Für 800 Euro „gratis“ in zwölf Lokalen eingekehrt

Vorarlberg / 29.10.2024 • 14:00 Uhr
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Die Frau wurde für den Prozess aus der U-Haft vorgeführt. EC

Die 36-Jährige bräuchte dringend psychiatrische Hilfe, doch die Einsicht fehlt.

Feldkirch Freundlich lächelnd wird die 36-jährige Oberländerin aus der U-Haft vorgeführt. Der Gefängnisaufenthalt war nötig, weil sie eine Straftat nach der anderen verübte und einfach nicht damit aufhören wollte. Familienmitglieder sind gekommen. Sie wollen der Angeklagten unbedingt helfen, sind aber ratlos. Im Strafverfahren geht es vorläufig um die Gesetzesübertretungen, auch die Verwaltungsbehörden haben mit der Frau noch ein Hühnchen zu rupfen, weshalb sie auch Verwaltungsstrafen abzusitzen hat. Mit einer ungewöhnlichen Leichtigkeit lässt sich die bislang Unbescholtene die Handschellen abnehmen und antwortet Richter Rümmele als handle es sich um ein Kaffeehausgespräch zwischen alten Bekannten.

Viel Geduld

Dass sie mit Drogen und Alkohol ein Problem hat, glaubt sie eher nicht. Deshalb findet sie es beinahe deplatziert, dass ihr eine entsprechende Therapie angeboten wird. Verteidigerin Emelle Eglenceoglu zeigt viel Geduld und überredet ihre Mandantin, sich einfach einmal ganz unverbindlich von einem Arzt untersuchen zu lassen. Auch die Bewährungshilfe kann ihr die Rechtsanwältin ein wenig schmackhaft machen. Beidem stimmt die Angeklagte zu. Das Gericht kann nichts anderes tun als eine Bewährungsstrafe auszusprechen und zu drohen, die Frau wieder ins Gefängnis zu stecken, sollte sie sich den Weisungen widersetzen.

Einiges angestellt

Zum einen zog die Arbeitslose durch diverse Lokale. Beispielsweise ließ sie sich am Garnmarkt ein Filetsteak mit Kräuterbutter, Salate, zwei Flaschen Wein sowie einen Coupe Dänemark schmecken, im Tom Cat in Feldkirch kehrte sie ebenso ein wie in Pizzerien, Konditoreien oder Chinarestaurants. Zwölfmal blieb sie die Rechnung schuldig. Teilweise bezahlte sie später. Auch getankt wurde gratis. Das Auto stand zwei Wochen bei der Tankstelle, dann wurde es abgeschleppt. Bei einer Polizeikontrolle wehrte sie sich heftig und versuchte die Beamten durch Tritte und Schläge zu verletzen. Woanders ging eine Vase zu Bruch. Die 36-Jährige kann ziemlich rabiat werden.

Zwickmühle

Der erste Schritt, und das weiß auch Richter Theo Rümmele, wäre die Einsicht und der wirkliche Wille zu einer Therapie. In der Vergangenheit wirkten gewisse Medikamente gut, doch dann setzte die Frau sie ab und das Dilemma begann. 1200 Euro Geldstrafe werden verhängt, dazu fünf Monate auf Bewährung. Die Bewährungsstrafe soll als Rute im Fenster dienen. „Wenn Sie diese Chance nicht ergreifen und es weiter geht, wie bisher, ist der Weg zurück in die Justizanstalt ein kurzer“, kündigt Staatsanwältin Claudia Buss-Gerstgrasser abschließend an. Das Urteil ist rechtskräftig.