“Der Arzt hat gesagt, wenn Sie jetzt heimgehen, dann wird das fatale Folgen haben”

Vorarlberg / 30.08.2024 • 18:00 Uhr
Bürgermeister Elmar Rhomberg ist zurück im Amt
Elmar Rhomberg meldet sich zurück. „Die Dankbarkeit gegenüber den Leuten, die mir geholfen haben, ist groß“, sagt er. VN/Rhomberg

Der Lauteracher Bürgermeister Elmar Rhomberg hatte einen Schlaganfall. Am Montag kehrt er zurück ins Amt.

Lauterach Elmar Rhomberg ist seit 21 Jahren Bürgermeister der Gemeinde Lauterach. Mitte Mai hat sich sein Leben auf einen Schlag geändert. Der 60-Jährige hatte einen Schlaganfall. Am Montag kehrt er zurück an seinen Schreibtisch im Rathaus. Im VN-Interview erzählt Rhomberg von dem Tag, an dem es passiert ist, den schwierigen letzten Monaten und ob er bei den nächsten Gemeindewahlen noch einmal antritt.

Herr Rhomberg, wie geht es Ihnen?

Rhomberg Es geht mir echt gut. Allein, dass man mit beiden Füßen selbstständig in ein Büro reinlaufen kann, Treppen steigen kann – das war in der letzten Zeit nicht möglich. Die Möglichkeit, das Bürgermeisteramt noch einmal aktiv auszuüben, war eine riesige Motivation für mich.

Bürgermeister Elmar Rhomberg ist zurück im Amt
Die Alte Säge wurde während Rombergs Krankenstand eröffnet.

Mitte Mai war bei Ihnen auf einen Schlag alles anders. Erinnern Sie sich noch an den Tag, an dem es passiert ist?

Rhomberg Begonnen hat es bei der Ehrenbürgerschaft von Christian Natter in Wolfurt, wo ich als Nachbarbürgermeister die Laudatio halten durfte. Ich habe mich schon während der Rede sehr unwohl gefühlt und gemerkt, dass ich mich selbst reden höre. Ich bin dann heimgegangen, und wie halt ein Vorarlberger denkt, legt man sich erst einmal hin. Am nächsten Morgen, am Muttertag, bin ich aufgestanden, wollte mich rasieren und konnte den Rasierer nicht mehr greifen. Zu meiner Frau habe ich gesagt, mach dir keine Sorgen. Sie ist dann kurz laufen gegangen und hat im Lauteracher Ried zufällig unseren Gemeindearzt Hubert Dörler getroffen und ihm die Situation geschildert. Ich war in der Zeit gerade in der Bäckerei, dort hat mich dann der Gemeindearzt angerufen. Er hat gesagt: Du hast ein Problem, du musst sofort nach Feldkirch in die Stroke Unit.

Bürgermeister Elmar Rhomberg ist zurück im Amt
Am Montag kehrt der Bürgermeister an seinen Schreibtisch im Rathaus zurück.

Wann war Ihnen klar, dass es richtig ernst ist?

Rhomberg Ich bin noch normal ins Spital hineingelaufen. Nach drei, vier Minuten hat der Arzt gemeint: Sie müssen stationär aufgenommen werden, der Blutdruck ist so hoch, das ist extrem auffällig. Meine Reaktion war, Moment, stationäre Aufnahme, das geht nicht, ich habe am Montag einen Termin in Hard und am Dienstag haben wir eine Grundstücksverhandlung in Lauterach. Der Arzt hat daraufhin gesagt, ich kann sie nicht anbinden, aber ich kann Ihnen garantieren, wenn Sie jetzt heimgehen, dann wird das für Sie fatale Folgen haben. Ich bin natürlich im Spital geblieben. In der Nacht habe ich dann gemerkt, dass ich die Hand kaum mehr bewegen kann, am Morgen gar nicht mehr und dass ich den Fuß nicht mehr bewegen kann. Danach hat man relativ genau gewusst, was ich habe.

Was waren die größten Herausforderungen für Sie in den letzten Monaten?

Rhomberg Zu akzeptieren, dass man jetzt einfach krank ist, alles daranzusetzen wieder zurückzukommen und auch durchzuhalten. Das fällt dir sicher leichter, wenn du merkst, dass die Finger langsam wieder funktionieren, der Fuß wieder belastbar wird. Allein das Glücksgefühl, wieder Fahrrad fahren zu können . . . Am Anfang war es ein bisschen holprig, aber in den letzten fünf Wochen bin ich das ganze Vorarlberger Unterland abgefahren.

Haben Sie sich durch die Krankheit verändert?

Rhomberg Es ist wirklich ein Einschnitt im Leben gewesen. Die Mitarbeiter, die sehr eng mit mir zusammenarbeiten, spüren, dass ich jetzt viel sensibler bin und plötzlich gewisse Dinge erwähne, die ich vorher nicht gesagt habe. Ich habe auch Gefühle gezeigt. Meine Kinder haben mich nie weinen sehen. Als ich im Spital gemerkt habe, was alles nicht mehr geht, habe ich stundenlang geweint, und zwar richtig geweint. Ich merke es auch jetzt, wenn ich das erzähle, dass es mich nach wie vor berührt. Die Dankbarkeit gegenüber den Leuten, die mir geholfen haben, ist groß.

Bürgermeister Elmar Rhomberg ist zurück im Amt
Bürgermeister Elmar Rhomberg im VN-Gespräch. Das Bild im Hintergrund hat er bekommen, als er Bürgermeister wurde. Darauf zu sehen sind Zeichnungen von Spielgruppenkindern wie sie Lauterach sehen.

Am Montag kehren Sie an Ihren Schreibtisch im Rathaus zurück. Lässt ihre Gesundheit das Pensum von früher schon zu?

Rhomberg Ich war seit Anfang August phasenweise im Büro, um mich wieder an das Ganze zu gewöhnen. Die Belastbarkeit ist da. Ich bin jetzt vielleicht noch nicht in der Lage, zwölf Stunden zu arbeiten und am Morgen wieder weiterzumachen, aber der normale Ablauf wird ganz sicher funktionieren. Ich werde mich einfach noch ein bisschen zurückhalten. Gerade bei großen, öffentlichen Veranstaltungen bin ich schon noch vorsichtig, aber das wird auch wieder funktionieren.

Worauf freuen Sie sich besonders?

Rhomberg Auf die Leute, die ich schon seit 21 Jahren täglich sehe.

Gibt es schon längerfristige Pläne? Nächstes Jahr sind bekanntlich Wahlen.

Rhomberg Das ist ja fast das Skurrile. Ich habe, bevor ich den Schlaganfall hatte, bereits entschieden, dass ich noch einmal kandidieren möchte. Ich fühle mich mit 60 einfach noch nicht pensionsreif. Diesen Wunsch habe ich nach wie vor. Wenn es gesundheitlich geht, dann möchte ich nächstes Jahr wieder kandidieren.