Blums erster „Lehrlings-Held“ geht in Pension

Vorarlberg / 23.08.2024 • 11:22 Uhr
Blum Lehrlinge
Die bevorstehende Pensionierung von Blums erstem „Lehrlings-Helden“ war Anlass für eine spezielle Gesprächsrunde: Heimo Lubetz (v.l.), Andreas Fenkart, Günter Wetschnig und Egon Blum. (v. l.) STP

Andreas Fenkart war vor 41 Jahren der erste Medaillen-Gewinner des Beschläge-Unternehmens.

Höchst, Hohenems „Ja, ich würde es wieder genauso machen“, antwortet Andreas Fenkart ohne zu zögern auf die Frage, was wäre, könnte er die Zeit auf den 1. September 1978 zurückdrehen. An diesem Frühherbsttag vor 46 Jahren hat der heute 62 Jahre alte Hohenemser seine Lehre bei Blum angetreten, um fünf Jahre später Geschichte zu schreiben: 1983 gewann er in Linz Silber bei der “Lehrlings-Olympiade”. Es waren ganz spezieller Momente für ihn, denn während er um die Medaille kämpfte, brachte seine Gattin Sabine Sohn Rainer zur Welt. Egon Blum schaffte es dann, die beiden pünktlich zur Siegerehrung nach Linz zu bringen.

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Historisches Siegerbild als Titelseite des Blum Blättles: Andreas Fenkart eroberte 1983 für Blum nicht nur die erste World-Skills-Medaille, er war auch der erste Europäer, der in die Phalanx der Lehrlinge aus Fernost eindringen konnte.

Meilenstein der Blum-Geschichte

Die bevorstehende Pensionierung war Anlass, für ein Gespräch, zumal Fenkart und Günter Wetschnig, der zwei Jahre später im japanischen Osaka mit einer Bronzemedaille nachlegte, auch einen Meilenstein in der Blum-Geschichte setzten, wie Egon Blum, „Vater“ des erfolgreichen Lehrlings-Ausbildungsmodells betont.

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Andreas Fenkart erinnert sich schmunzelnd: „Da haben die Asiaten geschaut, als ich mit meinem Sohn auf dem Arm zur Siegerehrung kam.”

Für eine Vision „hilfreich“

Als Egon Blum 1970 zur Firma Blum kam, hatte er eine Vision: “Wenn wir Erfolg haben wollen, brauchen wir die besten Leute – und müssen diese selbst ausbilden”, war seine Philosophie für eine neue Lehrlingsausbildung, die natürlich eine Menge Geld kostete – “Kosten, die von der Geschäftsleitung hinterfragt wurden”, so Egon Blum rückblickend. “Die einfache Frage war: ist es das wert? Andreas und Günter gaben mit ihren Medaillen die Antwort und überzeugten die Firmenleitung – das ist der richtige Weg.”

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Egon Blum: „Ich bin stolz darauf, in 35 Jahren keinen einzigen Lehrling gekündigt zu haben.“

Von den besten lernen

“Seit 1983 haben unsere Lehrlinge bei den World Skills 28 Medaillen – neun Gold, dreizehn Silber und sechs Bronze – geholt. Kein anderes Unternehmen weltweit kommt da auch nur annähernd mit”, so Egon Blum. 60 Siege bei Bundeswettbewerben stehen zu Buche, wie der langjährige Marketingleiter Heimo Lubetz – ebenso wie Egon Blum seit vielen Jahren in Pension, aber am Geschehen bei Blum nach wie vor interessiert – ergänzt.
Egon Blum verrät ein weiteres Erfolgsgeheimnis: “Wir haben die Wettbewerbe und die Vorbereitung stets auch dazu genützt, von den Besten zu lernen und zu schauen, welche Länder sind technologisch wie unterwegs.“

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Günter Wetschnig: „Wenn jemand durch das World-Skills-Programm durchging, hat er besondere Fähigkeiten.“

1000 Lehrlinge ungekündigt

Besonders stolz ist er darauf, „dass ich keinem der 1000 Jugendlichen, die bei uns die Lehre begonnen haben, kündigen musste.“ Von den 96 Lehrlingen, die bei Bundesbewerben 113 Medaillen, davon 60 in Gold, gewannen (manche waren zweimal erfolgreich) sind 69 heute noch bei Blum tätig. Am 1. September werden es “nur” noch 68 sein, denn Andreas Fenkart geht in Pension. “46 Jahre sind genug”, sagt der gelernte Werkzeugmacher. Er freut sich darauf, bald mehr Zeit für seine Familie – drei Kinder, sieben Enkel – zu haben.

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Ein besonderes Bilddokument: Andreas Fenkart (2. v. l.) 1979 bei einer VN-Tännele-Aktion in Dafins. Seine Kollegen Klaus Frank und Wolfgang Hagen (3. und 4. v. l.) gingen bei Blum am 31. März 2024 in Pension, Günther Scheffknecht (3. v. r. ) folgt am 30. September. Ganz rechts Hubert Hämmerle, der nach 29 Jahren bei blum als Präsident in die Arbeiterkammer wechselte.

Karriere mit Lehre bestätigt

Für den drei Jahre jüngeren Günter Wetschnig, der 1985 Bronze gewann, ist die Pension noch ein paar Jahre entfernt und „noch mache ich mir darüber keine Gedanken“. Er ist ein Musterbeispiel für den Slogan „Karriere mit Lehre“, denn er hat es bis zum Produktionsleiter gebracht, war mehr als zwölf Jahre am Aufbau von Blum-USA in führender Position tätig und arbeitet seit seiner Rückkehr ins Ländle (als seine beiden Kinder schulpflichtig wurden) im Werk 3, Technik, Forschung, Entwicklung. Sein Resümee: „Die Ausbildung hat mir sehr viel gebracht, das Training für die World Skills hat mich für das ganze Leben geprägt.“ STP