Wenn der Bodensee dem Kaiserstrand ganz nah kommt

Der hohe Pegelstand des Bodensees weckt in Lochau Erinnerungen an 1999.
Lochau Der Bodensee ist so voll wie seit dem Jahrhunderthochwasser im Jahr 1999 nicht mehr. Laut Prognosen bleibt die Hochwassersituation am Bodensee in den folgenden Tagen und Wochen noch etwas angespannt, da der Pegel weiterhin leicht steigen wird.
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Die starken Niederschläge der vergangenen Woche ließen auch den See kräftig ansteigen, auf einen derzeitigen Pegel-Höchststand am 6. Juni von 4,98 Meter, das sind 397,12 Meter über der Adria. In der Vorwoche stand der Pegel noch auf 4,11 Meter, im Vorjahr auf bescheidenen 3,90 Meter. Dazu eine Notiz am Rande: Der Pegelnullpunkt (Pegelstand 0,00 m) liegt in Bregenz bei 392,14 Meter über der Adria.

Lokalaugenschein am See
Besonders gut sichtbar wird der Bodensee-Hochstand beim neu angelegten Badesteg mit Sprungbrett im Lochauer Strandbad. Zudem sind auch einige Meter des kiesbedeckten Uferbereichs samt den grünen Liegewiesen überflutet. Am Kaiserstrand oder im Hafen Lochau fehlten dem Wasser am Freitag nur noch wenige Zentimeter bis zu den Gehwegen.
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Der derzeitige hohe Wasserstand treibt auch die Schwäne als „Pflanzenfresser“ in großen Scharen verstärkt ans Ufer, da sich die Wasserpflanzen als eigentliche Nahrungsquelle der Schwäne jetzt in größeren Tiefen befinden. So können sie von den Schwänen „beim Grundeln“ nicht erreicht werden.
Jahrhunderthochwasser am Lochauer Bodenseeufer
Dass der Bodensee aber „noch mehr“ kann, beweisen Zahlen aus den letzten Jahren. Am 22. Juni 2016 hatte der See bei einem Höchstwasserstand von 5,16 Meter das Niveau eines zehnjährlichen Hochwassers von 5,12 Metern überschritten. Und beim bisher letzten gravierenden großen Jahrhunderthochwasser im Jahr 1999 war der See am 11. Juni, also vor exakt 25 Jahren, sogar auf 5,67 Meter angestiegen.

Das Erholungsgebiet am Lochauer Bodenseeufer mit Strandbad und dem gesamten Schwarzbad mit Finnenbahn und den Spielplätzen stand über einen längeren Zeitraum unter Wasser. Sogar der Radweg um die Kaserne war überflutet, die Pipeline gesperrt. Die schwimmende „Alte Fähre“ wurde mit Stahlseilen verankert.

Den Sturm, der am 2. Juni 1999 mit Windstärke 10 bis 12 über die Bregenzer Bucht fegte und der mit gewaltigen Wellen massenhaft Treibholz über den Bahndamm bis hinauf auf die Bundesstraße schleuderte, hat man damals einigermaßen glimpflich überstanden. Um das Strandbadgebäude bzw. die Hafenanlagen zu schützen, hatten die Pioniere des Bundesheeres Panzersperren aufgestellt und mit Rundhölzern verstärkt. Erst am 19. Juni konnte nach sinkendem Wasserspiegel mit den ersten großen Aufräumungsarbeiten begonnen werden.
Die Krux mit den Pegelständen
1990 wurde von der IGKB (Internationale Gewässerschutzkommission Bodensee) eine sogenannte Uferlinie mit einem Pegelstand von 3,56 m für den mittleren Wasserstand (Normalwasserstand) des Bodensees festgelegt. Der Pegelnullpunkt (Pegelstand 0,00 m) liegt im deutschen Konstanz bei 391,89 Metern über Normal Null (Amsterdamer Pegel) und in Bregenz bei 392,14 Metern ü. A. (Adria/Pegel Triest 1875).

Die Pegelstände an den Messstationen am deutschen und österreichischen Bodenseeufer werden relativ zu diesem Pegelnullpunkt gemessen und sind damit trotz unterschiedlicher Höhe der Bezugsflächen in beiden Ländern direkt vergleichbar. Die Pegelstände am Schweizer Bodenseeufer hingegen basieren auf dem mittleren Pegel von Marseille im westlichen Mittelmeer mit einem aktuellen Pegelstand von 395,77 Meter ü. M. BMS