Elfi verlor die Liebe ihres Lebens

Vorarlberg / 05.03.2023 • 18:13 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Da hatten sie einander noch. Elfi und Helmut Melzer. melzer
Da hatten sie einander noch. Elfi und Helmut Melzer. melzer

Elfi Melzer (63) pflegte ihren Mann Helmut sechseinhalb Jahre lang. Im November starb ihre Lebensliebe.

Hard Elfi und Helmut waren füreinander bestimmt. Sie begegneten sich im Alter von 14 Jahren auf einer Tanzveranstaltung in Bregenz. Das war der Beginn einer Liebe, die im Lauf der Jahre vollkommen erblühte. Mit 21 schritt das Paar zum Traualtar.

Vier Kinder krönten das Glück der beiden. Elfi (63) musste sie nicht allein großziehen. Denn Helmut war als Vater stets präsent. „Mit Helmut war es einfach. Er war ein engagierter Papa.“ Er besuchte Elternabende, jedes Fußballspiel seiner Söhne, vergnügte sich mit seinen Kindern bei Brettspielen, unternahm mit ihnen Radtouren, unterstützte sie beim Lernen und werkelte mit ihnen in seiner Werkstatt.

Humor behalten

Auch als Ehemann war Helmut eine Klasse für sich. Laut Elfi war er der einfühlsamste, liebenswerteste, rücksichts- und humorvollste Mensch. „Wir lachten viel miteinander, bis zum Schluss.“ Helmuts Ausgeglichenheit übertrug sich auf die ganze Familie. Vielleicht war der Maschinenbauingenieur, der zunächst Flugzeuge und Züge konstruierte und später als Betriebsleiter der Karrenseilbahn tätig war, auch deshalb immer so zufrieden, weil ihm seine Arbeit Spaß machte. „Helmut machte alles mit Liebe. Er kam abends immer zufrieden heim. Oft sagte er zu mir: ,Die Arbeit ist mein Hobby‘.“

Aber er verlor seine gute Laune und seinen Humor auch nicht, als er schwer krank wurde. „Eine Krankenschwester duschte meinen Mann regelmäßig. Als sie einmal versehentlich die Regendusche einschaltete und von Kopf bis Fuß nass wurde, sagte Helmut zu ihr: ,Morgen kommst du im Bikini‘“, zeigt die 63-Jährige auf, dass ihr Mann gerne Späße machte.

Mit 45 krank geworden

30 glückliche Jahre waren den Melzers beschieden. Aber dann erkrankte Helmut im Alter von 45 Jahren. In seinem Kopf wucherte ein Tumor in der Größe einer Orange. In einer über zehnstündigen Operation wurde das Gewächs entfernt. „Danach hatte Helmut aber immer noch Kopfweh. Er lebte mit Schmerztabletten.“ Elfi kann sich aber nicht erinnern, dass ihr Mann je gejammert hätte.

Neun Jahre später stand wieder ein großer Eingriff an. Denn der Tumor war zurückgekehrt. Elfi bangte um ihren Gefährten. Sie hatte große Angst, ihn zu verlieren. „Da zündest du viele Kerzen an. Jetzt konnten nur noch die Ärzte und der liebe Gott helfen.“ Helmut überlebte knapp.

2016, nur vier Jahre später, stand der damals 57-Jährige wieder am Rande des Todes. „Helmut brach bei einem Ausflug in Heidelberg zusammen, wegen eines neuerlichen Kopftumors.“ Eine vierte Operation rettete ihm das Leben, aber ab da war Helmut ein Pflegefall. Er benötigte einen Rollstuhl und Hilfe im Alltag. „Er konnte nicht mehr selbst essen und trinken und auch nicht mehr allein zur Toilette gehen.“ Elfi wollte ihren Mann aber nicht in einem Pflegeheim unterbringen. Sie beschloss, ihn selbst zu pflegen. „Ich wusste, dass Helmut mich auch heim genommen hätte. Er war immer so fürsorglich zu mir. In all den gemeinsamen Jahren haben wir Seite an Seite geschlafen und bei jedem Spaziergang Händchen gehalten.“

Sechseinhalb Jahre lang war Elfi rund um die Uhr für ihren pflegebedürftigen Mann da. Unterstützt wurde sie vom Krankenpflegeverein Hard, ihren Kindern, einigen Freunden und zuletzt vom mobilen Palliativteam Vorarlberg. „Wenn mich anfangs jemand gefragt hätte, ob ich das schaffe, hätte ich Nein gesagt.“ Es waren anstrengende, aber auch schöne Jahre. „Durch die Krankheit wuchsen Helmut und ich noch enger zusammen. Wir waren froh, dass wir beieinander sein konnten.“

„Heirate Helmut wieder“

Einige Wochen vor seinem Tod im November des Vorjahres war Elfi aber am Limit. „Ich sagte zum lieben Gott: ,Ich kann nicht mehr und mein Mann auch nicht mehr.‘“ Sein Tod war für beide eine Erlösung. Zehn Tage dauerte sein Sterben. „Helmut litt und brauchte Morphium.“ Die letzten paar Tage schlief sie neben ihm am Boden, weil er nicht allein sein wollte und sie sich um ihn sorgte.

Die Familie ließ ihn los, als sie merkte, dass die Todesstunde greifbar war. „Ich sagte zu Helmut, dass er gehen darf, wenn er will. Unsere Kinder versprachen ihm, dass sie auf mich schauen würden.“

Elfi ist sich sicher, dass ihr Gefährte nun im Himmel und dort gut aufgehoben ist. Sie glaubt, dass sie einander im Himmel wiedersehen werden. „Und sollten wir tatsächlich wieder zur Welt kommen, dann ist eines fix: Im nächsten Leben heirate ich Helmut wieder.“ Vn-kum

Elfi und Helmut: ein tanzfreudiges, junges Paar.
Elfi und Helmut: ein tanzfreudiges, junges Paar.

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