So viel kostet ein Führerschein in Vorarlberg: “Ich finde das unverschämt”

Von 2142 Euro bis 2285 Euro oder mehr. Preisvergleich in den Vorarlberger Fahrschulen.
Dornbirn, Bludenz Moritz Wessin (20) hat den Führerschein endlich in der Tasche. Der Dornbirner hat vor knapp fünf Monaten die Fahrprüfung bestanden. Er sagt: „Ich finde den Führerschein um ein Stück zu teuer. Gerade das mit der Wiederholungsprüfung und den Perfektionsfahrten finde ich unverschämt.“ Thomas Mallin von der Fahrschule Mallin in Bludenz entgegnet: „Eine gute Ausbildung kostet eben einen gehörigen Preis.“
Wie das Autofahren selbst geht auch die Erlaubnis dafür ordentlich ins Geld. Doch wie teuer ist ein Führerschein in Vorarlberg genau? Die VN haben bei den Fahrschulen nachgefragt, wie viel ein Führerschein der Kategorie B im günstigsten Fall in ihrer Fahrschule kostet. Der Preisvergleich ist allerdings nicht unbedingt einfach, da in den Paketpreisen unterschiedliche Leistungen enthalten sind und vielfach auch sonst andere Konditionen gelten. Bei der Fahrschule Breuss in Bludenz zum Beispiel sind die Lernunterlagen und das Lernprogramm inkludiert, bei den anderen Fahrschulen nicht. Bei der Fahrschule Mallin in Bludenz werden Zuschläge für Nachtstunden oder Zeiten außerhalb der üblichen Arbeitszeiten nicht in Rechnung gestellt, bei anderen schon.

Die Arbeiterkammer (AK) fordert schon seit vielen Jahren mehr Transparenz von den Fahrschulen, da kaum einer die Preise auf der Webseite veröffentlicht hat. “Es wäre in der heutigen Zeit ein Leichtes”, meint Karin Hinteregger, Leiterin der Abteilung Konsumentenberatung in der Arbeiterkammer Vorarlberg. “Den Kunden würde der Vergleich dadurch wesentlich leichter fallen. Für die jungen Leute oder ihre Eltern stellt der Führerschein eine erhebliche finanzielle Belastung dar.”

Keine Preisangaben
Das Standardmodell „Vollausbildung“ mit Theoriekurs, Computerprüfung, 18 Fahrlektionen und praktischer Fahrprüfung kostet in Vorarlberg im Idealfall zwischen 2142 und 2285 Euro. Zwei Fahrschulen – die Fahrschule Prantl in Lustenau und die Fahrschule Drexel in Rankweil – wollten die Preise nicht bekannt gegeben. So ein Preisvergleich sei unseriös, argumentiert Reinold Drexel. In der einen Fahrschule fahre man 50 Minuten, in der anderen 45 Minuten. Außerdem gäbe es unterschiedliche Möglichkeiten, wie man an einen Führerschein der Kategorie B kommt. Die duale Ausbildung, die Vollausbildung mit oder ohne begleitende Übungsfahrten, die L17-Ausbildung . . . „Es ist das Gleiche, wie wenn ich in ein Gasthaus gehe. Ich kann in einer Pizzeria 27 verschieden Pizzen bestellen, von 8,70 Euro bis 15 Euro und alles ist eine Pizza“, führt er aus.
In dem Vollausbildungspreis nicht inkludiert sind die Kosten für das Arztgutachten (ca. 35 Euro), den Erste-Hilfe-Kurs (ca. 66 Euro), die BH-Gebühren (ca. 131,50 Euro) und die Passfotos. Separat zu bezahlen ist auch die zweite Ausbildungsphase, die innerhalb von zwölf Monaten nach der Fahrprüfung absolviert werden muss.

Moritz Wessin hat rund ein Jahr für den Führerschein gebraucht. „Der Grundführerschein hat rund 2500 Euro gekostet. Da ich Prüfungen nachholen musste, waren es pro Wiederholung noch einmal 120 Euro“, rechnet er vor. Im Herbst steht die zweite Ausbildungsphase an. Dann muss er für die zwei Perfektionsfahrten in der Fahrschule und das Fahrsicherheitstraining im DrivingCamp noch einmal jeweils knapp 300 Euro bezahlen. „Die Kosten für die Perfektionsfahrten sollten automatisch inbegriffen sein“, findet der 20-Jährige. Als sein Bruder vor ein paar Jahren den Führerschein gemacht habe, hätte die Wiederholungsprüfungen auch noch deutlich weniger gekostet.
Thomas Mallin, Chef der Fahrschule Mallin in Bludenz hält fest: „Der Aufwand ist auch bei der Theorieprüfung nicht ganz zu unterschätzen. Wir müssen über das Bundesrechnungszentrum in Wien eine Prüfung organisieren und abhalten. Dann wird die Prüfungsliste generiert, es kommt eine Aufsichtsperson, auch von der Fahrschule muss jemand hier sein“, zählt er auf. In der Fahrschule Mallin erhalten Schüler, die in der Vorprüfung 90 Prozent der Fragen richtig beantworten, einen Joker, der sie vor den Wiederholungskosten schützen würde, falls es bei der Prüfung doch nicht klappen sollte. “Dieser Anreiz zur Motivation führt zu einer geringen Durchfallquote”, berichtet Thomas Mallin.
Apropos Kosten. Er kenne einige Leute, die den Führerschein aus Preisgründen in einem Camp der Steiermark gemacht hätten, erzählt Moritz Wessin. Fahrschulchef Mallin hält davon wenig. Es sei niemals der Preis, meint er. “Bei niemandem, weil, wenn man es ehrlich zusammenrechnet, der Führerschein dort teurer ist. Das Runterfahren kostet Geld, die Perfektionsschulen macht man auch in der Stammfahrschule”, erläutert er. Rein pädagogisch halte er diese Führerscheincamps zudem für eine Katastrophe. “In 14 Tagen lerne ich nicht Auto fahren. Das muss ein bisschen Raum und Zeit haben, das muss sich setzen dürfen”, unterstreicht Thomas Mallin. Und zum Thema Transparenz meint er: “Ein Führerschein ist eine Dienstleistung, die so unterschiedlich gehandhabt werden kann, dass es fast unseriös ist, einen Preis reinzuschreiben. Das ist nur eine Nummer und die stimmt nur beim Führerscheinmodell X mit der Variante Y.”
Führerschein-Preise</strong>
So viel kostet die „Vollausbildung“ (Kategorie B) mit Theoriekurs, Computerprüfung, 18 Fahrlektionen und praktischer Fahrprüfung in den Vorarlberger Fahrschulen:
Fahrschule Willi, Egg 2142 Euro
Fahrschule Frener, Bregenz 2176 Euro
Fahrschule Burtscher, Hard 2180 Euro
Fahrschule Wallner, Bregenz 2198 Euro
Fahrschule Rudi, Dornbirn 2240 Euro
Fahrschule Mayer, Götzis 2245 Euro*
*Bei Komplettzahlung zu Beginn wird eine Ermäßigung von 30 Euro gewährt bzw. ist das Übungsprogramm gratis.
Fahrschule Mallin, Bludenz 2279 Euro
Fahrschule Breuss, Feldkirch/Fahrschule Breuss, Bludenz 2285 Euro**
** Sofortzahlungspreis, bei Teilzahlung 2375 Euro, im Preis inkludiert sind auch Lernunterlagen und Lernprogramm.
Fahrschule Prantl, Lustenau keine Angaben
Fahrschule Drexel, Rankweil keine Angaben
Angaben ohne Gewähr