Von Euphorie bis Panik: Erzählungen über den Eintritt in die Pension

Vorarlberg / 20.02.2024 • 17:15 Uhr
Von Euphorie bis Panik: Erzählungen über den Eintritt in die Pension
Monika Huber nennt den Pensionsausweis gerne ihr Eigen. Nach gewissen Anlaufschwierigkeiten hat sie sich in ihr Leben als Rentnerin gut eingefügt. Für Manfred Vogt ist die Pension noch weit weg. VN/Paulitsch/Hämmerle

Monika Huber (60) und Manfred Vogt (65) hatten ihre ganz speziellen Zugänge zum Start in den (Un)Ruhestand.

Dornbirn Monika Huber öffnet die Tür mit einem strahlenden Lächeln. „Es geht mir gut”, sagt die 60-Jährige. Seit Oktober vergangenen Jahres ist die Dornbirnerin in Pension. Wohlvorbereitet, wie sie betont. Zwei Jahre hat sie sich auf den Start in den neuen Lebensabschnitt vorbereitet, besuchte unter anderem die Veranstaltungsreihe des „Lebensraum Bregenz” zum Thema Pensionsantritt.

Jetzt hat Monika Huber alle Zeit der Welt für eines ihrer Lieblingshobbys, das Lesen.<span class="copyright"> VN/Paulitsch</span>
Jetzt hat Monika Huber alle Zeit der Welt für eines ihrer Lieblingshobbys, das Lesen. VN/Paulitsch

Und dann war er auf einmal da, der letzte Arbeitstag, das Abschiedsfest. Monika Huber befand sich plötzlich in einem Wellental der Gefühle, wusste nicht, ob sie sich nun freuen sollte, oder doch nicht. „Vorher sagte dir jeder: ‚Super, freu’ dich auf die Pension.‘ Und wenn du dann Pensionistin bist, sagt dir niemand mehr was.” Irgendwann hatte sie auch das Gefühl: „Jetzt gehörst du nicht mehr dazu. Das war schon hart.”

Schauen wir mal, was kommt

Doch die zweifache Mutter, die insgesamt 43 Jahre gearbeitet hat, bekam bald Schlagseite in Richtung Vorzüge des wohlverdienten Ruhestands. Sie stieß auf Konfuzius. „‚Wohin du auch gehst, geh’ mit ganzem Herzen‘, heißt eine seiner Weisheiten. Daran habe ich mich zu orientieren versucht.”

Seelenkenner Reinhard Haller mit Peter Weißkopf, Geschäftsführer des Vereins „Lebensraum Bregenz". Dort gab es eine ganze Serie von Veranstaltungen zum Thema Pensionsantritt. <br> <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Seelenkenner Reinhard Haller mit Peter Weißkopf, Geschäftsführer des Vereins „Lebensraum Bregenz". Dort gab es eine ganze Serie von Veranstaltungen zum Thema Pensionsantritt.
VN/Paulitsch

Jetzt habe sie auch Sinn im Nichtstun gefunden. „Ich beginne Tage nicht selten nach dem Motto: Schauen wir mal, was kommt.” Monika Huber pflegt soziale Kontakte, trifft Freunde und Nachbarn. Sie hat gelernt, das Tempo wohldosiert herunterzufahren. Sie macht Dinge und Termine aus. „Aber nie so, dass es mir zu viel wird und mich beherrscht.” Mit ihrem Mann, der als Lehrer noch im Dienst ist, freut sie sich auf gemeinsame Unternehmungen. Und vor allem hat Monika Huber Zeit, einem ihrer liebsten Hobbys zu frönen: das Lesen von Büchern aller Art.

Das Unwort

„Pension? Das Wort kann ich gar nicht hören!” Das sagt FH-Professor Manfred Vogt. Der Batschunser wird heuer 66, auf dem Papier im Ruhestand, de facto jedoch Lichtjahre davon entfernt. Auch er hat die Module zur Pensionsvorbereitung in Bregenz besucht. „Aber das ist nicht meins”, sagt er. „Ich war neugierig, wollte wissen, wie andere mit dieser Zäsur umgehen.” Freitätigkeit nennt sich das, was Vogt jetzt macht. Für den Vater und Großvater heißt das nichts anderes als weiterhin arbeiten im Hundert-Prozent-Modus. Er ist nach wie vor als Hochschullehrer für Wirtschaftsinformatik tätig.

Manfred Vogt kann das Wort Pension nicht hören. Viel lieber arbeitet er weiter mit Volldampf. „Bis mindestens 70." <span class="copyright">VN/Hämmerle</span>
Manfred Vogt kann das Wort Pension nicht hören. Viel lieber arbeitet er weiter mit Volldampf. „Bis mindestens 70." VN/Hämmerle

Ehrenamtlich bastelt er an einem Projekt zur Beratung von Non-Profit-Organisationen und engagiert sich darüber hinaus in der Aus- und Weiterbildung mit den Schwerpunkten Coaching, Digitale Transformation und Künstliche Intelligenz. Sein Ziel ist eine Professur an der Hochschule für angewandte Wissenschaft. Diese möchte er dann bis zum 70. Lebensjahr aktiv ausüben.

Bis zum 70. Lebensjahr

Und dann? Vogt hält zum ersten Mal inne, weiß nicht so recht, was er jetzt antworten soll. Das Wort Pension will er nach wie vor nicht in den Mund nehmen. So als ob die Angst vor der Leere, die ihn kurz vor dem offiziellen Pensionsantritt heimsuchte, plötzlich wieder aufflackert. „Ich habe schon auch Hobbys”, verrät der umtriebige Akademiker schließlich. „Musik ist eines.” Aber die Hobbys werden bei ihm noch einige Jahre in den Hintergrund gedrängt. Vogt will jetzt arbeiten, zu hundert Prozent und mit dem Elan eines Jungen.