Wohnkosten steigen massiv

Gemessen am Einkommen könnte der Anteil heuer auf mehr als ein Fünftel klettern.
SCHWARZACH. Einkommen steigen in der Regel weniger stark als Mieten, geschweige denn Zinsen. Die Folge: Die Wohnkostenbelastung nimmt zu. Das bedeutet, dass viele Haushalte einen wachsenden Teil des Geldes, das ihnen Monat für Monat zur Verfügung steht, für ein Dach über dem Kopf aufwenden müssen.
Im Schnitt handelte es sich hierzulande bisher um 19 Prozent, also knapp ein Fünftel. Doch das ist Geschichte. „2023 wird es kräftig raufgehen“, sagt Wolfgang Amann, Geschäftsführer des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen. Zu erwarten sei eine Zunahme um ein oder zwei Prozentpunkte. Im schlimmsten Fall würde es sich demnach bereits um etwas mehr als ein Fünftel handeln.

Die durchschnittlichen Wohnkosten pro Monat beliefen sich in Vorarlberg im Zeitraum 2020 bis 2022 auf rund 350 Euro. Das lässt sich aus Daten errechnen, die von der Statistik Austria jeweils nur für drei Jahre ausgewiesen werden. Auch österreichweit waren es 350 Euro. Deutlich höher waren die Kosten in Wien mit fast 460 Euro.
Das mag überraschen, hängt aber auch mit der offiziellen Definition von Wohnkosten zusammen: Berücksichtigt werden neben Heiz- und Energiekosten sowie Mieten und Betriebskosten auch – bei Eigentümern – Zinszahlungen für Kredite. Der reine Kapitaldienst wird ignoriert. Mieten fallen damit alles in allem stärker ins Gewicht – und in der Bundeshauptstadt ist der Mietsektor eindeutig dominierend.
Energiekosten fallen ins Gewicht
Für eine kräftige Zunahme der Wohnkostenbelastung sind nun mehrere Entwicklungen ausschlaggebend. Zunächst der Anstieg der Energiepreise. Wer aufs Geld schauen muss, bekommt dies zu spüren: Energiekosten machen nach Angaben der Statistik Austria gut ein Viertel aller Wohnkosten aus. Staatliche Antiteuerungshilfen sind da für viele umso wichtiger. Sie können das Problem zumindest entschärfen.
Zweitens steigen die Mieten weitgehend ungebremst. 2022 musste man hierzulande für eine Wohnung auf dem freien Markt durchschnittlich bereits 780 Euro pro Monat zahlen (inklusive Betriebskosten).

Eine dritte Entwicklung, die für Wohnkosten maßgebend ist, ist die der Zinsen. Sie haben sich vervielfacht. „Vor allem für jene, die einen Kredit mit variabler Verzinsung zu bedienen haben, hat die Zinsbelastung massiv zugenommen“, bestätigt Amann im Gespräch mit VN.at.
Kein Trost ist, dass die durchschnittliche Wohnkostenbelastung hierzulande im europäischen Vergleich seinen Angaben zufolge eher gering ist: Sie ist, wie sie ist, und jede Zunahme zwingt Haushalte, anderswo kürzerzutreten. Für Einzelne könne die Belastung so groß sein, dass sie zu Armutslagen und Notsituationen führt, wie der Experte betont.
32.000 Menschen überlastet
In Europa spricht man von einer Überbelastung, wenn die Wohnkosten mehr als 40 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen. In Vorarlberg könnten nach Schätzungen der Statistik Austria in den vergangenen Jahren bereits rund 32.000 Frauen, Männer und Kinder einem Haushalt angehört haben, auf den das zugetroffen hat. Angaben für 2023 liegen noch nicht vor.