Noch nicht bereit
„Ich bin noch nicht bereit“, säuselt die Badende und räkelt sich der Sonne entgegen. Ein Windhauch streichelt ihre Wange. Die Wellen glitzern verheißungsvoll. Noch einmal schwimmen gehen? Oder doch liegen bleiben? Jedenfalls nicht zu Mittag essen, schon gar nicht kochen! Und noch einmal wispert sie, schon eine Spur schläfriger: „Ich bin noch nicht bereit.“
„Ich bin noch nicht bereit“, schlägt die Katze die aufgedrängten Streicheleinheiten ihres Herrchens aus und hält den Blick unverwandt auf den Kirschbaum gerichtet. Aber auch die Amsel ist noch nicht bereit, flattert auf, wirft dem pelzigen Jäger einen verächtlichen Blick zu, und weg ist sie. Die Katze indes liefert sich halt – ganz Opfer der Schwerkraft – den begierigen Händen ihres Besitzers aus, der dieses offensichtliche Zeichen tiefer Zuneigung triumphierend zur Kenntnis nimmt.
So ein richtiger Sommertag hat einen Hang ins Laszive. Er atmet mit Blickrichtung Herbst sein heißes, widerspenstiges „Ich bin noch nicht bereit!“ Und vielleicht sollten wir es ihm angesichts der Welt, die zum x-ten Mal ihren Untergang probt, gleichtun: Uns abkehren von all dem Irrsinn und, dem Leben zugewandt, die Worte murmeln: „Ich bin noch nicht bereit.“
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