„Mein Kalender ist immer voll“

Die 86-jährige Roswitha Steger ist seit vier Jahrzehnten ehrenamtlich engagiert.
BREGENZ Helfen ist ihr ein Bedürfnis. Das war schon immer so, sagt Roswitha Steger. Und das ist auch jetzt noch so. Die 86-jährige Bregenzerin ist seit vier Jahrzehnten ehrenamtliche Bewährungshelferin im Verein Neustart und genauso lang engagiert sich im Verein Dowas für wohnungs- und arbeitssuchende Menschen.

„Ich will Menschen, die sich in einer schlimmen Situation befinden, dabei unterstützen, wieder auf die Beine zu kommen“, erklärt Steger. „Ich hatte Glück in meinem Leben. Mir ist es immer gutgegangen. Darum möchte ich für andere, denen es nicht gut geht, da sein.“

Bei Dowas fing Roswitha Steger 1984 an, als freiwillige Helferin zu arbeiten. Im gleichen Jahr wurde sie als Sozialarbeiterin angestellt, nachdem sie an der Sozialakademie die Ausbildung Gemeinwesen absolviert hatte. 1999 ging sie in Pension. Seitdem ist sie ehrenamtliches Vorstandsmitglied. „Im Mai wurde im Dowas meine 40-jährige Vereinszugehörigkeit gefeiert“, informiert die Pensionistin im Unruhestand.

Beim Bewährungshilfe-Verein Neustart ist Steger vorwiegend in der Betreuung tätig: „Ich helfe den zu Betreuenden dabei, wieder ins reguläre Leben zurückzufinden.“ Eine junge Frau, der sie in deren Bewährungszeit zur Seite gestanden war, ist ihr besonders in Erinnerung geblieben: „Sie war 17. Hat nicht viel angestellt. Eine Kleinigkeit. Inzwischen hat sie ein Doktorrat erworben.“
Ob bei Dowas oder Neustart: „Ich bin von allen, die ich betreut habe, immer respektiert worden, weil ich jede und jeden respektiere. Für mich ist es ganz wichtig, allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen“, betont Steger.
Für ihren langjährigen ehrenamtlichen Einsatz bei Dowas und Neustart wurde Roswitha Steger 2012 das Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg verliehen. Sie hat auch noch weitere Ehrungen erhalten. Darunter die Auszeichnung vom Kuratorium Sicheres Österreich, Bereich Sicherheit, die sie vor 18 Jahren bekam, nachdem sie dazu beigetragen hatte, dass ein Gewalttäter rasch identifiziert und hinter Schloss und Riegel gebracht werden konnte. „Der Mann hat im Lauteracher Ried eine Frau mit einem Hammer attackiert und schwer verletzt“, erinnert sich Steger. „Ich habe ihn gesehen, als er an mir vorbeigeradelt ist, und ihn der Polizei gemeldet.“ Mithilfe des daraufhin angefertigten Phantombilds sei der Täter in kürzester Zeit gefunden worden.

Was macht Frau Steger sonst noch Ehrenamtliches, wenn sie nicht gerade mit Bewährungshilfe oder Wohnungs- und Arbeitssuchenden beschäftigt ist? „Ich bin staatlich geprüfte Lehrwartin im Breitensport für Gymnastik mit SeniorInnen“, lautet die Antwort. Zudem gehört sie seit 16 Jahren zum Begleitdienst für SeniorInnen im Benevit Sozialzentrum Weidach und ist im Reparaturcafé Bregenz aktiv, das sie 2018, gemeinsam mit Peter Weisskopf vom Lebensraum Bregenz, ins Leben gerufen hat. Weiters ist Steger seit 1995 grüne Bregenzer Stadtvertreterin. Und sie interessiert sich für Kunst: „Ich gehe gerne auf Vernissagen. Heute Abend ist wieder eine.“ Sie schaut auf die Uhr und bemerkt: „Ich muss auf die Zeit achten.“

Es sind ziemlich viele Aktivitäten, die Roswitha Stegers Tage und Abende ausfüllen. Dennoch nimmt sie sich so viel Zeit wie möglich für das Wichtigste in ihrem Leben: Ihre Familie. „Meine Familie ist mein Halt“, betont die vielseitig beschäftigte Seniorin, die Mutter von zwei Töchtern und einem Sohn ist, drei Enkelinnen und einen Enkel sowie zwei Urenkelinnen hat.
„Mein Kalender ist immer voll“, resümiert Roswitha Steger und lacht. Ambitionen, sich wirklich in den Ruhestand zurückzuziehen, hat sie keine: „Solange es mir gesundheitlich gut geht, mache ich weiter.“
Zur Person
ROSWITHA STEGER
GEBOREN 9. April 1938
WOHNORT Bregenz
BERUF Pensionistin
FAMILIE Witwe, 2 Töchter, ein Sohn, 5 Enkel (2 Mädchen, 3 Jungen), 2 Urenkelinnen.
EHRENÄMTER Neustart, Dowas, Begleitdienst Seniorenheim Weidach, Reparaturcafé Bregenz