Bitte lieber Wolf, komm‘ einfach nicht

Vorarlberg / 28.07.2023 • 21:26 Uhr
Alwin Zündel sieht den Einsatz von Herdenschutzhunden kritisch. VN/Rhomberg
Alwin Zündel sieht den Einsatz von Herdenschutzhunden kritisch. VN/Rhomberg

Herdenschutz für Schafe auf der größten Alpe Vorarlbergs ist laut Hirten ein Ding der Unmöglichkeit.

Schröcken Der Pfad hinauf zur Alpe Schadona zwischen Schoppernau und Schröcken ist selbst mit dem wendigen Geländewagen mühselig. Und vor allem steinig. Artur Köb (60) hat ihn schon hunderte Male bewältigt. Knapp eine Stunde ist man unterwegs bis zum Ziel, der Hirtenschutzhütte. Sie liegt nur rund 400 Meter Luftlinie von der Biberacher Hütte entfernt. Wo sind sie nur, die 1000 Schafe, die einer Handvoll Personen gehören und abwechselnd von vier Hirten bewacht werden – so gut das eben möglich ist?

In alle Winde zerstreut

„Sie sind in alle Winde zerstreut“, sagt Artur Köb, und erklärt: „Die Alpe Schadona ist riesig. Die Flächen, auf denen sich die Schafe aufhalten, befinden sich ganz oben, zumeist in steilem Gelände. Auf den flacheren Weiden weiter unten grast das Vieh.“

Es dauert lange, bis sich die ersten Schafe dem Besucherauge erschließen. Es sind einige wenige, die es sich in unmittelbarer Nähe zur Hirtenschutzhütte unter einem Bretterverschlag gemütlich gemacht haben. „Da drüben“, ruft Köb plötzlich, „genau gegenüber von uns auf dem Hügel befindet sich ein ganzer Haufen“. Per Drohne können die Tiere schließlich erfasst werden. Dass sich im weitläufigen Gelände überall elektrisch geladene Zäune befinden, fällt auf. Die propagierten Herdenschutzmaßnahmen? Köb winkt ab. „Mein Gott, nein. Wir zäunen Bereiche ein, wo die Schafe gefährdet sein könnten. Um zu verhindern, dass sie in eine Schlucht fallen. Oder als Abgrenzung zu Flächen einer anderen Alpe“, erklärt der 60-jährige Auer. Beim Thema Wolf wird Köb unmissverständlich. „Einzäunungen in diesen Regionen zum Schutz vor einem Wolf sind völlig sinnlos. Man muss doch nur das Gelände anschauen. Da springt ein Wolf locker drüber oder kommt sogar unten durch. Wie kann man als ortsunkundiger Wolfsfreund nur so einen Blödsinn ernsthaft vorschlagen?“

Nachtpferche

Köb redet sich in Fahrt. „Und dann höre ich von Nachtpferchen. Wie soll man die Schafe jeden Abend auf so einem weitläufigen Gelände zusammentreiben? Und vor allem: Wie stellt man sich das mit einem solchen Nachtpferch vor? Dass Massen von Tiere auf engstem Raum eine Nacht verbringen? Auf diesem Grund ist es am nächsten Tag schwarz vor Kot und Matsch.“

Der Campingbetreiber und Flugretter schüttelt den Kopf. „Ich wünschte, es würden sich jene, die uns von weit weg Empfehlungen zum Wolfsschutz geben, sich einmal vor Ort ein Bild machen.“

Unterstützung erhält Köb vom früheren Obmann der Alpe Schadona, Alwin Zündel. Der kommt auf die empfohlenen Herdenschutzhunde zu sprechen. „Solche kannst du auf dieser beliebten Wanderroute gar nicht brauchen. Was, wenn diese Menschen attackieren? Abgesehen davon, dass du nicht weißt, was du mit den Hunden während der acht Monate nach der Saison anfangen sollst.“

Keine Wolf-Wanderroute

Artur Köb hofft nur, dass es niemals zu einer Konfrontation mit dem Wolf auf der Alpe Schadona kommen wird. „Wir hatten bisher noch keine Wolfsrisse. Ich führe dies auf die Tatsache zurück, dass wir offensichtlich nicht auf einer Wanderroute von Wölfen liegen. Noch nicht zumindest. Wie wir ja wissen, kann sich alles sehr schnell ändern.“

Artur Köb mit der „diensthabenden Hirtin“ der Hirtenschutzhütte auf der Alpe Schadona, Antoinette Moosbrugger.  VN/Rhomberg
Artur Köb mit der „diensthabenden Hirtin“ der Hirtenschutzhütte auf der Alpe Schadona, Antoinette Moosbrugger.  VN/Rhomberg
Diese Schafe wären im Gelände ein gedeckter Tisch für den Wolf.
Diese Schafe wären im Gelände ein gedeckter Tisch für den Wolf.