Baubewilligungen im Keller

Vorarlberg / 14.07.2024 • 13:34 Uhr
ABD0029_20240227 – WIEN – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ ZU APA0079 VOM 27.2.2024 – Eine Baustelle fŸr WohnhŠuser in Wien Donaustadt, aufgenommen am Dienstag, 27. Februar 2024 in Wien. Die Bundesregierung prŠsentiert heute Mittag ihr Wohnpaket. – FOTO: APA/HARALD SCHNEIDER
Die Entwicklung der Baubewilligungen ist in den vergangenen zwei Jahren hart abgebremst worden. Jetzt könnte es dann wieder losgehen. Mehrere Dinge sprechen dafür. Foto: APA

Wohnbauexperte Klien erwartet jedoch, dass der Tiefpunkt erreicht ist.

SCHWARZACH. Schaut man sich die Entwicklung der Baubewilligungen in Vorarlberg an, erkennt man, dass es in den vergangenen Jahren lange nach oben ging und Ende 2021 eine Spitze erreicht war. Allein im letzten Quartal sind damals 1441 Wohnungen zur Errichtung freigegeben worden. Dann stiegen Zinsen und Preise, schwanden Möglichkeit und Bereitschaft, Projekte anzugehen, die in der Regel ja immer sehr kostspielig sind.

Ergebnis: Weniger und weniger Baubewilligungen. Im ersten Quartal heuer handelte es sich laut vorläufigen Angaben der Statistik Austria nur noch um 367 Wohnungen. Das waren so wenige wie noch nie in den vergangenen 20 Jahren. Die Wohnungen sind in unterschiedlichen Gebäuden vorgesehen; unter anderem in gerade einmal 62 neuen Ein- und Zwei- sowie 14 ebensolchen Drei- und Mehrfamilienhäusern.

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Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) hat die Entwicklung der Baubewilligungen österreichweit analysiert. Gegenüber dem ersten Quartal des vergangenen Jahres seien sie heuer nirgends so stark zurückgegangen wie in Vorarlberg, berichtet er. Das Minus habe hierzulande 40 Prozent betragen. Vom Boden- bis zum Neusiedlersee seien es um elf Prozent weniger gewesen. Das hat nicht zuletzt mit Wien zu tun: Dort sind nach den Berechnungen vom Amann deutlich mehr Wohnungserrichtungen genehmigt worden als Anfang 2023.

Quartalsdaten seien mit Vorsicht zu genießen, betont der Dornbirner Michael Klien, seines Zeichens Wohnbauexperte am Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO. Das ist mit ein Grund dafür, dass die VN die Entwicklung jeweils auch über mehrere Quartale mitteln. Demnach entspricht die aktuelle Lage ungefähr der Ende der 2000er Jahre, die ebenfalls durch Krisen geprägt war. Immerhin: Schlimmer muss es jetzt nicht mehr werden. Im Gegenteil: „Wir rechnen zumindest mit einer Bodenbildung“, sagt Klien. Zumindest? „Die großen Weichen gehen eher sogar in eine positive Richtung.“

Baubewilligungen im Keller
“Die großen Weichen gehen eher sogar in eine positive Richtung”, sagt Michael Klien. Der Dornbirner ist Wohnbauexperte am Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO. Foto: WIFO

Bei den Baubewilligungen für das erste Quartal müsse man berücksichtigen, dass durch das milliardenschwere Wohnbaupaket, das die Regierung im Frühjahr fixiert hat, einiges durcheinandergebracht worden sei: „Auf dem Markt ist es zu einem gewissen Zuwarten gekommen.“ Und zwar bis die Gelder für zusätzliche Förderungen wirklich beschlossen waren: „Niemand wollte eine günstige Unterstützung verpassen.“ Der Schwerpunkt liegt bei gemeinnützigen Miet- und Mietkaufwohnungen. Das Paket enthält darüber hinaus aber etwa auch eine generelle Befreiung von Grundbuch-Eintragungsgebühren beim Erwerb eines Eigenheims. Sie gilt seit 1. Juli und für zwei Jahre.

Das alles könnte dazu beitragen, dass jetzt umso mehr Projekte in Angriff genommen werden. Zumal auch das Interesse an Immobilien wieder zunehme, wie Klien von großen Plattformen weiß. Auch das scheint nicht irgendwoher zu kommen: „Die gefühlte Inflation hat nachgelassen.“ Und Banken würden im Übrigen wieder niedrigere Zinsen anbieten als vor ein, zwei Jahren.