Warnung vor Versorgungsnotstand

Vorarlberg / 25.04.2023 • 21:17 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Thomas Steurer hat vom Schönreden die Nase voll. khbg
Thomas Steurer hat vom Schönreden die Nase voll. khbg

Gesundheitsgewerkschaften verlangen einen bundesweiten Spitalsgipfel.

Feldkirch Thomas Steurer ist geladen. Er hat es satt, immer wieder klarstellen zu müssen, was Spitalsmanager trotz gegenteiliger Fakten hartnäckig „schönzureden versuchen“, wie es der Zentralbetriebsrat der Landeskrankenhäuser und Vorsitzende der GÖD-Gesundheitsgewerkschaft schonungslos formuliert. Den Personalmangel in den Vorarlberger Spitälern als nicht dramatisch zu beurteilen, grenze an Realitätsverweigerung. Er selbst spricht von einer akuten Situation und fordert alle Verantwortlichen zum Handeln auf: „Die Politik muss endlich Maßnahmen setzen und die Rahmenbedingungen verbessern.“ Weitere Kundgebungen sind laut Steurer bislang keine geplant. Am 12. Mai, dem Tag der Pflege, wollen sie trotzdem ihre Stimme erheben, zwar nur in informativer Form, aber mit ein bisschen Aktionismus garniert. Schauplatz wird der Dornbirner Marktplatz sein. Unabhängig davon sei es dringend an der Zeit, „sich mit uns an einen Tisch zu setzen“.

Knappe Personaldecke

Den Mangel an Personal in den Spitälern sieht Thomas Steurer als Folge von Verfehlungen der vergangenen Jahre. Die Krankenhäuser seien insgesamt personell viel zu knapp ausgestattet. „Fallen Kräfte aus oder können Posten nicht besetzt werden, wird es brenzlig.“ Vor allem die Unsicherheit bei der Dienstplanung ist für viele Mitarbeitende eine Belastung und führt zu Kündigungen. Wenn der KHBG-Direktor von „lediglich 3,6 Prozent“ fehlendem Personal rede, müsse er auch so ehrlich sein, absolute Zahlen zu nennen. „Alleine im LKH Feldkirch sind 60 Stellen unbesetzt. Das wiederum bedeutet, es gibt dutzende Betten, die nicht belegt werden können“, spricht Steurer seinerseits Klartext. Ständig damit zu kommen, dass Notversorgung und dringliche medizinische Eingriffe sowieso gewährleistet seien, reiche einfach nicht mehr.

Das Argument, dass in anderen Bundesländern die Situation noch schlechter sei, kann er ebenfalls nicht gelten lassen, denn laut einer Statistik aus 2021 findet sich Vorarlberg beim nicht-ärztlichen Personal pro 1000 Einwohner mit dem Burgenland auf dem letzten Platz. „Wir machen seit Jahren auf die Missstände aufmerksam“, ärgert sich Steurer über die Ignoranz der Politik. „Jetzt sind wir an einem Punkt, an dem das Geldtäschle aufgemacht werden muss“, ergänzt er. Um das Schlimmste einmal abzufangen, brauche es vorrangig mehr Geld für die Pflege und eine Dienstplansicherheit.

In einem Brief an den Bundeskanzler, den Gesundheitsminister sowie die Landeshauptleute verlangen die GÖD-Gesundheitsgewerkschaft und das Younion Team Gesundheit aktuell einen bundesweiten Spitalsgipfel. Der Personalmangel in den Kliniken der öffentlichen Gesundheitsversorgung werde mit jedem Tag dramatischer: „Stoppen wir den Zerfall unseres öffentlichen Gesundheitssystems jetzt!“ Sonst drohe ein nationaler Versorgungsnotstand. VN-MM 

Kundgebungen, wie sie 2021 erfolgten, scheinen zu wenig Druck erzeugt zu haben. VN/PAULITSCH
Kundgebungen, wie sie 2021 erfolgten, scheinen zu wenig Druck erzeugt zu haben. VN/PAULITSCH

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