Wolf in Nenzing von Zug angefahren: „Damit hätte ich sicher nicht gerechnet”

Jäger Oliver Scherer hat das tote Tier gefunden. Erster Vorfall in Vorarlberg.
Nenzing Oliver Scherer staunte nicht schlecht, als er am Samstagvormittag seinen ersten Einsatz im Rahmen eines neuen Wildunfallprojekts der Hegegemeinschaft absolvierte. „Ich hatte gerade Bereitschaft, als mich die Polizeileitstelle Bregenz anrief, dass es in Nenzing auf der Bahn einen Wildunfall gegeben hat. Vermutlich ein totes Reh. Ich bin natürlich sofort losgestartet“, erzählt der Jäger und Oberschützenmeister den VN.
„Komisches Gefühl“
Der Anruf erreichte Scherer um Punkt 11.19 Uhr. Auf dem Weg zum Fundort war schon aus der Entfernung klar, dass es sich bei dem Tier jedenfalls um kein Reh handelt. „Ich habe ganz verdattert geschaut, als dann der Wolf dagelegen ist. Mit dem hätte ich ganz sicher nicht gerechnet bei meinem ersten Einsatz. Es war ein ganz komisches Gefühl. Ich habe dann gleich mit den entsprechenden Leuten telefoniert“, schildert der Nenzinger. Neben dem Großraubwildbeauftragten der Hegegemeinschaft wurden auch Wildökologe Hubert Schatz und die Bludenzer Amtstierärztin über den toten Wolf informiert.


Ob ihn der Unfall überrascht hat? „Logisch“, sagt Hubert Schatz, der Wildökologe des Landes. „Bei uns gibt es ganz wenige Wölfe, dass dann auch noch einer vom Zug erfasst wird, ist eine Besonderheit. International kommt das zwar öfter vor, aber bei uns ist es das erste Mal.“ Der tote Wolf wurde am Rande des Siedlungsgebiets entdeckt. Schatz geht davon aus, dass das Tier einfach nur die Seite beziehungsweise das Tal wechseln wollte. Dort, wo der Wolf gefunden wurde, sei ein bekannter Wildkorridor. Fest steht mittlerweile, dass es sich um ein männliches Tier handelt. Nähere Details sind noch nicht bekannt.

Mehrere Sichtungen
„Wir wissen nur, dass es in den letzten Wochen Wolfshinweise im Übersaxener Raum, im Saminatal, aber auch im Klostertal und im Silbertal gegeben hat. Ob der Wolf einer von denen ist oder ein anderer, kann man im Moment nicht sagen. Darüber werden die genetischen Erhebungen vielleicht etwas Aufschluss geben“, ergänzt der Wildökologe.

Untersuchung in Wien
Der Nenzinger Wolf soll kommende Woche in Wien genau untersucht werden. Zum einen wird laut Schatz eine genetische Analyse durchgeführt und die genaue Todesursache festgestellt und zum anderen der allgemeine Gesundheitszustand des Tieres gecheckt. „Das ist ein übliches Prozedere bei diesen seltenen Tierarten“, begründet der Wildökologe. Derzeit deutet alles darauf hin, dass das Tier bei einem Zusammenprall mit einem Zug getötet wurde und sich der Unfall in der Nacht auf Samstag ereignet hat. „Er war am Vormittag schon angefroren. Er dürfte daher schon länger dort gelegen sein“, erläutert Oliver Scherer.
