Jungpolitiker ärgern sich: “Der Prozess bis zum Führerschein ist viel zu komplex aufgebaut”

Vorarlberg / 18.07.2024 • 16:33 Uhr
Jungpolitiker ärgern sich: "Der Prozess bis zum Führerschein ist viel zu komplex aufgebaut"

Die jungen Neos fordern eine Entschlackung der Führerscheinprüfung, der ÖAMTC könnte sich neue Konzepte vorstellen.

Schwarzach, Bregenz Wer in Österreich die Erlaubnis zum Autofahren ergattern will, muss ordentlich Geld in die Hand nehmen. Seit 2003 gibt es die sogenannte Mehrphasenausbildung für Führerscheinneulinge. Wie ein VN-Preisvergleich in dieser Woche gezeigt hat, kostet in Vorarlberg allein die erste Ausbildungsphase deutlich über 2000 Euro.

Jungpolitiker ärgern sich: "Der Prozess bis zum Führerschein ist viel zu komplex aufgebaut"
Aaron Schnetzer ist der Vorarlberger Landesvorsitzende der Junos. Junos

Für die sogenannte „Vollausbildung“ in der Fahrschule mit 32 Theoriestunden, Theorieprüfung, 18 Fahrstunden und praktischer Fahrprüfung müssen mindestens 2142 Euro hinlegt werden. Falls Lernunterlagen und das Lernprogramm benötigt werden, kann noch einmal mit bis zu 90 Euro gerechnet werden. Hinzu kommen die Kosten für das Arztgutachten (ca. 35 Euro), den Erste-Hilfe-Kurs (ca. 65 Euro), die BH-Gebühren (ca. 131 Euro) und die Passfotos. Für die zweite Ausbildungsphase, die innerhalb von zwölf Monaten nach der Fahrprüfung absolviert werden muss und zwei Perfektionsfahrten in der Fahrschule sowie ein Fahrsicherheitstraining im Driving Camp beinhaltet, sind noch einmal rund 600 Euro fällig.

“Viel zu komplex”

„Ich finde den Führerschein um ein Stück zu teuer. Gerade das mit der Wiederholungsprüfung und den Perfektionsfahrten finde ich unverschämt“, beklagte der Dornbirner Moritz Wessin (20) in den VN. Auch die jungen Neos Vorarlberg, die Junos, ärgern sich.

Der Prozess bis zum Führerschein sei viel zu komplex aufgebaut und der Führerschein deswegen auch so teuer. Der Vorarlberger Junos-Vorsitzende Aaron Schnetzer und seine Mitstreiter fordern daher unter anderem die Verringerung der verpflichtenden Theoriestunden. „ Jeder muss 32 Theorieeinheiten absolvieren und zusätzlich danach noch auf der Lernplattform die Fragen durcharbeiten. Bei der Prüfung handelt es sich um eine objektive Leistungsfeststellung. Wie man lernt, sollte einem selbst überlassen werden, solange am Schluss das Ergebnis stimmt”, führt Schnetzer aus. Ein weiterer Kritikpunkt der jungen Neos: Die Hürden für die Eröffnung einer eigenen Fahrschule seien zu hoch. „Man sollte sich darauf konzentrieren, dass die Fahrschüler am Schluss sicher fahren können und nicht möglichst viel zahlen müssen”, unterstreicht der Junos-Landesvorsitzende.  

Jungpolitiker ärgern sich: "Der Prozess bis zum Führerschein ist viel zu komplex aufgebaut"
Jürgen Wagner vom ÖAMTC Vorarlberg.

Beim ÖAMTC verteidigt man grundsätzlich die Mehrphasen-Führerscheinausbildung mit Präsenz-Gruppenunterricht. Jürgen Wagner, der Sprecher des ÖAMTC Vorarlberg, verweist auf die Unfallzahlen, die sich seit der Einführung des Systems positiv entwickelt hätten. Außerdem, so Wagner, gehe der Theorieunterricht in der Fahrschule Hand in Hand mit den Fahrstunden, in denen der Fahrlehrer die Theorieinhalte mit einfließen lasse. “Persönliche Vermittlung in Kombination mit digital konsumierten Lernstoffen vermag Inhalte besser zu vermitteln und sich aufwerfende Fragestellungen, um vieles besser aufzulösen”, meint der ÖAMTC. Eine neue Führerscheinausbildung zu etablieren, würde obendrein europaweite Richtlinien betreffen. Das österreichische Ausbildungskonzept sei eigentlich “ein recht fortschrittliches Konzept”, sagt Jürgen Wagner. Das bedeute aber nicht, dass es sich nicht weiterentwickeln könne und werde. “Mitunter können neue Konzepte auch Kosteneinsparungen bedeuten, diese dürfen aber nicht zulasten der Ausbildungsqualität gehen und schon gar nicht auf Kosten der Sicherheit”, hält der ÖAMTC-Sprecher fest.

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