Ein mühsames Geschäft
Wie ein Korken dümpelt der „normale“ Konsument auf den Wellen der veröffentlichten Meinung: Sind sintflutartige Regenfälle und brütende Hitze nun normal? Wer nicht gerade Wetterkunde studiert hat, kann es nicht wissen. Eifrig rufen die Verharmloser Flut- und Hitzewellen vergangener Jahrhunderte als Zeugen an. Die Mahner reden vom „neuen Normal“, und sie schütteln die Köpfe, weil wir die Zeichen der Zeit nicht erkennen wollen.
Wer nicht zu den Experten zählt, schaut besorgt abwechselnd nach Ost und Süd. Er fühlt mit, wenn Interviewte das nackte Leben retten konnten. Vielleicht spendet er gar, ganz sicher aber wischt er sich insgeheim den Schweiß von der Stirn: Denn wir sind wieder einmal davongekommen. Schon beschreiben Zukunftsszenarien unseren Landstrich als Garten Eden, während der Rest der Welt im Chaos versinkt. Auch nicht beruhigend…
Doch, wenn die letzten Gewitterwolken sich verzogen haben, kehrt der Sommer zurück. Dann legt sich die Flut der bunten Bilder besänftigend aufs Gemüt, und die letzten entrischen Gedanken gehen darin baden. Vorerst. Weil ja – sagen die Experten – Extremereignisse heute dazu gehören. Sie sind fester Teil des „neuen Normal“. Der normale Bürger aber, den die politische Rechte so verzweifelt umgarnt, möchte nur die Sicherheit seiner Kindheit zurück. Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder? Politik ist echt ein mühsames Geschäft.
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