Mit dem Longboard zu den Klosterhühnern

Vorarlberg / 27.02.2024 • 14:35 Uhr
Schwester Maria  VDT
Schwester Maria liebt ihr Longboard, dass sie vom Bienenzüchter des Klosters geschenkt bekommen hat. BVS

Schwester Maria (51) vom Kloster Sankt Peter in Bludenz hat mit 19 Jahren ganz überraschend ihre Liebe zu Gott gefunden. Heute gibt die Schweizerin ihren Glauben eindrücklich an die Erstkommunikanten weiter.

Bludenz Wenn Schwester Maria ihre Gäste im Kloster empfängt, fällt zuallererst ihre positive Art und ihr herzliches Lachen auf. Sie ist eine von vier Ordensschwestern im Kloster Sankt Peter in Bludenz und seit 22 Jahren ein fester Bestandteil des Klosters.

Wer denkt, dass im Dominikanerinnen-Kloster ausschließlich gebetet, gegessen und geschlafen wird, liegt falsch. Schwester Maria verdeutlicht, dass das Leben in ihrer Gemeinschaft vielfältig ist. Sie führt unter anderem Erstkommunikanten durch das Haus, erklärt die Bedeutung der Hostie, töpfert, malt und gibt Kurse für Erwachsene. Zudem ist sie für die 14 Klosterhühner verantwortlich. Diese versorgt sie mit ihrem Longboard, das sie schon seit ihrer Jugend geschickt beherrscht.

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Mit ihrem Longboard fährt Schwester Maria…
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… täglich zu den Hühnern und genießt die Fahrt.

„Ich bin eigentlich ganz überraschend zum Entschluss gekommen ins Kloster zu gehen“, beginnt Schwester Maria zu erklären. Mit 19 Jahren hat sie mit ihrem Vater und ihren Geschwistern eine Messe im schweizerischen Rüti bei Zürich besucht. Bei der Anbetung habe sie lediglich in der Bank gesessen, die Hostie betrachtet und gewartet, bis ihr Vater fertig war. „Auf einmal habe ich gespürt, welche Liebe mir Jesus entgegenbringt“, erinnert sie sich zurück. Übermannt und gleichzeitig überrascht von diesen neuen Gefühlen, kamen Tränen der Freude. „Damals arbeitete ich als Kleinkinderzieherin und dachte nicht daran, jemals eine Ordensschwester zu werden.“ Als ihre Tante sie fragte, ob sie ihr Haus übernehmen wolle, wenn sie verheiratet sei, wurde ihr klar, dass sie beides nicht wollte. „Ich möchte frei sein. Und ich hatte die Sehnsucht nach mehr Hingabe“, erklärt sie.

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Schwester Maria stellt Ikonen her und bietet dafür auch Kurse für Erwachsene an.

Ihre Tante hat ihr einige Klöster aufgezählt, die sie sich einmal anschauen und quasi ins Leben als Schwester hineinschnuppern solle. „Ich wusste auch gar nicht, ob mir das gefällt“, erinnert sie sich lächelnd zurück. Dann habe sie sich für das Kloster in Cazis bei Thusis entschieden, in dem sie insgesamt neun Jahre lang lebte. Die Priorin hat sie mit drei anderen Ordensschwestern 2002 nach Bludenz gesandt, um dort das Klosterleben aufrecht erhalten zu können. Seit 22 Jahren lebt sie nun in der Alpenstadt.

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Schwester Maria töpfert gerne Figuren.

Neben ihren Führungen für Schulkinder malt sie leidenschaftlich gerne, töpfert Figuren und stellt Ikonen her. „Für Papst Franziskus durfte ich eine Ikone machen, die ich ihm 2018 überreicht habe“, sagt sie fröhlich. Und auch sonst bringt sich die sympathische Ordensschwester aktiv ein. „Ich musiziere mit Jugendlichen in einer eigenen Band.“

„Jetzt füttere ich noch die Hühner“, sagt sie und huscht mit eiligen Schritten durch das Gebäude. Draußen stehen schon ihre zwei Skateboards. Eines hat sie von ihrer Schwester zum 40. Geburtstag erhalten und das Longboard von dem Bienenzüchter des Klosters. Damit fährt sie täglich zum Hühnerstall, lädt den Wassereimer auf und zieht geschickt ihre Kurven. „Manchmal fahre ich auch mit dem Skateboard zu meiner Kollegin nach Nüziders“, sagt sie. Das sorgt bei vielen Autofahrern für Überraschung.

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Zum 40. Geburtstag erhielt sie von ihrer Schwester ein Skateboard. Mit diesem besucht sie öfter mal ihre Kollegin in Nüziders.

Neben ihren 23 Urlaubstagen im Jahr freut sich nun Schwester Maria auf die bevorstehende Auszeit, die sie im Juli im Kloster Cazis in der Schweiz für ein halbes Jahr verbringen wird. In dieser Zeit beginnt sie die Ausbildung zur geistlichen Begleiterin. Im Dezember kehrt sie wieder voller Tatendrang in die Alpenstadt zurück. BVS

ZUR PERSON

Schwester Maria Maier

Geboren am 12. April 1972 in Rüti (CH)

Aufgewachsen in der Schweiz

Lebt im Dominikanerinnen-Kloster Sankt Peter in Bludenz