So wenig Pension bekommen Vorarlbergerinnen im Vergleich zu Männern

Vorarlberg / 10.07.2023 • 17:20 Uhr
So wenig Pension bekommen Vorarlbergerinnen im Vergleich zu Männern
Am 11. Juli haben Männer so viel Pension wie Vorarlbergerinnen im gesamten Jahr. Canva

Pensionsschere ist österreichweit in Vorarlberg am größten.

Schwarzach Vorarlberg ist Schlusslicht. Zumindest, wenn es um die Pension von Frauen im Vergleich zu den Männern geht. An diesem Mittwoch haben Vorarlberger schon so viel Pension bekommen, wie es die Vorarlbergerinnen erst bis Jahresende erhalten werden. Die Pensionsschere klafft weit auseinander. In keinem österreichischen Bundesland ist der sogenannte “Equal-Pension-Day” so früh wie hier.

“Die aktuellen Zahlen sind alarmierend”, sagt Iris Seewald, Landesfrauenvorsitzende vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) Vorarlberg. „Wieder ist ein Jahr vorbei und wieder hat sich beim Schließen der Pensionsschere nicht viel getan. Politik und Unternehmen müssen endlich Maßnahmen setzen, die Frauen langfristig im Alter absichern!“

Iris Seewald ist Landesfrauenvorsitzende beim ÖGB Vorarlberg. <span class="copyright">ÖGB </span>
Iris Seewald ist Landesfrauenvorsitzende beim ÖGB Vorarlberg. ÖGB

Angelika Nocker (66) kommt mit ihrer Pension aktuell gut zurecht. “Ich habe aber auch 41 Jahre in Vollzeit gearbeitet”, erzählt sie. Das macht sich nun bezahlt. Von ihren Freundinnen, die andere Lebensläufe vorweisen, weiß sie aber, wie schwer es mit der knappen Rente werden kann. “Speziell in den vergangenen Monaten durch die hohe Teuerung.” Mittlerweile sei auch die Mittelschicht betroffen, dazu kommen schließlich etwaige Rückzahlungen.

Angelika Nocker fordert höhere Pensionen. <span class="copyright">Privat</span>
Angelika Nocker fordert höhere Pensionen. Privat

Große Unterschiede bei der Rente

47,3 Prozent beträgt der Unterschied der Pensionen. Während Vorarlberger im Schnitt 2129 Euro im Monat bekommen, sind es für die Vorarlbergerinnen nur 1123 Euro. Im österreichweiten Vergleich beträgt der Unterschied übrigens 40,5 Prozent. Der Equal-Pension-Day findet demnach am 4. August statt.

Die Pensionsschere sei laut Seewald auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. “Dazu zählen niedrigere Löhne, die hohe Teilzeitquote, aber auch Berufsunterbrechungen aufgrund von Kinderbetreuung oder Pflege.” Hinzu komme, dass 2024 das Pensionsantrittsalter für Frauen schrittweise angehoben und jenem der Männer angeglichen werde.

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Seewald fordert: “Mehr denn je muss darauf geachtet werden, dass Frauen Vollzeit arbeiten können und bis zur Pension gesund im Job bleiben. Das sind die Knackpunkte für höhere Frauenpensionen.”  Schon jetzt gehe nur die Hälfte der Frauen direkt vom Beruf in die Pension. Die andere Hälfte scheide aufgrund von Mehrfachbelastung, Betreuungsarbeit, gesundheitlichen Problemen oder weil Unternehmen keine Arbeitsplätze für Ältere anbieten, vorher aus dem Erwerbsleben aus.

Für Seewald ist klar: “Wer die Pensionslücke schließen will, kommt an flächendeckenden Kinderbildungseinrichtungen und gesunden Arbeitsbedingungen nicht vorbei. Wir brauchen dringend Maßnahmen, die die finanzielle Absicherung von Frauen im Alter fördern.” Als Beispiele nennt sie faire Entlohnung, altersgerechtes Arbeiten und Gesundheitsförderung sowie ein Recht auf Altersteilzeit.

Lösungsansätze

Inakzeptabel ist die derzeitige Situation auch für Martina Rüscher, Landesleiterin der ÖVP-Frauenbewegung. Das derzeitige Pensionssystem orientiere sich nach wie vor insbesondere an Erwerbsbiografien mit Vollbeschäftigung ohne Erwerbsunterbrechungen. “Ein System, das Frauen benachteiligt, weil sie immer noch den größten Teil der unbezahlten Arbeit, sprich Care-Arbeit leisten”, sagt Rüscher.  “Wir müssen in das Aufbrechen der Rollenbilder investieren und Männer ermutigen, ihren Anteil an Care-Arbeit zu übernehmen.” Die Reform des Kinderbetreuungsgeldes – die Verdoppelung des Familienzeitbonus während des Papa-Monats – setze hier schon richtig an.

Hand in Hand bis ins hohe Alter geht es nur für wenige.<span class="copyright"> Fotolia</span>
Hand in Hand bis ins hohe Alter geht es nur für wenige. Fotolia

Halbe-Halbe bei der Elternkarenz sehen die Vorarlberger Grünen als einen Teil der Lösung. “Alle profitieren von einer fairen Aufteilung zwischen Müttern und Vätern bei der Kinderbetreuung: Die Kinder, weil sie beide Bezugspersonen bei sich haben. Die Väter, weil sie so mehr Familienzeit haben, und die Mütter, weil sie gut ins Berufsleben wieder einsteigen können und so auch in der Pension finanziell abgesichert sind”, sagt die Grüne Familiensprecherin Nadine Kasper. Zudem sollte beispielsweise die Obergrenze des Kinderbetreuungsgeldes angehoben werden.

Das wäre ein weiterer Schritt, um die Pensionslücke zwischen Mann und Frau zu schließen. Für Angelika Nocker ist klar, dass etwas passieren muss. Ihrer Meinung nach hätten die Pensionen viel höher angehoben werden müssen. Sie hat zwei weitere Wünsche: Eine bessere Aufklärung junger Frauen, was es bedeutet, Teilzeit zu arbeiten, sowie mehr Transparenz im Hinblick auf Gehälter. “Die Entwicklung geht in die richtige Richtung”, sagt Nocker, “nur eben im Schneckentempo.”

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