24-Stunden-Hilfe Liljana und ihr langes Warten auf Hilfe

Warum sich Liljana Dobosic nach einem schweren Herzinfarkt im Stich gelassen fühlt.
Schlins Plötzlich waren da Schmerzen, wie sie es noch nie kannte. Liljana Dobosic hilft im Haushalt der Familie Schneider in Schlins. Mit viel Geschick kümmert sich die 24-Stunden-Hilfe um Familienoberhaupt Werner, der seit einigen Jahren auf Unterstützung angewiesen ist. Spazieren, singen, einen Jass klopfen: Der 75-Jährige ist pflegebedürftig, er freut sich über jede Abwechslung. Das war auch am 25. Oktober des Vorjahres so. Es war der Tag, der das Leben von Liljana Dobosic auf eine harte Probe stellen sollte.

Notarzteinsatz. Wenig später im Landeskrankenhaus bestätigte sich der Verdacht: Die 58-Jährige erlitt einen schweren Herzinfarkt, musste umgehend operiert werden. Stents wurden gesetzt. Die Rettungskette lief wie am Schnürchen, lobt Sigrid Schneider (72), die zur Unterstützung ins Spital geeilt war. Am zweiten Tag nach der Operation hätten sie gleich einen Reha-Antrag gestellt. “Dazu hat man uns im Krankenhaus dringend geraten”, sagt Schneider. Es sei wichtig, dass nach dem Herzinfarkt zeitnah mit der Rehabilitation begonnen werde, habe man gesagt. Auch eine Internistin, die sich um die Nachversorgung gekümmert hat, drängte auf einen raschen Termin in einer geeigneten Einrichtung.

Liljana Dobosic findet sich plötzlich in einer neuen Rolle wieder. Die 24-Stunden-Hilfe, die seit neun Jahren in Vorarlberg Menschen in schwierigen Situationen unterstützt, braucht plötzlich selbst Hilfe. Und die lässt auf sich warten. Sigrid Schneider findet kaum Worte dafür, was sie seither erleben mussten. Als Personenbetreuerin ist ihre “gute Seele” selbstständige Unternehmerin und bei der Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS) gemeldet. “Wir haben nachgefragt und nachgefragt. Immer wieder wollten wir wissen, ob der Antrag bearbeitet wird und es schon einen Reha-Platz gibt”, erzählt Sigrid Schneider. Auch die behandelnde Internistin habe versucht, bei der SVS etwas für ihre Patientin zu erreichen.

Da fehle noch ein Befund, da noch ein Schriftstück. “Da ist noch etwas in Evidenz”, hätten sie von Sachbearbeiten immer wieder gehört. Warteschleifen, kein Durchkommen am Telefon – es sei eine unglaublich belastende Zeit gewesen, schildern die beiden Frauen. “Es war für alle eine frustrierende Situation, weil wir immer wieder im Kreis geschickt wurden”, so Sigrid Schneider. In ihre Heimat, einem Ort bei Zagreb in Kroatien, wo ihr Mann und ihr Sohn warteten, durfte Liljana Dobosic nicht, weil sie für die lange Zugreise zu schwach gewesen sei. Arbeiten konnte sie nicht. Reiseverbot, kein Verdienst und keine Antwort von der Sozialversicherung: Man fühle sich wie ein Mensch zweiter Klasse, hilft Sigrid Schneider, der 24-Stunden-Hilfe beim Finden der richtigen Worte. Die einen würden gleich Unterstützung bekommen, andere gar nicht. Die Enttäuschung darüber kann Liljana Dobosic nicht verbergen. Auch nicht die Sorgen um ihre Gesundheit. Eine rasche Reha hätte ihr etwas Sicherheit geben sollen.

Rasch scheint bei Reha-Plätzen derzeit allerdings gar nichts zu gehen. Allgemein seien bei entsprechenden Anträgen mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Nicht jeder Patient sei nach seiner Entlassung gleich Reha-fähig, zudem gelte es die passende Einrichtung zu finden, heißt es bei der SVS auf VN-Anfrage. Das größte Problem aber sei, dass es seit Corona einen großen Rückstau gebe, weil die Kapazitäten begrenzt seien.

Für Liljana Dobosic hat sich mittlerweile allerdings ein Platz gefunden. Anfang März ist es endlich so weit. Mehr als vier Monate nach ihrem Herzinfarkt beginnt dann der professionell unterstützte Weg zurück ins Leben. Das lange Warten auf Hilfe für die engagierte Betreuerin hat dann endlich ein Ende.