400 Arbeitsstunden für zwei Wölfe

Vorarlberg / 05.02.2024 • 12:56 Uhr
400 Arbeitsstunden für zwei Wölfe
Der Jäger wird zum Gejagten, ist jedoch keine leichte Beute. Canva

In Vorarlberg ist ein Wolf zum Abschuss freigegeben. St. Gallen zeigt parallel, wie groß die Erfolgsaussichten sind.

Chur, St. Gallen In Vorarlberg ist in vier Jagdrevieren ein Wolf zum Abschuss freigegeben. Jenseits der Grenze waren es gleich acht Tiere, die im Kanton St. Gallen bejagt wurden.

Das Amt für Natur, Jagd und Fischerei hatte am 4. Dezember 2023 den Abschuss sämtlicher Wölfe des Calfeisental-Rudels verfügt. Es gilt als das einzige etablierte Wolfsrudel des Kantons, mit zwei Leittieren und sechs Jungtieren. Die Wölfe waren in der Lage, Herdenschutzmaßnahmen zu umgehen und die so geschützten Nutztiere zu reißen. 13 Schafe sollen sie so gerissen haben. Die Verfügung galt bis am 31. Januar 2024. Laut dem Kanton wendeten die Jäger im Gebiet über 400 Stunden auf, jagten vor allem in der Nacht mithilfe von Wärmebildgeräten. Auch die Pächterinnen und Pächter der Jagdreviere im Abschussperimeter unterstützten die Wildhüter mit Meldungen und Einsätzen.

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Das Ergebnis: Zwei der acht Tiere wurden erlegt. Dabei soll es sich um die beiden Leitwölfe des Rudels halten. Der Leitrüde war jedoch so mager, dass man ihn zuerst für einen Jungwolf hielt. Die Untersuchung am Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit der Universität Bern hat aber gezeigt, dass der Wolf bereits älter war. Die genetische Analyse am Laboratoire de Biologie de la Conservation de l’Université de Lausanne bestätigte, dass es sich um den Leitrüden handelte.

Das Rudel begann sich bereits Anfang Winter aufzulösen. Der letzte Fotofallen-Nachweis des gesamten Rudels stammt von Mitte November 2023. Der Winter ist die Zeit, in der sich männliche Jungwölfe eine neue Heimat suchen. Eine Abwanderung aus St. Gallen durch Bludenz gilt aber aus Sicht der Schweizer als unwahrscheinlich. So stellen die beiden Rheintalautobahnen und der Rhein recht unüberwindbare Hindernisse dar. Leichter haben es da die Wölfe in Graubünden, südlich von Vorarlberg.

Graubünden: 15 Tiere in drei Monaten

In Graubünden schätzt man den Wolfsbestand auf 77 Tiere in 13 Rudeln. Hier waren im vergangenen Jahr mit Stand Dezember 34 Tiere zum Abschuss freigegeben, gegen zwei Bescheide läuft eine aufschiebende Beschwerde. Geschossen wurden davon 17 Tiere, davon 15 allein im vierten Quartal von Oktober bis Dezember. Zwei weitere Tiere wurden aufgrund klar erkennbaren Verletzungen oder Krankheiten geschossen, drei kamen 2023 kamen bei Verkehrsunfällen zu Tode.

Geschätzt leben in der Eidgenossenschaft an die 300 Wölfe, die sich auf den Süden des Landes konzentrieren.