Warum die heimischen Lehrer SOS rufen

Dramatischer Appell der Pädagogen an Bildungsverantwortliche. Probleme mit Lehrermangel und vielem mehr.
Bregenz Baustelle Schule. Dem Motto entsprechend versammelten sich rund 300 Lehrerinnen und Lehrer auf dem Landhausplatz in Bregenz. Viele von ihnen trugen Warnwesten und Bauhelme. Angesagt war der “Aktionstag Bildung”, der in ganz Österreich durchgeführt wurde. “Vertreter von rund 20 Organisationen und Initiativ-Gruppen sind da”, durfte Lehrergewerkschafterin Alexandra Loser gleich zu Beginn der Veranstaltung auf deren Bedeutung hinweisen.

741 offene Stunden
Warum erheben sich die Lehrerinnen und Lehrer einmal mehr? “Es herrscht bei uns ein dramatischer Personalmangel. Kolleginnen und Kollegen sind überfordert. Noch nie gingen so viele Lehrer in die Schweiz und Liechtenstein wie in letzter Zeit”, verdeutlicht Personalvertreter Willi Witzemann das Hauptproblem. Insgesamt sind es 74 offene Stellen mit 741 offenen Stunden, die den Notstand begründen, haben die Lehrervertreter erhoben.

Doch das von zahlreichen Politikerinnen und Politikern besuchte Pädagogen-Treffen vor dem Sitz der Landesregierung drehte sich nicht nur um den Personalmangel, es wurde in den Beiträgen der Redner zur Abrechnung mit dem Bildungssystem im Gesamten.

Mehrere Plädoyers
So forderte Peter Fischer, Sprecher der ARGE Gemeinsame Schule, einmal mehr die Einführung dieses von einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt empfohlene Modell. “Und zwar nicht nur in einer kleinen Region wie Lustenau. Das muss Vorarlberg-weit passieren, am besten natürlich in ganz Österreich. Nur dann gibt es keine Ausweichmöglichkeit für jene, die ihre Kinder unbedingt in ein Gymnasium schicken wollen.”

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Das Plädoyer für eine inklusive Schullandschaft gab es von Expertin Claudia Niedermair, während Kinderarzt Harald Geiger den Zusammenhang zwischen einem Schulsystem, das Druck erzeugt, und der Gesundheit von Kindern herstellte.
Kritik an den Kritikern
Einen leidenschaftlichen Vortrag in Reimen mit einer Generalabrechnung des Bildungssystems als Inhalt lieferte die stellvertretende Landesschulsprecherin der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, Sina Lenherr.

Volksschullehrerin Birgit Sieber-Mayr, vehemente Kämpferin gegen die Ziffernnoten, brachte ihr Anliegen ebenso unters Lehrervolk wie AHS-Lehrervertreter Gerhard Pusnik, der die verantwortlichen Politiker für ihre aus seiner Sicht existierenden Missstände an den Pranger stellte. Vor allem die ÖVP bekam dabei ihr Fett ab.
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Tapfer stellte sich indes die anwesende Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) mitten unter den versammelten Pädagogen der Kritik und beantwortete Fragen. Kritik an der Veranstaltung gab es aber auch von einigen Lehrern. “Es gefällt mir gar nicht, dass man hier zu Inklusion, Noten und anderem Grundsatzreden hält. Man sollte sich auf das Personalproblem und die überbordenden Belastungen konzentrieren. Das betrifft uns Lehrer jetzt akut”, schimpfte ein Volksschuldirektor und musste davon abgehalten werden, die Veranstaltung spontan zu verlassen.