Die Altmann-Fabrik: Von Strickwarenproduktion zur modernen Nutzung

Ein Denkmal der Industriegeschichte in Bregenz.
Bregenz Im Jahr 1923 entstand in Bregenz ein bemerkenswertes Bauwerk: die Altmann-Strickwarenfabrik. Sie war das erste frei stehende Industriegebäude, das vom Architekten Willibald Braun geplant wurde. Braun, der in Bregenz ansässig war, verwendete in seinem Entwurf klassizistische Elemente in reduzierter Form und interpretierte historische Bauformen auf neue Weise. Dies verlieh dem Gebäude eine anspruchsvolle, herrschaftlich anmutende Gesamtwirkung.

Besonders bemerkenswert war der Produktionsbereich, der ursprünglich mit acht Fensterachsen geplant war, letztlich jedoch in verkürzter Form realisiert wurde. Ein weiteres ungewöhnliches Merkmal des Gebäudes war die Küche und der Speisesaal im Souterrain, die den Mitarbeitern zur Verfügung standen. Diese Einrichtungen zeugten von der Fürsorge des Bauherrn Bernhard Altmann, einem Wiener Wollhändler, der 1919 in Wien eine Strickwarenfabrik gründete. Nur ein Jahr später, 1920, eröffnete Altmann einen Zweigbetrieb in Bregenz, zunächst in angemieteten Räumlichkeiten der ehemaligen Strickwarenfabrik Ludwig in der Arlbergstraße.
Parallel zum Bau der Fabrik ließ die Firma Altmann von Willibald Braun auch mehrere Wohnhäuser in der Joseph-Hutter-Straße errichten, was die enge Verbindung zwischen dem Unternehmen und seiner Belegschaft unterstrich. Im Jahr 1933 änderte sich das Schicksal der Bregenzer Altmann Fabrik, als sie vom Schweizer Stickereiunternehmen Alpana übernommen wurde. Trotz dieser Übernahme bestand weiterhin eine geschäftliche Verbindung mit dem Wiener Mutterunternehmen.
Die Geschäftsführer von Alpana, Hans und Paul Rüegger, waren zudem verwandtschaftlich mit der Schweizer Firma Schoeller verbunden. Die politischen Umwälzungen des Jahres 1938 führten zur Enteignung des Großunternehmens Bernhard Altmann durch die nationalsozialistischen Machthaber. In der Folge wurde die Bregenzer Fabrik von den Brüdern Rüegger übernommen, und ab 1941 wurde in den Räumlichkeiten der Zwangsweise der Rüstungsbetrieb Michel Werke aus Augsburg untergebracht.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Wiederaufnahme des zivilen Betriebs wurde der Textilbetrieb in Bregenz 1957 endgültig stillgelegt. Die einstige Fabrik beherbergte danach verschiedene Unternehmen, darunter die Firma Feric & Co., die Säuglings- und Kleinkinderbekleidung herstellte, sowie die Firma Baitz, bekannt für die Herstellung der Baitz-Trachtenpuppen. Im Jahr 1996 erlebte die Altmann-Fabrik eine weitere Transformation: Die obere Etage des Produktions- und Bürotraktes wurde vom Architekturbüro Dietrich | Untertrifaller für eigene Zwecke adaptiert, und der Dachboden wurde für einen weiteren Mieter ausgebaut. Bei der Sanierung achtete man darauf, die industriellen Spuren nicht zu verwischen, sondern effektvoll in die neuen Nutzungen zu integrieren. MEC