Eigentumsquote stark gesunken

Nicht nur Leistbarkeitsproblem: Auch Zuwanderung ins Land macht sich bemerkbar.
SCHWARZACH. Immer weniger Menschen leben in einem Haus oder in einer Wohnung, die ihnen gehört. In Vorarlberg fällt der Rückgang im Bundesländervergleich sogar überdurchschnittlich aus. Von 2010 bis 2022 ist die Eigentumsquote laut Statistik Austria von 62 auf 57 Prozent gesunken. Österreichweit ist die Quote, die insgesamt vor allem durch Wien gedrückt wird, „nur“ von 50 auf 48 Prozent zurückgegangen.

Was sind die Gründe dafür? Am Wunsch allein kann es nicht liegen: „Umfragen zeigen, dass er ungebrochen ist. Und zwar vor allem bei Frauen und Männern um die 30, die eine Familie gründen“, erklärt Michael Klien vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO: „Das zeigt, dass es ein Leistbarkeitsproblem gibt.“ Ein Kredit über mehrere hunderttausend Euro sei vielen zu hoch, sodass sie in einer Mietwohnung bleiben müssten.
Selbst wenn die Preise niedriger und Finanzierungen einfacher möglich wären, wäre die Eigentumsquote jedoch kaum anders. Ein Faktor, der ins Gewicht falle, sei Zuwanderung, wie Wolfgang Amann, Chef des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen, bestätigt: „In den vergangenen Jahren war sie massiv, und viele Zuwanderer leben zunächst in einer Mietwohnung. Verfügen sie über keine oder nur geringe Mittel, kann es Jahrzehnte dauern, bis sie sich Eigentum leisten können.“

Gewachsen ist Vorarlberg zuletzt durch Zuwanderung. 2010 wurde etwa jeder achte Haushalt im Land von einer Person mit nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit geführt, 2020 war es bereits gut jeder fünfte, wie Statistik-Austria-Daten zu entnehmen ist. Meist handelt es sich dabei um eine Mietwohnung.
Es gibt jedoch weitere Erklärungen für den Rückgang der Eigentumsquote. So weist Amann darauf hin, dass in den letzten 20 Jahren vom Boden- bis zum Neusiedlersee etwa 210.000 geförderte Mietwohnungen mit Kaufoption vergeben worden seien: „Die Kaufoption gezogen haben aber nur rund 60.000 Mieterinnen und Mieter. Das ist nicht einmal ein Drittel. Ausschlaggebend dafür dürfte sein, dass die Mieten bei geförderten Wohnungen so niedrig sind, dass viele keine Notwendigkeit sehen, sich um Eigentum zu bemühen.“

Dazu komme, das unbefristete Mieten „eine eigentumsähnliche Sicherheit“ bieten würden: „Das geht so weit, dass Ehepartner und Kinder in den Vertrag eintreten und eine Wohnung bei unveränderter Miete übernehmen können.“ Das sei ein Argument, in Miete zu bleiben.
ÖVP-Chef und Kanzler Karl Nehammer möchte, dass die Eigentumsquote österreichweit von 48 auf 60 Prozent steige. Laut Amann entspricht das einem alten Leitspruch der Volkspartei: „So viel Eigentum wie möglich, so viel Miete wie nötig.“ Das sei nach wie vor gut, beide Rechtsformen hätten ihre Berechtigung.
Eine Lösung: Gefördertes Eigentum
Wie aber könnte es wirklich zu mehr Eigentum kommen? „Zweckmäßig und vor allem im Sinne Jüngerer wäre es beispielsweise, gefördertes Eigentum anzubieten, das um 20, 25 Prozent unter dem Marktpreis liegt“, meint der Experte. Nachsatz: Bewerkstelligt werden könnte das über die Wohnbauförderung.