Warum der Wolf ganz Bartholomäberg in Atem hält

Es war der Wolf, der Anfang Juli ein Schaf im Siedlungsgebiet riss. Landwirte und Bürgermeister sind geschockt.
Barholomäberg “Wir waren einfach nur perplex, als wir das Ergebnis der DNA-Untersuchung erhielten. Ein Wolf hat bei uns fast mitten im Dorf ein Schaf gerissen. Das muss man sich einmal vorstellen.” Der Barholomäberger Langzeitbürgermeister Martin Vallaster (56) atmet tief durch, während er auf die unter ihm liegende steil abfallende Wiese blickt.

Es ist jener Ort, an dem das schwer vorstellbare geschah. Die Stelle liegt nur rund 500 Meter unterhalb der Kirche. Der betroffene Landwirt will sich nicht in der Öffentlichkeit äußern. Zu tief sitzt bei ihm noch der Schock.

Luchs in Verdacht
Als er sein totes Schaf vor vier Wochen entdeckte, hatte er nicht den Wolf in Verdacht. Er nahm das Tier mit nach Hause, fror es ein und übergab es wenige Tage später der Landesveterinärabteilung in Bludenz zur Untersuchung.

Das Ergebnis der Untersuchung schürt noch aus einem anderen Grund große Ängste in Bartholomäberg. “Wir hatten dieses Jahr bereits zwölf Risse von Wildtieren und Schafen. Leider wurde nichts untersucht. Diese Vorfälle erscheinen jetzt natürlich in einem anderen Licht”, erzählt der Bürgermeister. Auf den Wolf hingedeutet habe jedoch schon damals die Art der Risse. Wahrhaben wollte man das jedoch nicht. “Wir dachten da auch an den Luchs, von dessen Existenz wir in dieser Gegend wissen”, berichtet Vallaster.

Die Zukunft der Schafszucht
Man müsse nun auf der Hut sein, kündigt der Gemeindechef die Reaktion auf den Wolfsriss im Siedlungsgebiet an. Die Stimmung im Dorf beschreibt er als angespannt.
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Für Oswin Kieber, der vor einem Jahr mehrere Schafe durch einen Wolfsriss verlor und die überlebenden Tiere deshalb vom Gauertal auf die Alpe Almein ob Bartholomäberg brachte, ist die aktuelle Nachricht ebenfalls sehr verstörend. “Ich biete bei mir qualitativ hochwertiges Schaffleisch an. Ich hege und pflege meine Tiere dafür bestens. Dass der Wolf jetzt auch hierherkommt, ist frustrierend. Es kann nicht so weitergehen, wenn man weiter Schafzucht haben will.”

Emotionen gehen hoch
Aufs höchste beunruhigt ist auch Christoph Vonblon-Bürkle, Obmann des Vorarlberger Ziegenzüchterverbandes. “Ich habe mich herumgehört. Die Emotionen gehen jetzt hoch. Es ist alles sehr beunruhigend. Ich habe selber Ziegen in Bartholomäberg. Wenn ein Wolf in Siedlungsnähe zuschlägt, ist das nicht mehr zu akzeptieren.”
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Vonblon-Bürkle blickt im Bartholomäberger Dorfzentrum auf die große Wiese mit den dort weidenden Ziegen. “Man stelle sich vor. Hier spazieren Kinder vorbei. Die sehen am einen Tag die kleinen drolligen Ziegen. Und am nächsten Tag nur noch Fleischfetzen. Allein dieser Gedanke ist unerträglich.”