Die Reichen und Mächtigen sind im Anflug

Am Flughafen St. Gallen Altenrhein (ACH) herrscht in der WEF-Woche Hochbetrieb.
Altenrhein In einem Bergdorf nur ein paar Kilometer von der Vorarlberger-Schweizer-Grenze entfernt herrscht derzeit Ausnahmezustand: Am Montag ist das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos gestartet. Bis Freitag treffen sich in dem Wintersportort im Kanton Graubünden rund 2800 der reichsten und mächtigsten Menschen der Welt, darunter mehr als 60 Staats- und Regierungschefs. Ausnahmezustand herrscht in dieser Zeit auch am Flughafen St. Gallen-Altenrhein (ACH).

Etwa jeder zehnte Teilnehmer reist Schätzungen zufolge mit dem Privatjet an. Altenrhein ist der am nächsten gelegene Flughafen. „Wir rechnen bis Samstag mit etwa 200 zusätzlichen Flugbewegungen“, sagt Thomas Krutzler, CEO der People‘s Air Group. Die Flüge werden laut Krutzler teilweise erst wenige Stunden vor der Landung angemeldet. Genau Zahlen liegen damit erst am Ende der fünftägigen Konferenz vor. “Die Tendenz zur Kurzfristigkeit nimmt auch in dem Bereich zu, nicht nur in der Urlaubsfliegerei,” ergänzt der CEO.

Planespotter
Es ist Montag, gegen 13.30 Uhr. Soeben ist eine Cessna 680A Citation Latitude mit dem Kennzeichen CS-LTZ gelandet. “Die kommt von Helsinki”, bemerkt eine Frau, die sich gemeinsam mit einem Begleiter am Absperrzaun postiert hat. Das WEF ist auch ein Highlight für Menschen, die in ihrer Freizeit gerne Flugzeuge beim Landen und Starten beobachten. “Wir gehen hier viel laufen. Hinten am See ist ein schönes Vogelgebiet, gleichzeitig können wir Flieger beobachten. Der Copilot von der Maschine, die gerade startet, hat im Vorbeifahren noch gewunken”, berichtet der Mann mit dem Fernglas. Über Apps wie Flightradar können die Flugbewegungen genau verfolgt werden. Auf dem Timetable im Flughafengebäude werden die Landungen der Privatjets dagegen aus Datenschutzgründen nicht mehr angezeigt.

Die meisten Privatjets, die in Altenrhein landen, kämen aus Europa, sagt Thomas Krutzer, ein paar wenige aus den Staaten und vereinzelte aus Afrika und dem Mittleren Osten. “Es gibt schon welche, die den großen Personenschutz wollen und der ist bei den Großflughäfen schon gegeben”, nennt der CEO einen der Gründe. Ein weiterer Grund sei das Wetter. Gerade Piloten, die einen Langstreckenflug hinter sich haben, würden sich oft für einen “einfacheren Flughafen” entscheiden. “Wir haben relativ starke Südwestwindlagen. Das führt dazu, dass relativ starke Windböen über das Gebirge herkommen. Unten am Boden spürt man den Föhn praktisch gar nicht, aber für einen Piloten ist das teilweise schon eine Challenge und wenn er den Platz nicht kennt, ist es die noch größere Challenge.”


Während des WEF gibt es für die Mitarbeiter am Flughafen Urlaubssperre. “Wir haben die ganzen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, im Einsatz”, unterstreicht der CEO. Der Bregenzer Sascha Raich (48) ist Betriebsleiter und damit für alles zuständig, was draußen auf dem Flugfeld passiert. “Es ist mein achtes WEF. Mittlerweile hat es sich so eingespielt, dass es ,business als usual’ ist”, erzählt er. Rund ein Drittel der Flugzeuge, die in dieser Woche in Altenrhein landet, parkt auch hier, die anderen gehen und kommen am Abreisetag wieder. Die Maschine mit dem Kennzeichen CS-LTZ bleibt nur eine knappe Stunde in Altenrhein. Um 14.40 Uhr geht es Flightradar zufolge weiter nach Cannes.
