Perückenblondine demolierte zehn Busse

Vorarlberg / 23.04.2024 • 13:35 Uhr
Prozess, zehn Busse beschädigt
Der Angeklagte beteuerte am Dienstag seine Unschuld. EC

Vandalenakt im Bregenzerwald: Wer unter dem falschen Haar steckte, ist noch nicht geklärt.

Feldkirch Im Dezember, kurz vor Weihnachten, wurden in Andelsbuch und Reuthe im Bregenzerwald insgesamt zehn Busse lahmgelegt. Ein unbekannter Täter schnitt bei allen Fahrzeugen die elektrische Zuleitung zu den Boardcomputern durch. Ein Bus wird dadurch zwar nicht fahruntüchtig, allerdings können keine Fahrkarten mehr verkauft werden und auch die elektrische Anzeige, wo die Fahrt schlussendlich hingeht, funktioniert nicht. Die schwere Sachbeschädigung muss in der Nacht auf den 20. Dezember angerichtet worden sein. Schon damals mutmaßten die Ermittler und Buskundigen, dass es ein Insider gewesen sein muss. Denn der Täter war durch die hintere Tür in die Fahrzeuge gelangt, das funktioniert nur bei gewissen Busmarken. Auch das Wissen, wo das Band, in dem mehrere Kabel laufen, verbaut ist, hat nicht jedermann. Der Vandale hatte sich gezielt die Boardcomputer vorgenommen. Das Motiv ist noch unklar.

Perückenblondine demolierte zehn Busse
Verteidiger German Bertsch (r.) bot einen Zeugen an, der beweisen soll, dass sein Mandant im Tatzeitpunkt mit seinem Privatwagen unterwegs war. EC

Schwere Sachbeschädigung

Der Schaden wird von Staatsanwalt Alexander Kaindl mit 4900 Euro beziffert. Das bedeutet vom Wert her noch keine „schwere“ Sachbeschädigung. Allerdings handelte es sich um insgesamt zehn Busse und wenn derart viele öffentliche Verkehrsmittel auf einmal ausfallen, geht es um Infrastruktur, die der öffentlichen Sicherheit dient. So wie die Beschädigung von Feuerlöschern, Schneestangen oder Verkehrsschildern ist es eine schwere Sachbeschädigung und die Strafe erhöht sich im Falle eines Schuldspruches auf bis zu zwei Jahre. Doch der Angeklagte, ein 57-jähriger, vorbestrafter Busfahrer, der auch im Bregenzerwald mit seinem Gefährt unterwegs war, beteuert seine Unschuld. „Das auf dem Video bin nicht ich“, bleibt er bei seiner Verantwortung.

Prozess, zehn Busse beschädigt
Staatsanwalt Alexander Kaindl. EC

Licht ins Dunkel

Weitere Beweise sollen nach German Bertsch „die Wahrheit“ zutage fördern. Auf dem Video sieht man den Vandalen, er trägt eine blonde, langhaarige Perücke. Die Polizei protokollierte, dass man Haare jener Perücke im Auto des Beschuldigten gefunden habe. Doch Bertsch versichert, dass die Fasern ganz anderer Herkunft seien: „Nämlich von der Verpackung eines Weihnachtsbaumes, den mein Mandant zuvor gekauft und im Wagen transportiert hatte.” Allerdings gibt es angeblich noch weitere Hinweise, die den Mann verdächtig machen und die im Prozess am Dienstag erörtert wurden. Richter Christoph Stadler musste jedenfalls vertagen.

Seltsamer Zufall            

Zeugen gaben an, dass der Angeklagte sich bei einer Schulung zum Thema „Boardcomputer“ massiv aufgeregt habe. Er habe sich beschwert, dass diese Technik mangelhaft sei, nicht ordentlich funktioniere und dass dieses „sich aufregen“ dermaßen heftig gewesen sei, dass der angestellte Berufskraftfahrer sogar von einem der Geschäftsführer abgemahnt worden sei. Auch einige Videoaufnahmen beispielsweise vor dem Achraintunnel würden angeblich den Mann belasten. Verteidiger German Bertsch bietet allerdings einen Zeugen an, der beweisen soll, dass sein Mandant im Tatzeitpunkt mit seinem Privatwagen unterwegs war. Was die Perücke betrifft, sagt der Angeklagte, dass er zwar eine Faschingsperücke besessen habe, die allerdings längst entsorgt habe. Bertsch möchte die „angeblichen Perückenhaare“ von einem „Faserexperten“ untersuchen lassen, um zu beweisen, dass es sich um Fasern der Christbaumverpackung handelt. Was noch an zusätzlichen Beweisen aufgenommen wird, ist offen.

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