Sorgenkind Haselstauden

Vorarlberg / 22.10.2023 • 22:32 Uhr
Lisa geht hier zur Schule. Sie ist selbst Schülerlotsin, viele Anrainer halten die Straße für gefährlich. VN/RAUCH
Lisa geht hier zur Schule. Sie ist selbst Schülerlotsin, viele Anrainer halten die Straße für gefährlich. VN/RAUCH

76-Jährige tödlich verunglückt. Anrainer warnen schon lange vor den Gefahren.

DORNBIRN Am Freitagabend ereignete sich gegen 19:10 Uhr ein tragischer Verkehrsunfall auf der Haselstauderstraße (L3) in Richtung Schwarzach, bei dem eine 76-jährige Fußgängerin ihr Leben verlor. Bei der Volksschule gilt derzeit freiwillig Tempo 30. Verordnen kann die Stadt dieses Tempolimit derzeit nicht, da die Haselstauderstraße eine Landesstraße ist. In Dornbirn wartet man derweil auf eine in Aussicht gestellte Novelle der Straßenverkehrsordnung, die eine Temporeduktion ermöglicht. Dann könnten Gemeinden auch auf Landesstraßen vor Kindergärten oder Schulen die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 30 reduzieren.

Wünsche der Anrainer

Hier im Zentrum von Haselstauden befindet sich neben der Volksschule auch ein großer Kindergarten, die Kirche, ein Arzt und eine Apotheke. Seit Jahren kämpft eine Bürgerinitiative um die Temporeduktion. Sie fand auch breite Unterstützung in der Stadtpolitik, welche bislang in das freiwillige Tempolimit mündete.

„Ein Radargerät könnte man auf jeden Fall aufstellen, allein wegen der abschreckenden Wirkung“, erklärt Brigitta Hämmerle. Ihre neunjährige Tochter Lisa geht hier zur Schule, ist selbst Schülerlotsin. „Meistens klappt alles“, fasst diese ihre Dienste am Zebrastreifen zusammen. Die 50-jährige Mutter sieht aber durchaus die Risiken: Die Baustelle macht die Straße unübersichtlicher, am Zebrastreifen bei der Kirche gibt es keine Schülerlotsen. Immerhin gibt es für die Kinder mit dem Schulhof eine Ausweichroute rund um die Baustelle.

Peter Jaglo begleitet seine Töchter oft zur Schule oder holt sie wieder ab. „Sogar als Erwachsener mit Warnweste fühlt man sich manchmal unsicher“, erklärt der 39-Jährige. Bei den meisten Autofahrern klappe es recht gut, viele bremsen frühzeitig oder zumindest am Zebrastreifen und fahren mit angemessener Geschwindigkeit. „Es gibt aber auch solche, die sehen auf 100 Meter, dass ein Kind sich kenntlich macht und rasen an ihm vorbei und hupen“, betont Jaglo. Es sei nicht so, dass niemand was tue, die Polizei sei oft präsent. „Was ich aber vermisse, sind Temposchwellen zwischen den beiden Zebrastreifen.“

Tödlicher Unfall

Ein 26-jähriger Pkw-Fahrer, der von Dornbirn kommend unterwegs war, übersah am Freitagabend die Frau, die gerade den künstlich beleuchteten Schutzweg auf Höhe der Volksschule Haselstauden überquerte. Der Zusammenstoß war derart heftig, dass die Fußgängerin gegen die Windschutzscheibe und über das Fahrzeug hinweg geschleudert wurde, bevor sie etwa zehn Meter entfernt auf der Straße aufkam.

Die 76-Jährige erlitt durch den Unfall schwerste Verletzungen und wurde umgehend ins LKH Feldkirch eingeliefert, wo sie trotz aller Bemühungen des medizinischen Personals später verstarb. Um den genauen Unfallhergang zu klären, wurde ein Sachverständiger hinzugezogen. Die Polizei Dornbirn bittet Zeugen, die Angaben zum Unfallgeschehen machen können, sich unter der Telefonnummer 059 133 8140 zu melden. VN-RAU

An diesem Zebrastreifen kam es zum tödlichen Unfall. Unter der Woche stehen hier Schülerlotsen. VN/Rauch
An diesem Zebrastreifen kam es zum tödlichen Unfall. Unter der Woche stehen hier Schülerlotsen. VN/Rauch