Monika Helfer

Kommentar

Monika Helfer

Ein Lob der ­Landwirtschaft

Vorarlberg / 01.11.2023 • 13:59 Uhr

Einmal muss es gesagt und aufgeschrieben werden:
Die besten Produkte kaufen Sie in der Schule der Landwirtschaft in Hohenems. Nirgendwo sonst wird mit solcher Sorgfalt mit Produkten verfahren. Sie kaufen Kartoffeln, die innen gelb sind, die nicht durch Stickstoffzufuhr schnell aufgeblasen wurden. Sie bereiten davon Ihre Speisen zu. Das Kartoffelpüree mit den großen mehligen Kartoffeln wird unübertroffen sein. Wenn unsere Verwandtschaft aus Deutschland zu Besuch ist, betteln die Kinder um Kartoffelpüree. Nirgends, so sagt meine Tochter, gibt es solche Kartoffeln. Man sollte, sagt sie, das Püree in Pralinen füllen. Es ist der Sand vom Rhein, Jahrtausende angespült, der die wunderbare Erde abgibt.

Sie kaufen Eier von Hühnern, die in der Wiese herumspazieren bis zum Horizont. Man könnte sich vorstellen, die Hühner unterhalten sich und diskutieren, wohin sollen wir heute einen Ausflug machen. Entsprechend gut sind ihre Eier.

Die Milch von den Kühen ist ohne Beispiel. Der Architekt Hermann Kaufmann hat für die Kühe einen Stall entworfen, an den Balkone angebaut sind. So können die Kühe jederzeit an die frische Luft. Nie habe ich solchen Respekt vor Tieren erlebt. Auf unseren Spaziergängen kommen wir an dem Stall vorbei, wir grüßen die Rinder, sie grüßen zurück. Ihr Muhen, bilde ich mir ein, ist selbstbewusst und in keiner Weise unterwürfig. Hätte ich Tränen der Rührung zur Verfügung, ich würde sie vergießen. Diese Tiere müssen nicht, wie mir neulich eine Frau aus Norddeutschland erzählt hat, ein Tierleben lang eingesperrt sein. Sie hat mir berichtet, ihr Bruder habe eine Landwirtschaft übernommen, die von zwei Angestellten geführt wird. Dreitausend Rinder. Achthundert Schweine. Ich musste nachfragen, ich dachte, ich hätte mich verhört.

Der Honig aus Hohenems wird fachmännisch betreut, man könnte sich wünschen, eine Biene zu sein. Das Wissen wird an die Schüler weitergegeben, die selbst einmal Bauern werden wollen. Sie werden das Gelernte anwenden. Jeden Sonntagabend kommen die Schüler an unserem Haus vorbei, sie kommen von überall her, aus dem Bregenzerwald, aus dem Montafon, sie kommen mit dem Zug und spazieren in ihren Holzschuhen hinunter zur Schule für die Landwirtschaft. Und ich streiche mir ein Brot mit Butter und Honig …

Essen ohne nachzudenken, reine Natur, soll man das glauben? Ja man soll und man kann. Ein Lob für die Landwirtschaft!