Wohnbau in Vorarlberg erreicht Talsohle

Anzahl der Bewilligungen hat sich auf sehr niedrigem Niveau stabilisiert.
SCHWARZACH. Die Boomjahre sind vorüber. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres wurde in Vorarlberg die Errichtung von 667 Wohnungen bewilligt. Sei es im Rahmen eines Einfamilienhauses oder einer Siedlung.
Die amtliche „Statistik Austria“ hat diese Zahl gerade veröffentlicht. Damit gab es um 51 Prozent weniger Baubewilligungen als im Vergleichszeitraum 2021. 2022 waren es mit 505 noch weniger. Das sei ein Hinweis darauf, dass eine Talsohle erreicht ist, wie Michael Klien vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO bestätigt: „Wir gehen auch in unseren Prognosen davon aus, dass sich die Lage stabilisiert. Weil die Rückgänge zuletzt so groß waren, muss es zum Teil sogar eine leichte Korrektur nach oben geben.“

Vorerst stehen da und dort aber eher noch härtere Zeiten an. Wolfgang Amann, Leiter des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen, erklärt, dass die Krise noch nicht überwunden sei: „Das kann man ganz eindeutig sagen. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass Signa nicht der letzte Investor bleiben wird, der in die Insolvenz schlittert. Es hat auch andere gegeben, die Immobilien aufgewertet haben und so in Null-Zinsen-Zeiten unter anderem auch neue Wohnbauprojekte finanziert haben.“
Die Anzahl der Baubewilligungen ist ein Frühindikator, der darauf hinweist, wie viel in den folgenden ein, zwei Jahren gebaut werden dürfte. Zunächst ist das etwa wesentlich für klassische Bauunternehmen und in weiterer Folge für Handwerker, die sich um den Innenausbau kümmern. „Für Bauunternehmen und Handwerker, die primär im Hochbau tätig sind, schaut es sehr düster aus“, sagt Klien: „Zu einer Umkehr wird es frühestens ab 2025 kommen.“

Für eine solche Umkehr spricht dem Experten zufolge, dass es noch heuer zu ersten Zinssenkungen kommen könnte. „Der Immobiliensektor reagiert stark auf positive Signale“, ergänzt Amann. Sprich: Wird die Finanzierung günstiger, dürften bald auch neue Wohnbauprojekte angegangen werden.
Wolfgang Amann sieht bei alledem jedoch eine Sache, die kritisch sei: Bauunternehmen, die sich heute aufgrund fehlender Aufträge von Mitarbeitern trennen, werden sie seiner Einschätzung nach nur noch schwer zurückbekommen, weil sie die Branche wechseln: „Der Fachkräftemangel wird gravierend sein.“

Gut sind die Verhältnisse vorerst eher nur für Leute, die eine Wohnung suchen und auch das nötige Geld dafür haben: „Das Angebot an Immobilien, die zu haben sind, ist sehr groß. Bauträger und Verkäufer sitzen auf einem großen Bestand“, erklärt Klien. Nachsatz: „Die Frage ist, wo sich Angebot und Nachfrage treffen, was an Preisnachlässen möglich ist.“