Vage Hoffnung für den Wohnbau

Vorarlberg / 19.10.2024 • 09:12 Uhr
ABD0029_20240227 – WIEN – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ ZU APA0079 VOM 27.2.2024 – Eine Baustelle fŸr WohnhŠuser in Wien Donaustadt, aufgenommen am Dienstag, 27. Februar 2024 in Wien. Die Bundesregierung prŠsentiert heute Mittag ihr Wohnpaket. – FOTO: APA/HARALD SCHNEIDER
Noch geht’s auf dem Bau nach unten, werden wenige neue Projekte angegangen. Es gibt jedoch Bewegung im geförderten Bereich und darüber hinaus. Foto: APA

Auch im ersten Halbjahr gab es wenige Bewilligungen. Mittelfristig sollte sich das ändern.

SCHWARZACH. Es ist ein Teufelskreislauf. Seit geraumer Zeit ist es für Bauträger schwieriger, Wohnungen zu verkaufen. Also herrscht auch Zurückhaltung, neue Projekte anzugehen und zur Bewilligung einzureichen: „Wir werden das Problem haben, dass zukünftig Wohnungen fehlen“, schließt Wolfgang Müller, Vorarlberg-Vertreter der Firma Swietelsky den Kreis.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.

Die Entwicklung bei den Bewilligungen wirkt auf den ersten Blick übel. „Statistik Austria“ hat gerade Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt. In Vorarlberg handelte es sich um 548 Wohnungen. Von Jänner bis Juni sind damit insgesamt nur 915 zusammengekommen. Das waren um ein Fünftel weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres und nicht einmal halb so viele wie 2022.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.

Von den 548 Wohnungen entfielen 100 auf Gebäude mit ein oder zwei sowie 245 auf ebensolche mit drei oder mehr Wohnungen. Bei weiteren 200, also mehr als einem Drittel, handelte es sich um An-, Auf- oder Umbauten in bestehenden Häusern (drei fielen in die nicht näher definierte Kategorie „andere Gebäude“).

Der Tiefpunkt sei noch nicht erreicht, stellt Wolfgang Amann, Geschäftsführer des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen, fest: „Der große Aufschwung lässt auf sich warten. Ob es im kommenden Jahr dazu kommen wird, ist mittlerweile fraglich.“

Wolgang Amann
„Der große Aufschwung lässt auf sich warten. Ob es im kommenden Jahr dazu kommen wird, ist mittlerweile fraglich”, sagt Wohnbauexperte Wolfgang Amann. Foto: IIBW

Es gibt jedoch Bewegung. So berichtet Amann, dass der geförderte Wohnbau langsam wieder Tritt fasse. Bundesweit, aber auch in Vorarlberg hätten Zusicherungen und Förderungen zuletzt wieder zugenommen. Impulse, die die Länder gesetzt haben, scheinen zu wirken.

Über den geförderten Sektor hinaus hapert’s vorerst. „Die Leute scheinen noch nicht bereit zu sein, in größere Investitionen wie eine Wohnung oder ein Haus zu gehen“, erklärt Amann. Hier wäre es seines Erachtens wichtig, dass attraktivere Finanzierungen angeboten werden.

“Großwetterlage dreht sich”

Das sollte möglich sein. „Die Großwetterlage dreht sich“, ist der gebürtige Dornbirner Michael Klien, Wohnbauexperte am Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO, überzeugt. Bemerkenswert: Die gegenwärtige Rezession der Gesamtwirtschaft steht dem laut Klien nicht im Weg. Ganz im Gegenteil: Sie könnte dem Bau sogar insofern nützen, als sie den Spielraum der Europäischen Zentralbank erhöhe, größere Zinssenkungen vorzunehmen: „Je schneller und deutlicher das passiert, desto mehr wird bald wieder gebaut.“

Vage Hoffnung für den Wohnbau
„Je schneller und deutlicher es zu Zinssenkungen kommt, desto mehr wird bald wieder gebaut”, ist Michael Klien vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO überzeugt. Foto: WIFO

Für heuer erwartet Klien eine Stabilisierung. Rückgänge würden bereits kleiner werden. Im Übrigen leitet er aus regelmäßigen Unternehmensbefragungen, die das WIFO durchführt ab, „dass es eine Bodenbildung gibt“. Baufirmen würden zwar über fehlende Aufträge klagen: „Wir sehen aber keine weiteren Eintrübungen mehr.“

Glück im Unglück könnte es laut Klien auch im Hinblick darauf geben, dass so wenige Wohnbauprojekte zur Bewilligung eingereicht werden. Wenn es in absehbarer Zeit zu einer Erholung kommt, könnte sich der Wohnungsmangel demnach in Grenzen halten: Viele Wohnungen, die bereits bewilligt seien, seien noch nicht gebaut worden. Aus dem Jahr 2020 seien beispielsweise noch 20 Prozent offen und aus dem Jahr 2021 25 Prozent. „Es schwirren noch viele Projekte herum“, so Klien.