Doris Knecht

Kommentar

Doris Knecht

Getrappel, Gelächter und ein paar Flüche

Vorarlberg / 22.01.2024 • 18:00 Uhr

Vor zwei Wochen schrieb ich hier übers Gehen im Schnee und dass man nie zu alt ist fürs Kindischsein. Ich erwähnte auch zwei Apps, eine, die in Wien die Schritte zählt und die Ländle-App „V-bewegt“, die noch viel mehr kann als nur das.
Eine Leserin, Gertraud F., schrieb mir selbigen Tags ein Mail, sie „zähle 83 Lenze und gehe möglichst täglich 1 Stunde in unserem schönen Dornbirn eine Runde auch ohne Hund spazieren.“ Sie brauche dazu keine App, denn: „Wir Vorarlberger wissen, dass Bewegung gut tut und auch uns Alte fit hält.“ Ja! Gratuliere, Frau F.!
Offenbar hat meine Kolumne den Eindruck vermittelt, als sei mir das nicht klar, und da muss ich nun einhaken. Denn wahr ist vielmehr, dass ich nirgends mehr fitten Alten begegne, als wenn ich mich im Ländle aufhalte.
Das fängt in der Früh an, während ich noch am Küchentisch meiner Eltern beim Frühstück allmählich aufwache und von unten her, aus unserem ehemaligen Spielzimmer, schon Getrappel, Gelächter und, ja, zwischendurch auch ein paar Flüche höre. Weil dort jetzt ein Tischtennis-Tisch steht, an dem meine Eltern, 82 und bald 80, sich jeden Vormittag ausgiebig mätschen. Ich kann gar nicht sagen, wie super ich das finde.
Immer wieder freue ich mich über die Begegnungen mit der quirligen und immer topmodisch gekleideten Anna aus dem Bregenzerwald, zuletzt mit ihrer Tochter bei einer meiner Lesungen. Die Anna wird heuer 87, schreibt jeden Abend zwei Seiten mit der Hand, und auch letztes Mal dachte ich mir wieder: Ungefähr so möchte ich auch alt werden.
Oder so wie Trudi Thurnher, die im Sommer, wenn ich’s richtig zähle, 104 Jahre alt geworden ist. Als ich mich jetzt bei ihrer Familie nach ihrem Befinden erkundigte, erfuhr ich, dass sie sich gerade von einer Corona-Infektion erholt. Wobei sie allerdings – ich habe Fotos! –, besser und fitter aussieht als ich, wenn ich auch nur aus dem Bett steige. Allerbeste Genesung!

„Die Anna wird heuer 87, schreibt jeden Abend zwei Seiten mit der Hand, und auch letztes Mal dachte ich mir wieder: Ungefähr so möchte ich auch alt werden.“

Und wenn wir schon bei den guten Wünschen sind: Zufällig kann ich hier auch der Bregenzer Mutter meiner Freundin zum Geburtstag gratulieren: Sie feiert diese Woche ihren 99. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch, alles Gute! Ich habe die Freundin gefragt, wie es der Mutter denn gerade geht, weil auf den Fotos schaut sie immer fantastisch frisch aus, und die Freundin sagte, ach, sie sei so positiv, humorvoll und freundlich, es gehe ihr gut. Und ja, sagte sie auf meine Frage, sie jasse immer noch mit ihren Freundinnen, erst gestern Abend wieder.
Was mir insofern wichtig ist, weil ich immer sage: Freundinnen, nicht nur die Bewegung hält uns fit, wir müssen auch viel mehr jassen; lasst uns einen Termin finden, es ist dringend.

Doris Knecht ist Kolumnistin und Schriftstellerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Wien und im Waldviertel.