Noch ist kein Hitzesommer in Sicht

Klimawandel: Im Frühling hat die längerfristige Erwärmung zuletzt pausiert.
Schwarzach Für heutige Verhältnisse ist der meteorologische Frühling 2023, der von Anfang März bis Ende Mai dauerte, „normal“ gewesen. Zumindest was die Temperatur betrifft. Mit rund zehn Grad im Mittel ist es zu keinem weiteren Anstieg gekommen. Die weiteren Aussichten? Ein trockener Hitzesommer zeichnet sich vorerst nicht ab, wie Alexander Orlik von „GeoSphere Austria“ (ZAMG) bestätigt.
„Auf Phasen des Anstiegs der mittleren Temperatur folgt immer wieder eine Stagnation.“
Für Bregenz liegen Wetterdaten seit dem Jahr 1870 vor. Der Verlauf zeigt, dass es seither um mehr als zwei Grad Celsius wärmer geworden ist im Frühling. Die Temperatur ist von acht auf 10,2 Grad gestiegen. In einem Jahr ist sie höher, in einem Jahr niedriger. Die 10,2 Grad stehen für einen geglätteten Wert, der die längerfristige Entwicklung darstellt. Orlik hat ihn für die VN ermittelt.
Kein stetiges Bergauf
„Bei der mittleren Temperatur gibt es nicht nur ein stetiges Bergauf“, erklärt der Klimaexperte. Das sieht man: Es gibt Wellen. In den 1930er- und 1940er-Jahren ist es deutlich wärmer geworden, bis Anfang der 1970er-Jahre in weiterer Folge kühler. In den 1980er- und 1990er-Jahren ist es dann viel wärmer geworden, seither wirkt es, als sei dieser Prozess gestoppt. Das ist jedoch ein Irrtum: Er dürfte eher nur pausieren.

„Wenn man es global betrachtet, folgt auf Phasen des Anstiegs der mittleren Temperatur immer wieder eine Stagnation“, erklärt Orlik. Das hänge mit Umwälzungen in den Ozeanen zusammen. Wenn man das Ganze auf die regionale Ebene herunterbreche, würden noch andere Effekte hinzukommen. Allgemeine Wetterlagen zum Beispiel, die für eine längere Zeit bestimmend sind.
Böden gut durchfeuchtet
Was die Niederschläge betrifft, war der Frühling heuer ein sehr reicher. In Summe ist die Regenmenge um gut die Hälfte größer gewesen als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Bei der Wetterstation in Fraxern wurden mit 613 Litern pro Quadratmeter sogar um zwei Drittel mehr erfasst als in der erwähnten Periode. Vor Beginn des Hochsommers sind die Böden damit durchfeuchtet.
Das Stichwort ist gefallen: Sommer. Wie wird er? Orlik hütet sich, eine Prognose abzugeben. Es wäre unseriös. Er wirft jedoch einen Blick in die Angaben des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage, um schließlich zu erklären: „Ich glaube, dass der Sommer nicht mit einem großen Hammer starten wird.“ In absehbarer Zeit werden die Temperaturen eher moderat bleiben und es dürfte auch immer wieder regnen. Vorerst ist also weder eine Hitzeperiode noch eine besondere Trockenheit in Sicht.
Im meteorlogischen Sommer, der sich von 1. Juni bis 31. August erstreckt, gab es im vergangenen Jahr in Feldkirch und Bludenz 20 Tage mit 30 Grad oder mehr. In Bregenz, wo der Bodensee für ein bisschen Abkühlung sorgt, waren es 17. Alles in allem handelte es sich damit um einen sehr heißen Sommer.