September der Extreme

Vorarlberg / 02.10.2024 • 17:27 Uhr
September der Extreme

Der September hatte es in sich. In mehrerlei Hinsicht. Und zwar im Bezug auf Klima und Medien, im Bezug auf die Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich und im Bezug auf die Politik.

Erst Anfang des Monats ging eine Hitzewelle zu Ende. Nach einigen Wochen mit hohen Temperaturen gab es in Feldkirch am 7. September nochmals 30,6 °C. Darauf folgte ein markanter Kaltlufteinbruch, der südlich der Alpen dazu führte, dass sich ein Tiefdruckgebiet entwickelte. Und zwar eines, das im Zusammenspiel mit einem abgetropften Höhentief im Osten Österreichs extreme Regenmengen innerhalb weniger Tage brachte. An manchen Orten in Niederösterreich fielen in fünf Tagen mehr als 400 l/m2. Die Geosphere Austria bezeichnet das als außergewöhnliches Extremereignis. Diese enormen Regenmengen führten zu katastrophalem Hochwasser. Häuser wurden überflutet, Infrastruktur zerstört. Die neue Westbahnstrecke wird für mehrere Monate nicht befahrbar sein, weil Wasser in Tunnel und in den Bahnhof Tullnerfeld eingedrungen ist. Ganz Niederösterreich wurde zum Katastrophengebiet erklärt.

„Wir müssen uns auf häufigere und intensivere Unwetter, längere Hitzeperioden und stärkere Niederschläge einstellen – zu denen eben der Klimawandel entscheidend beiträgt.“

Das Climate Change Centre Austria (CCCA) schrieb dazu: „Nach dem einfachen Prinzip „Klimawandel PLUS ungünstige Wetterlagen = schnellere Eskalation“ sorgt der Klimawandel dafür, dass Wetterextreme, wie die heftigen Starkregenfälle der letzten Tage, außerordentlich intensiv ausfallen. Dieses Prinzip wird auch in Zukunft gelten. Wir müssen uns auf häufigere und intensivere Unwetter, längere Hitzeperioden und stärkere Niederschläge einstellen – zu denen eben der Klimawandel entscheidend beiträgt.“ Und das CCCA betont, dass es neben konkreten Maßnahmen wie der Verbesserung bestehender Schutzmaßnahmen auch struktureller Schritte bedarf. „Für eine rasche Umsetzung ist das nötige Budget erforderlich, aber auch Institutionen und Gesetze. Diese Anpassungsmaßnahmen sind ebenso notwendig wie eine Reduktion der globalen Treibhausgasemissionen auf netto Null, um nicht Grenzen der Anpassung zu überschreiten.“

Was neben dem Hochwasser fast unterging: Immer mehr Medienschaffende benennen die Klimakrise als solche. Und auch diejenigen, die dafür verantwortlich sind, dass sich viel zu wenig beim Klimaschutz und bei der Anpassung tut.Und auch bei der Nationalratswahl gab es neue Extreme: Die FPÖ kam erstmals auf Platz 1, und die ÖVP hatte den größten prozentuellen Verlust an Stimmen ihrer Geschichte.Ich bin gespannt, wie sich diese Extrem-Ereignisse auf die Landtagswahl bei uns in Vorarlberg auswirken werden. Und welche Rolle das Klima spielen wird. Simon Tschannett

Der Vorarlberger Simon Tschannett ist Meteorologe und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Stadtklimatologie.