts vom Klausgraben bis zum Lochauer Strandbad werden 9,2 Millionen Euro investiert. 6 Millionen Euro übernehmen Bund und Land. VN

Noch immer nicht ganz abgeschlossen ist das Thema Fußgängerzone. Am 1. Juli 2022 wurde in Bregenz die größte Fußgängerzone Vorarlbergs installiert. Seit geraumer Zeit wird die Verordnung von der Bezirkshauptmannschaft (BH) Bregenz geprüft. Zum einen soll das Bewilligungsverfahren zu ungenau gewesen sein, zum anderen geht es um die Zulieferungsausnahmen für die Apotheken an sieben Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag. „Die BH war der Meinung, dass das ungesetzlich ist, weil man die Zulieferung für einen Einzelnen anders gestaltet als für alle anderen“, führt Ritsch aus.

Die Juristen der Stadt sehen das anders. Ihrer Meinung nach haben Dornbirn, Feldkirch und Bludenz Fußgängerzonenverordnungen, die ungesetzlich sind. Das Ergebnis der Prüfung durch die BH wird von Ritsch Ende Jänner erwartet.

Apotheker Werner Braun hat Unterschriften gegen die Fußgängerzone gesammelt. "Einige Wünsche kann man halt nicht erfüllen", sagt der Bürgermeister.
Apotheker Werner Braun hat Unterschriften gegen die Fußgängerzone gesammelt. "Einige Wünsche kann man halt nicht erfüllen", sagt der Bürgermeister.

Bereits jetzt stehe fest: 74 Prozent der Passanten und 53 Prozent der Wirtschaftstreibenden sähen die Erweiterung laut einer Umfrage positiv. „Einige Wünsche kann man halt nicht erfüllen. Der Apotheker Werner Braun würde sich wünsche, dass jeder mit dem Auto vor seine Apotheke fahren darf. Das ist ein netter Wunsch, den er aber in der Vergangenheit auch nicht erfüllt hatte, weil es vor der Stadtapotheke auch vor der Fußgängerzone keinen Parkplatz gegeben hat. Die Leute, die auf dem Gehsteig gestanden sind, sind halt im Halte- und Parkverbot gestanden“, merkt der Bürgermeister an.

Ab 1. März soll es im Stundentakt eine Busverbindung in die Oberstadt geben. <span class="copyright">Vol.at</span>
Ab 1. März soll es im Stundentakt eine Busverbindung in die Oberstadt geben. Vol.at

Ab 1. März werde es voraussichtlich auch eine Busverbindung in die Oberstadt geben. Auf Wunsch der Initiative, die Unterschriften gegen die Fußgängerzone gesammelt hat, wurde zudem ein neues Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben. „Sollte die BH die Verordnung aufheben, wäre das dieses Verkehrsgutachten die  Basis für die neue Verordnung“, erläutert Michael Ritsch.

Das Landestheater soll 2025 saniert werden.
Das Landestheater soll 2025 saniert werden.
Beim Thema  Unterflurlegung der Bahn erwartet sich Ritsch, dass das Land gemeinsam mit der Interessensgemeinschaft „Unterirdischer Bahnausbau im Großraum Bregenz“  einen Prozess startet.
Beim Thema Unterflurlegung der Bahn erwartet sich Ritsch, dass das Land gemeinsam mit der Interessensgemeinschaft „Unterirdischer Bahnausbau im Großraum Bregenz“  einen Prozess startet.