Als Schadona-Schafe fliegen mussten

Vor 50 Jahren wurde die Schaufschod eine Rettungsaktion mit Bundesheer-Helis.
Schoppernau, Schröcken Wetterpech für Traditionsveranstaltungen im Bregenzerwald: der Markttag in Schwarzenberg war verregnet, die Schaufschod samt Vehmärtle in Schoppernau musste komplett abgesagt werden, die Schafe kamen – die VN-Heimat berichtete – unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit – ziemlich überstürzt und auf spektakuläre Art und Weise in zwei Teilen ins Tal.
Erinnerungen wurden wach
Eine außergewöhnliche Schaufschod, die Erinnerungen weckte: Vor allem an eine Aktion, die vor 50 Jahren zum Wendepunkt für die Schafalpung auf Schadona wurde. Damals wurden die Alpschafe mit Bundesheer-Hubschraubern aus dem Schneechaos gerettet. Fast vollzählig, denn von den 82 auf Schadona gesömmerten Tiere wurden 79 – abgemagert und schwach, aber lebend – ins Tal gebracht.

Hartnäckig wie kaum einmal
Spannend ist die ungewöhnliche Vorgeschichte der Rettungsaktion: Schlechtwettereinbrüche mit ergiebigen Schneefällen sind auf Vorarlbergs größter Alpe in Höhenlagen bis weit über 2000 Meter Seehöhe nichts Besonderes. Meist ist ein solcher Wintereinbruch nach wenigen Tagen wieder vorbei und der Schnee geschmolzen. Nicht so 1974, da gab es am 25. September heftige Schneefälle, doch statt einer Wetterbesserung folgte weiterer Schneezuwachs.

Hoffnungslos eingeschneit
Die kleine Herde von 82 Schafen wurde zusammengetrieben und für den Abtrieb vorbereitet – allein der Weg ins Tal war durch den Schnee versperrt. Drei Tage später musste ein letzter Versuch abgebrochen werden, die inzwischen schon ausgehungerten Tiere wären im hohen Schnee nicht mehr vorangekommen. In der nächsten Nacht kamen noch einmal rund ein halber Meter Neuschnee hinzu und als letzte Chance, die Tiere zu retten, blieb ein Hubschraubereinsatz.
In Hohenems gab es zwar seit 1969 schon eine Flugeinsatzstelle, doch die dort stationierte Maschine war für eine Schafbergung ungeeignet, also ging ein Hilferuf an das Bundesheer, das drei Tage später zwei Maschinen in den Bregenzerwald schickte.

Perfekte Luftbrücke
Am frühen Morgen flogen Major Prader und Wachtmeister Kneisl eine Suchmannschaft auf die Alpe. Dieses Team unter Leitung von Reinhold Rehm, Hüttenwirt in der Biberacher Hütte und Bergretter, sammelten die entkräfteten Schafe ein, fesselten deren Beine, damit sie sich nicht selbst verletzen konnten und packten sie in Netze.

Pausenlos flogen die beiden Maschinen ihre Fracht – pro Netz vier bis sechs Tiere – über dem Nebel zum Salober-Parkplatz, ehe dichte Wolken aufzogen und die Aktion unterbrachen. Nach zwei Stunden geduldigen Wartens tat sich endlich ein Fenster auf und in vier Flügen wurden die letzten 20 Schafe geborgen.

Aktion wurde ein Wendepunkt
Die spektakuläre Bergung hatte einen interessanten Nebeneffekt: Schafalpung hat in Schoppernau eine lange Tradition bis ins 15. Jahrhundert zurück. Damals war das heutige Schoppernau als “Schoppernoue”, die Schafweide von Au. Als Schoppernau seine Eigenständigkeit erlangte (1681 eigene Pfarrei), verlagerte sich die Schafalpung auf Schadona. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dort bis zu 2000 Schafe gesömmert. Das änderte sich in den folgenden Jahrzehnten grundlegend, bei der Schafrettung 1974 war mit 82 Tieren der Tiefpunkt erreicht. Doch dann ging es steil bergauf – Schafzucht wurde wieder in und bald sömmerten 500, 600 und mehr Tiere auf Schadona und heuer wurde mit 1180 Schafen ein neuer Rekord erreicht. STP

