Wo eine Maske wieder ratsam wäre

Vorarlberg / 17.09.2023 • 20:11 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Maske verwenden? Beim Gang ins Spital oder Pflegeheim sinnvoll. RP
Maske verwenden? Beim Gang ins Spital oder Pflegeheim sinnvoll. RP

Gesundheitsexperten empfehlen Vorsichtsmaßnahmen mit Hausverstand.

SCHWARZACH Man kann nur noch sehr vage erahnen, wie sich Corona entwickelt. Infektionen sind nicht mehr meldepflichtig und Erkrankungen verlaufen oft so mild, dass sie unbemerkt bleiben.

Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass es wieder zu mehr und mehr Fällen kommt in Vorarlberg, wie Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher bestätigt: Die Virenlast, die im Abwasser festgestellt wird, sowie die Zahl der Spitalspatienten, die noch getestet werden und bei denen das Ergebnis positiv ist – beides steigt. Ein Problem? Die Politik vermittelt den Eindruck, dass es keines ist. Sie steht nach Einschätzung des Gesundheitsexperten Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS) unter dem Eindruck der Auswirkungen „unglücklicher Entscheidungen“, die sie in der Pandemie getroffen hat und die insbesondere die Stimmung gegen Regierende kippen ließen.

Kritik an Politik

Czypionka verweist etwa auf den Lockdown für Ungeimpfte sowie die beschlossene, aber dann doch nicht umgesetzte Impfpflicht. All das habe dazu geführt, dass das Thema Corona vom Kanzler abwärts gemieden werde. Der Experte sieht das kritisch: „Wir hätten die Chance gehabt, aus der Pandemie zu lernen und Infektionskrankheiten ernster zu nehmen. Wir haben die Chance nicht genützt.“

Corona mag an Bedrohlichkeit verloren haben, sollte nach Ansicht von Thomas Czypionka aber nicht unterschätzt werden. Und zwar aus gesundheitlichen Gründen, weil mit einer Erkrankung zum Beispiel noch immer Langzeitfolgen verbunden sein könnten, bei denen es „keine wirklich gute Therapie“ gebe. Stichwort: „Long Covid“. Sowie aus wirtschaftlichen Gründen, weil es in Zeiten vieler Erkrankungen zu einem spürbaren Arbeitskräfteausfall komme. „Die Folgen davon sollten einmal berechnet werden, damit es klarer wird“, bekräftigt Czypionka. Was tun? „Ich war gerade in Japan und dort gibt es in jedem Hotelzimmer einen Luftreiniger“, beginnt er auszuführen: „Warum es bei uns nicht möglich ist, ein Luftkonzept für alle Schulen und Kindergärten zu haben, ist mir nicht verständlich.“ Wahrscheinlich liege es daran, dass man das Thema eben grundsätzlich meide. Darüber hinaus wäre es wieder ratsam, in geschlossenen Räumen, in denen viel gesprochen werde und geschwächte Personen seien, Maske zu tragen.

Von einer Maskenpflicht redet Czypionka nicht. Das tut auch Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher nicht: „Wir sollten den Hausverstand walten lassen“, betont er vielmehr. Beispiel: „Wenn man einen Schnupfen hat oder sich krank fühlt, solle man sich schon überlegen, ob man ins Spital oder ins Pflegeheim geht, um jemanden zu besuchen“, argumentiert Grabher: „Wenn man es tut, sollte man eine Maske tragen.“

Vorsichtsmaßnahmen

Damit schütze man andere. Und zwar vor allem Menschen mit einer Vorerkrankung oder im höheren Alter. Das sind nach Ansicht von Grabher auch diejenigen, für die jetzt, auf eine kühlere Jahreszeit hin, eine Auffrischungsimpfung empfehlenswert wäre: „Eine Corona-Impfung sollte als Vorsichtsmaßnahme gesehen werden wie eine Influenza-Impfung“, sagt der Sanitätsdirektor: „Sie bietet einen guten Schutz.“ JOH

„Wir hätten die Chance gehabt, aus der Pandemie zu lernen. Wir haben die Chance nicht genützt.“