Fußacher auf Friedensreise durch Afrika

Vorarlberg / 11.02.2024 • 16:00 Uhr
Der alte Land Rover soll Klaus Kuster nach Namibia bringen. <span class="copyright">HRJ (8)</span>
Der alte Land Rover soll Klaus Kuster nach Namibia bringen. HRJ (8)

Klaus Kuster hat sich mit einem alten Land Rover auf den Weg nach Namibia gemacht.

FUSSACH Der eine pilgert den Jakobsweg. Andere entdecken ihre Bestimmung in einem Shaolin-Kloster. Klaus Kuster begibt sich auf eine Friedensreise nach Afrika. Der 56-jährige Pensionist aus Fußach hat sich vorgenommen, mit seinem alten Land Rover von Marokko nach Namibia zu fahren. Sein Ziel ist es, in jedem Land, das er durchquert, eine Friedensbotschaft zu verbreiten. „Ich halte die Kriegstrommelei einfach nicht mehr aus“, begründet er seine Aktion.

Es ist so weit: Klaus Kuster macht sich nun auf den Weg nach Italien.
Es ist so weit: Klaus Kuster macht sich nun auf den Weg nach Italien.

Kuster ist bereits Richtung Italien aufgebrochen. Morgen verlässt er Europa und setzt mit dem Fährschiff von Genua nach Tanger, Marokko, über. Von Marokko aus nimmt er die Westroute, die ihn durch mehr als 15 Länder entlang der Atlantikküste nach Namibia führen wird.

Der Tamaskan namens Sparky begleitet Klaus Kuster auf seiner Reise durch Afrika.
Der Tamaskan namens Sparky begleitet Klaus Kuster auf seiner Reise durch Afrika.

Die Reise, für die Kuster etwa neun Monate kalkuliert, ist eine enorme Herausforderung, vor allem im logistischen Bereich. Doch in der Logistik kennt er sich aus. Der gelernte Kaufmann war viele Jahre beim internationalen Transport- und Logistikunternehmen Gebrüder Weiß beschäftigt. „Als Osteuropa-Spezialist“, informiert Kuster, der danach noch im Versicherungswesen tätig war, bis er aufgrund einer schweren Erkrankung Frühpensionist wurde.

Auf dem Rücksitz des Land Rovers hat sich Klaus Kuster eine Schlafstätte eingerichtet.
Auf dem Rücksitz des Land Rovers hat sich Klaus Kuster eine Schlafstätte eingerichtet.

Kuster hat auch reichlich Reiseerfahrung gesammelt. Bisher war er allerdings in Kleingruppen unterwegs: „Diesmal bin ich jedoch allein.“ Nicht ganz: Sein Hund, der Tamaskan namens Sparky, begleitet ihn.

An den Autotüren prangt die Botschaft „Für Freiheit und Frieden. Wir stehen zusammen!“
An den Autotüren prangt die Botschaft „Für Freiheit und Frieden. Wir stehen zusammen!“

Finanzieren kann Klaus Kuster seine Friedensreise mit privaten Mitteln (Erspartes und Pension) sowie mit Hilfe des im Dezember 2023 gegründeten gemeinnützigen Vereins „Jetzt Gemeinsam“ (www.jetzt-gemeinsam.at), dessen Vorsitzender er ist. Das erste Hilfsprojekt des Vereins war der Kauf eines speziellen Rollstuhls für eine gehbehinderte Frau. Das neueste Projekt ist das Anlegen eines Gemeinschaftsgartens in Fußach.

Im Gepäck ist auch eine Friedensfahne. „Die hänge ich dann ans Auto.“
Im Gepäck ist auch eine Friedensfahne. „Die hänge ich dann ans Auto.“

Um die lange, zum Teil beschwerlichen Strecken bewältigen zu können, sei er gut ausgerüstet, stellt Kuster klar. „Den Land Rover, Baujahr 1975, habe ich so hergerichtet, dass ich möglichst autark reisen kann“. Im Fahrzeug befinden sich unter anderem eine Zwei-Zonen-Kühlbox, eine Gaskochstelle, zwei 20-Liter-Dieselkanister, Nahrungsvorräte in Konserven für eineinhalb Monate, 60 Liter Wasser, aufgeteilt in Flaschen und in einem faltbaren Tank, ein Zelt, Schaffelle. Zur Notstromversorgung ist der Land Rover mit einem doppelten Batteriekreislauf mit Wechselrichter und einer 300-Watt-Solarzelle ausgestattet.
An den Autotüren hat Kuster die Botschaft „Für Freiheit und Frieden. Wir stehen zusammen!“ in verschiedenen Sprachen angebracht. „Damit möchte ich überall auf meiner Reise Aufmerksamkeit erregen“, erklärt Kuster. Afrika habe er stellvertretend für alle Kriege auf der Welt gewählt. Neben dem Krieg in der Ukraine und dem Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern herrschen derzeit allein auf dem afrikanischen Kontinent zahlreiche bewaffnete Auseinandersetzungen.

Am Tag vor der Abreise checkt Klaus Kuster seine Ausrüstung.
Am Tag vor der Abreise checkt Klaus Kuster seine Ausrüstung.

Klaus Kuster verfolgt aber auch ein persönliches Ziel: „Entschleunigung, Erdung und minimalistisch leben.“ Den Anforderungen, die ihn auf seiner Reise erwarten, begegnet er mit Optimismus: „Ich nehme sie als eine Art Lebensschule an.“ Und was geschieht, wenn aus welchem Grund auch immer eine Weiterfahrt nicht möglich ist? „Der Weg ist das Ziel“, zitiert Kuster Konfuzius, „und das gilt auch für mich. Wenn der Weg versperrt ist, breche ich ab und kehre heim zu meiner Familie.“

Noch letzte administrative Tätigkeiten, dann verlässt Klaus Kuster sein Zuhause in Fußach.
Noch letzte administrative Tätigkeiten, dann verlässt Klaus Kuster sein Zuhause in Fußach.

Der Abschied von seiner Frau und seinem 13-jährigen Sohn sei bewegend gewesen: „Da sind die Gefühle hochgegangen.“ Natürlich vermisst er die Beiden schon jetzt. „Aber ich bin ja so oft es geht mit ihnen in Kontakt. Und wenn ich dann wieder zuhause bin, werde ich mit Felix viel Zeit in der Natur verbringen.“ Wie bisher, vor Antritt der Friedensreise.

Zur Person

Klaus Kuster

Geboren 18. Juni 1967

Wohnort Fußach

Laufbahn Kaufmännische Lehre, Osteuropa-Spezialist bei Gebrüder Weiss, Tätigkeiten im Bereich Versicherung, Pensionist.

Familie verheiratet, Sohn Felix (13), Wahltochter Neka, Hund Sparky

Hobbys Motorradfahren, Stehpaddeln, Skitouren

Motto Leben und leben lassen.